Diese Veröffentlichung markiert das zehnjährige Jubiläum des ursprünglichen Materials der Australier MESARTHIM. Isolate gilt als Meilenstein, und die Neuauflage unter dem Titel Isolate X erscheint nun zusammen mit einem zweiten LP: Die Originalsongs wurden von befreundeten Künstlern aus dem Avantgarde-Music-Kosmos sowie Weggefährten der Band neu interpretiert und eingespielt – jedes Stück ein Tribut an das ursprüngliche Werk.
Einzigartiger, atmosphärischer Sound
Der Stil lässt sich als Atmospheric Black Metal/Trance oder Atmospheric Black Metal, Electronic Black Metal – oder, wie die Band selbst ihn bezeichnet, als „Cosmic Black Metal“ – umschreiben. All diese Bezeichnungen fassen treffend zusammen, was hier zu hören ist.
Isolate war ein bahnbrechendes Werk, nicht nur wegen seines frischen Zugangs zum Thema „Outer Space“, sondern vor allem durch die nie zuvor gehörte Verschmelzung von Black Metal und elektronischen Elementen. Nur wenige Bands wagten damals eine solche Verbindung von Metal und elektronischen Beats wie MESARTHIM. Sie erschufen damit einen einzigartigen Klang, der seither vielfach aufgegriffen wurde – doch die Atmosphäre, die Verlorenheit und das Leiden, das aus MESARTHIMs Musik spricht, bleibt im Original unvergleichlich eindrucksvoll.
Nicht ohne Grund wurden sie als Black Metal-Version von Jean-Michel Jarre, Vangelis oder Tangerine Dream bezeichnet: MESARTHIM legten ihrer Musik eine unkonventionelle, neuartige Klangschicht bei, ohne dabei den Kern – den Black Metal – aufzugeben. Wolkenverhangen, kosmisch und verstörend.
Eine einzigartige Kombination aus Screams und Synths
„Osteopenia“ gehört zu den meistgefeierten Songs des Albums. Er führt direkt in den charakteristischen Sound der Band ein: Die Verbindung von Screams und Synthesizern – mittlerweile MESARTHIMs Markenzeichen – ist hier von der ersten Note an präsent. Die Atmosphäre ist unverkennbar die eines Black-Metal-Stücks, doch die Melodielinie wird nicht von Gitarren getragen, sondern von elektronischen Klängen – ein einzigartiger Ansatz. Wenn Black Metal von Atmosphäre lebt, dann fängt dieser Song genau das ein: zart und verzweifelt, melodisch und aggressiv zugleich. Ein wirklich beeindruckendes Stück.
Die Neuinterpretation stammt von REMINA, der neuseeländischen Atmospheric Gothic/Doom-Metal-Band. Ihr Beitrag wirkt authentisch und bewahrt die Stimmung des Originals. Doch sie geben dem Stück einen langsameren, dramatischeren Charakter, mit Gitarren und traditioneller Instrumentierung. Heike Langhans’ Gesang verleiht der Komposition zusätzliche Tiefe und eine noch schwermütigere Aura. Eine kluge und respektvolle Neuinterpretation, die dem Song eine neue Dimension verleiht – sehr gelungen.
MESARTHIM selbst bleiben auch nach zehn Jahren noch im Verborgenen. Über die Band ist bis heute kaum etwas bekannt. Die beiden Gründungsmitglieder, aktiv seit 2015, nennen sich lediglich “.“ (verantwortlich für alles außer den Gesang) und “.“ (Vocals). Beide sind außerdem im Projekt Left Horn of the Ram aktiv, stilistisch ähnlich ausgerichtet. Offiziell erfährt man nicht mehr – das Geheimnis bleibt bestehen.
Aggressive Gitarren und dynamische Elektronik
Der zweite Song „Declaration“ vermittelt eine positivere Stimmung: wuchtigere Drums, klarer strukturierter Rhythmus und höheres Tempo. Der unverwechselbare Stil ist weiterhin präsent, diesmal jedoch dichter und stärker im Ambient- und Melodiebereich verwurzelt.
Die Neuaufnahme stammt von der noch jungen italienischen Black-Metal-Band BIANCA (mit Mitgliedern von Hideous Divinity und Patristic). Ihre Version ist eine erbarmungslos schwarze Metalwand, die lediglich die melodische Linie des Originals beibehält. Eine wahre Soundwand: aggressiv, mit präsenten Gitarren und deutlich härteren Vocals. Dennoch bleibt das Original erkennbar. Tempowechsel führen zu einem kontrastierenden Mittelteil mit weiblichem Gesang, der eine neue Dimension eröffnet. Eine Neuinterpretation, die sich stark vom Ursprung entfernt, aber äußerst interessant und gelungen ist.
Der dritte Track auf Isolate X, „Isolate„ ist zugleich das Abschlussstück des Originals. Gitarrenakkorde eröffnen das Stück und bleiben im Hintergrund bestehen, doch die Synths übernehmen zunehmend die Führung. Ein introspektives Instrumental, fast ausschließlich aus ambienter Elektronik. Die Neuinterpretation stammt von MIDNIGHT ODYSSEY, ebenfalls aus Australien und stilistisch eng verwandt. Hier wird der Song vollständig elektronisch umgesetzt, mit mehr Tempo und neuer Dynamik – die Essenz bleibt jedoch gewahrt. Eine weitere originelle und durchdachte Neufassung.
Bewahrung des Originals mit kosmischem Anstrich
Die Produktion ist hervorragend: Der ursprüngliche Sound bleibt erhalten, während die Neuinterpretationen voller Dynamik und sehr fein ausgearbeitet klingen – ideal für diese Art Musik. Spürbar ist der große Respekt, den MESARTHIM sich in der Szene erarbeitet haben. Die Balance zwischen der Klarheit der elektronischen Elemente und der rauen Black-Metal-Basis ist perfekt getroffen. Die Vocals setzen den notwendigen Kontrast.
Ein gemeinsamer Nenner aller beteiligten Bands ist das Attribut „cosmic“. Ob durch Texte oder die charakteristischen Klangflächen – stets schwingt die Assoziation mit Raum, Universum und Unendlichkeit mit.
Eine melancholische Note prägt das folgende Stück „Interstellar“. Eine zarte, traurige Melodie auf Keyboard/Piano, begleitet von Gitarren und verschiedenen Synth-Klängen. Erneut ein eher ambientes Stück, weniger Black Metal. Die neue Version stammt von den australischen Kollegen GERM, ebenfalls mit ähnlicher Ausrichtung. Hier wird die Melancholie verstärkt, mit neuen Akzenten und zusätzlichen Klangfarben, die den ursprünglichen Ansatz unterstreichen. Mit Einflüssen aus Blackgaze und Post-Black Metal gewinnt das Stück an Dynamik, Variationen und Dramatik. Eine interessante Transformation und eine weitere gelungene Neuinterpretation.
Auch das Artwork wurde neu aufgelegt: ein handgemaltes Werk von REMINAs Heike Langhans, das die ursprüngliche NASA-Aufnahme des Pferdekopfnebels neu imaginiert.
Die Essenz bleibt erhalten
„Abyss“, ein weiterer Favorit aus dem Original, besticht erneut durch die Spannung zwischen zarter Synth/Keyboard-Melodie und rohen Gitarren sowie den gequälten, ungeschliffenen Vocals. Diese Kombination aus Zerbrechlichkeit und Aggression wird hier besonders eindrucksvoll eingefangen – ein wahres Highlight.
Die Neuinterpretation stammt von MARE COGNITUM, dem US-amerikanischen Atmospheric-Black-Metal-Soloprojekt. Hier unterscheidet sich das Ergebnis nur geringfügig vom Original: andere Gitarrensounds, einige zusätzliche Gesangspassagen, verändertes Mixing. Eher eine Art Remaster als eine Neudeutung – mit klarerem Klang, aber ebenfalls überzeugend.
Das letzte Stück der neuen LP ist „Floating“. Ursprünglich ein kurzes, introspektives Piano-Interlude, wird es nun von VRAZORTH – einer aufstrebenden kosmischen Kraft aus Schweden – neu interpretiert. Die ursprüngliche Melodie wird erweitert, mit mehr Instrumenten und einem black-metallischen Anstrich versehen. Unterschiedliche Tempos, eine originelle Verbindung von Elektronik und Black Metal auf einer anderen Ebene. Ein beeindruckender und würdiger Abschluss.
Ein frischer Blick auf ein prägendes Debüt
Isolate X ist eine ideale Gelegenheit, MESARTHIMs Debüt aus einer unerwarteten Perspektive neu zu entdecken – oder erstmals kennenzulernen. Ein Album, das großen Einfluss auf sein Genre hatte und viele neue Hörer erreichte. Selbst Elektronik-Fans fanden hier einen Zugang zum Black Metal.
Das Album hat die Zeit überdauert, und der Respekt, den andere Künstler mit ihren Neuinterpretationen zollen, ist unübersehbar. Der „cosmic Black Metal“ von MESARTHIM und ihren Mitstreitern wirkt heute frischer und überzeugender denn je. Eine Atmosphäre, die einzigartig und faszinierend bleibt. Isolate als Meisterwerk, begleitet von einem klug zusammengestellten Tribute-Album – ein Muss für Fans des Genres. Höchst empfehlenswert.
Fazit: MESARTHIM feiern mit „Isolate X“ ihr Vermächtnis – ein zeitloses Werk, das auch nach zehn Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat.
Tracklist
“Isolate”
01. Osteopenia
02. Declaration
03. Interstellar
04. Abyss
05. Floating
06. Isolate
“Isolate X”
01. Osteopenia
02. Declaration
03. Isolate
04. Interstellar
05. Abyss
06. Floating
Besetzung
. – Weitere
. – Vocals