INHUMAN CONDITION präsentieren mit Mind Trap ihr drittes Studioalbum – und zeigen sich darauf als Band mit klar gefestigter Identität. Nach einer Anfangsphase, in der der Sound noch stark von Massacre geprägt war, hat sich das Trio nun hörbar emanzipiert.
INHUMAN CONDITIONs drittes Album zeigt eine musikalisch gereifte Band.
Den Auftakt macht „Severely Lifeless“. Nach einem langsamen, spannungsvollen Start entfaltet sich ein kraftvoller Midtempo-Death-Metal-Track mit druckvollen Riffs, wuchtigem Growl-Gesang und wechselnden Tempos. Der Sound ist kompakt, erdig und bringt die Sache auf den Punkt – ein gelungener Einstieg ins Album.
Gegründet wurde INHUMAN CONDITION 2020 von den beiden ehemaligen Massacre-Mitgliedern Taylor Nordberg und Jeramie Kling. Mit an Bord ist Bass-Veteran Terry Butler, der ebenfalls mehrfach bei Massacre aktiv war. Schon der Bandname – inspiriert von der gleichnamigen Massacre-EP von 1992 – ließ anfangs vermuten, dass hier der alte Florida-Sound weiterlebt. Doch spätestens mit dem Debüt Rat°God und dem Nachfolger Fearsick zeigte sich, dass hier mehr dahintersteckt. Nun beweist Mind Trap, dass INHUMAN CONDITION ihren eigenen Stil gefunden haben – und ihn noch einmal deutlich verfeinert haben.
„Face For Later“ bringt dann das erste echte Brett: Das Tempo zieht an, es wird thrashiger, wilder und rifflastiger. Der Song feuert aus allen Rohren, mit ruppigem, gutturalem Gesang und einem komplexen Gitarrensolo, das in eine erneute Riff-Attacke mündet. Eine kurze, cineastisch unterlegte Sprachsequenz sorgt für einen atmosphärischen Bruch, der hervorragend funktioniert. Der Track ist tief im klassischen Florida-Death verwurzelt, wirkt durch seine thrashigen Elemente aber eigenständig und modern. Besonders spannend: Auf diesem Song sind mit Paul Mazurkiewicz (Cannibal Corpse) und Jamie Stewart (The Absence) zwei prominente Gäste als Zweitstimmen vertreten. Ganz klar ein Highlight.
Sozialkritische Texte und erstklassige Produktion
Textlich decken die Songs auf Mind Trap ein breites Spektrum ab: Gesellschaftliche Missstände, der Einfluss von Technologie auf den Menschen, blutige Horrorgeschichten, Serienkiller, Sci-Fi und die Abgründe der menschlichen Existenz.
„GodShip“ nimmt nach dem Hochgeschwindigkeitstrip zuvor etwas Tempo raus, bleibt aber druckvoll und kompromisslos. Hier dominieren tiefer gestimmte Gitarren, stampfende Drums und eine düstere, bedrohliche Atmosphäre. Tempowechsel sorgen für Dynamik, ohne dass der Song seine Richtung verliert.
In ähnlichem Stil folgt „The Betterment Plan“ – abwechslungsreich, mit gut getakteten Tempowechseln und fester Struktur. Kein Wunder, dass die Band genau diesen Song vorab als Single veröffentlicht hat. Eine gute Wahl, denn er gibt die Marschrichtung des Albums überzeugend vor.
Wie bereits erwähnt, besteht das Trio seit seiner Gründung in unveränderter Besetzung:
Jeramie Kling (Dritt Skit, Eye of Purgatory, Goregäng, Invictus, Kill Division, Necromancing the Stone, Ninety Minute Reflex, Ribspreader, The Absence, ex-Massacre, ex-Venom Inc.) übernimmt Gesang und Schlagzeug. Taylor Nordberg (Deicide, Dritt Skit, Eye of Purgatory, Goregäng, Raven Glare, Ribspreader, Scab, The Absence, ex-Massacre) ist an der Gitarre zu hören, und Terry Butler (Denial Fiend, Obituary, Hideous, Left to Die, Living Monstrosity, ex-Castrofate, ex-Massacre, ex-Six Feet Under, ex-Death, ex-Obliterhate) spielt Bass.
Allein beim Lesen der Band-Historien wird klar, mit welchem Erfahrungsschatz hier gearbeitet wird – diese Musiker wissen genau, was sie tun.
Brutaler, aggressiver Sound
Auch in der zweiten Albumhälfte bleibt die Band ihrer Linie treu. „Mind – Tool – Weapon“ wirkt kompromisslos und treibend, mit packenden Riffs und wuchtigem Groove. „Chaos Engine“ legt in Sachen Geschwindigkeit und Schärfe noch einmal nach – aggressive, sirrende Gitarren und ein gnadenloser Drive dominieren den Song.
Die Produktion verdient ebenfalls Anerkennung: Verantwortlich dafür zeichnen erneut Kling und Nordberg selbst, die das gesamte Album in ihrem eigenen Studio aufgenommen haben. Sie haben sich dabei bewusst Zeit gelassen – und das hört man. Der Sound ist klar, ausgewogen und kraftvoll, jedes Element sitzt genau da, wo es hingehört.
Mit „Recollections Of The Future“ folgt ein weiterer Track mit cineastischem Intro, langsam aufgebaut und atmosphärisch dicht. Der Song entwickelt sich zu einem klassischen Death-Metal-Stück mit schweren Riffs, gutturalem Gesang und einem durchdachten Solo, das den Song aufwertet, ohne die dystopische Grundstimmung zu verlieren.
„Obscurer“ sticht mit einem besonders rasanten Refrain hervor, während das abschließende „Science Of Discontent“ die Platte mit einem letzten energischen Schlag beendet. Die Intensität bleibt bis zum Schluss erhalten – ein gelungenes Finale.
Ein Tribut an den Florida-Death-Metal
INHUMAN CONDITION schaffen es, die besten Elemente aus Death und Thrash Metal zu kombinieren – in einem durchgehend rifforientierten Sound, der eingängig und roh zugleich ist. Die Musik erinnert stark an klassischen Florida Death Metal: tief gestimmte Gitarren, hektisch peitschende Riffs, kehliges Gebrüll. All das definiert den Stil der Band.
Gitarrist Taylor Nordberg spielt nicht nur technisch einwandfrei – sein Spiel bringt auch ein hohes Maß an Charakter mit. Man hört an vielen Stellen eher den Einfluss von Deicide als von Massacre, was der Band hilft, sich ein Stück weit zu emanzipieren. Mind Trap ist sicher kein revolutionäres Album, aber eines, das hervorragend funktioniert. Die Musik wirkt vertraut, angenehm rau und nostalgisch – ein Album, das man immer wieder hören kann, nicht wegen seiner Neuerungen, sondern wegen seines ehrlichen, old-schooligen Flairs.
Fazit: Wuchtiger Sound, voller starker Riffs und roher Vocals – Mind Trap zeigt INHUMAN CONDITION als gereifte Band mit klarer Handschrift.
Tracklist
01. Severely Lifeless
02. Face For Later
03. GodShip
04. The Betterment Plan
05. Mind – Tool – Weapon
06. Chaos Engine
07. Recollections Of The Future
08. Obscurer
09. Science Of Discontent
Besetzung
Jeramie Kling – Vocals, Drums
Taylor Nordberg – Guitars
Terry Butler – Bass