FRACTAL UNIVERSE – The Great Filters

cover artwork FRACTAL UNIVERSE The Great Filters

Band: FRACTAL UNIVERSE 🇫🇷
Titel: The Great Filters
Label: M-Theory Audio
VÖ: 04/04/25
Genre: Progressive Death Metal

Bewertung:

3,5/5

Das französische Progressive-Metal-Quartett kehrt mit seinem vierten Album, „The Great Filters„, zurück. Es ist ihr bisher ambitioniertestes, vielseitigstes und komplexestes Werk, das die Grenzen ihres einzigartigen, von Saxophon durchzogenen Progressive Metal weiter auslotet.

FRACTAL UNIVERSE ist eine Progressive- und Technical-Death-Metal-Band, die für ihre vielschichtigen und polyrhythmischen Klanglandschaften bekannt ist. 

Gegründet 2013 in Nancy von den bereits erfahrenen Musikern Vince Wilquin (Gitarre, Gesang, Saxophon) und Valentin Pelletier (Bass), begann die Band früh, ihre eigene Vision von progressivem und technischem Death Metal zu formen. Mit der Zeit festigten sie ihren Ruf als feste Größe der Szene.  Clément Denys (Schlagzeug) stieß einige Jahre später hinzu, und in dieser Formation veröffentlichte die Band drei Alben mit durchweg positiver Resonanz. 2024 komplettierte Yohan Dully (Gitarre) das aktuelle Line-up.

FRACTAL UNIVERSE war schon immer eine Band, bei der technisches Können nicht durch Geschwindigkeit zur Schau gestellt werden musste. Vielschichtige, polyrhythmische Klangwelten verschmelzen mit raffinierten, fusiongetriebenen orchestralen Melodien. Stets experimentell und mit einem eigenen Ansatz, der sie von anderen Bands abhebt – und das hat sich nicht geändert.

Das Album „The Great Filters“ erforscht komplexe Themen mit raffinierten Songstrukturen

The Void Above“ eröffnet das Album und zieht uns in die komplexe Welt von FRACTAL UNIVERSE. Der Song fordert uns lyrisch auf, unsere eigene Bedeutungslosigkeit als Menschheit zu akzeptieren und eine neue Perspektive einzunehmen. Die Songstruktur ist gleichermaßen fließend wie abenteuerlich – ein anspruchsvoller Einstieg.

The Great Filter“ beginnt langsam, melodisch und rhythmisch prägnant. Die Orchestrierung zeigt eine tiefe, vielschichtige Seite der Band. Klanglich erinnert der Song stärker an ältere Veröffentlichungen, wobei technische Passagen auf langsame, melodische Abschnitte treffen. Thematisch wird die Existenz außerirdischen Lebens hinterfragt und die Möglichkeit eines „Great Filter“ diskutiert, der jeglichen Kontakt verhindert. Die ausgefeilte Gitarrenarbeit mit verschachtelten Solos und einer starken Rhythmussektion macht den Track zu einem klaren Highlight.

Causality’s Grip“ verbindet mehrschichtige Harmonien zu einer sphärischen Klanglandschaft. Die beeindruckenden Gesangskapazitäten von Vince Wilquin werden perfekt von subtil akzentuiertem Bassspiel getragen. Ein weiteres Highlight des Albums.

Das Album reflektiert das Schicksal der Menschheit

The Seed of Singularity“ thematisiert den Punkt, an dem künstliche Intelligenz den menschlichen Verstand überholt und neuronale Strukturen obsolet werden. Die Menschheit steht vor der Herausforderung, sich weiterzuentwickeln. Musikalisch verstärken epische Melodien und theatralischer Gesang die futuristische Thematik. Ein unkonventionell strukturierter Song mit eindringlicher Atmosphäre.

Mit „The Equation of Abundance“ kehrt das Album zu einem langsamen, sich steigernden Rhythmus zurück. Es ist mehr ein Progressive-Rock- als ein Progressive-Metal-Track. Die Growls bilden einen Kontrast zur ruhigen, melodischen Klangwelt. Die Geschichte dahinter: Die Menschheit erkennt, dass ihre virtuelle Zuflucht fehlerhaft ist – nun liegt ihr Schicksal in den Händen der Maschinen. Zarte Gitarren und nuancierter Klargesang wechseln sich mit sphärischen Riffs und aggressiven Growls ab und erzeugen eine verstörende Stimmung.

Specific Obsolescence“ beginnt mit einem energiegeladenen Einstieg. FRACTAL UNIVERSE zeigen hier ihre technische Raffinesse mit Blastbeats und dynamischen Bassläufen. Ein langsames Saxophon-Solo in der Mitte sorgt für eine neue Dynamik. Tempowechsel verbinden melodische und aggressive Passagen. Inhaltlich reflektiert der Song den selbstverschuldeten Niedergang der Menschheit durch Ressourcenknappheit und gesellschaftlichen Zerfall. Ein melancholisches Klavier beendet den Track und verleiht ihm zusätzliche Tiefe und Dramatik.

Das Album vereint technischen Death Metal mit virtuosen Gitarrensolos, progressivem Drumming und vielschichtigen Stimmungen.

Dissecting The Real“ kehrt zum technischen Death Metal zurück. Virtuose Gitarrensolos, progressive Drums und ungewöhnliche Taktwechsel prägen den Song, der eine nostalgische Note aus den 70ern mit sich bringt. In „Concealed“ verschmelzen verschiedene Stile. Die Menschheit hat Zerstörung erlebt und muss nun verborgen bleiben, um zu überleben. Sanfte Chöre wechseln sich mit gutturalen Growls ab, während das Saxophon ein fast jazziges Solo beisteuert. Eine melancholische, aber kraftvolle Komposition.

A New Cycle“ ist ein vielschichtiges, orchestrales Finale. Die letzte Hoffnung der Menschheit liegt in Mikroorganismen, die ins All gesandt werden, um Leben auf neuen Welten zu ermöglichen. Musikalisch vereinen sich Wut und Sanftheit, bis das Zusammenspiel von Gitarre und Saxophon das eklektische Album abschließt.

Das Album berührt philosophische und existentielle Fragen zur Zukunft der Menschheit.

Die Produktion ist auf einem sehr hohen Niveau. Besonders der Bass ist in jedem Song klar herauszuhören und verleiht den Tracks zusätzliche Tiefe. Valentin Pelletier liefert hier eine herausragende Performance, die im Mix exzellent herausgearbeitet wurde. Das Album zeigt eine eklektische und ambitionierte Herangehensweise an progressiven Metal. Stellenweise erinnern sie an Ne Obliviscaris (nur mit Saxophon statt Geige) oder an Cynic, behalten jedoch einen eigenständigen, innovativen Sound.

Lyrisch greifen FRACTAL UNIVERSE schwierige Themen auf – tiefgründige, philosophische Fragen, die die gesamte Menschheit betreffen. Teils Science-Fiction, teils ökologische oder gesellschaftliche Themen zeigen sie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und reflektieren kritisch die aktuelle Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Ein Album, das eine existenzielle Geschichte erzählt.

FRACTAL UNIVERSE integrieren das Saxophon kreativ in ihren Progressive-Death-Metal-Sound.

Saxophon im Death Metal ist keine bahnbrechende Neuerung, aber immer noch eine Seltenheit. FRACTAL UNIVERSE experimentieren schon seit längerem mit ungewöhnlichen Instrumenten, doch sie setzen das Saxophon so geschickt ein, dass es sich nahtlos in ihren Sound einfügt. Eine beeindruckende Leistung!

Interessanterweise bezeichnet sich die Band mittlerweile als Progressive Death Metal, während sie früher eher dem Technical Death Metal zugeordnet wurde. Tatsächlich vereinen sie Elemente beider Genres und noch mehr: Manche Passagen erinnern eher an Progressive Metal oder sogar an Progressive Rock. Sie sind zugänglicher geworden als früher, doch ihre technische Raffinesse und ihr Forschergeist bleiben erhalten.

Ein faszinierendes Album voller Ideenreichtum. „The Great Filters“ offenbart eine neue, komplexe Facette von FRACTAL UNIVERSE. Wer der experimentellen Seite des Metal etwas abgewinnen kann, sollte hier definitiv reinhören.

Fazit: FRACTAL UNIVERSE entwickelten sich vom technischen Death Metal zu einem weicheren, experimentelleren Sound – und glänzen nach wie vor in ihrer Nische.

Tracklist

01. The Void Above
02. The Great Filter
03. Causality’s Grip
04. The Seed Of Singularity
05. The Equation Of Abundance
06. Specific Obsolescence
07. Dissecting The Real
08. Concealed
09. A New Cycle

Besetzung

Vince Wilquin – Guitar / Vocals / Saxophone
Valentin Pelletier – Bass
Clément Denys – Drums
Yohan Dully – Guitar

Internet

FRACTAL UNIVERSE – The Great Filters CD Review

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