Schon die ersten Sekunden von »Web of Lies« machen klar, dass FROSTSHOCK nicht zurückgekehrt sind, um vorsichtig anzuklopfen. »Hibernation’s End« fühlt sich an wie ein bewusst gesetzter Neuanfang, hart gespielt, sauber produziert und mit einem klaren künstlerischen Ziel. Die Band bewegt sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen Melodic-Death und Thrash-Metal, wirkt hierbei fokussierter als je zuvor. Wo frühere Veröffentlichungen noch suchend klangen, herrscht hier Konsequenz. Jeder Song scheint genau zu wissen, was er will, und vor allem, wie er es erreicht.
Zwischen Kälte und Kontrolle
Das Album lebt von starken Riffs, die nicht nur aggressiv, sondern desgleichen einprägsam sind. »Emerged« und »The Swarm« setzen früh Akzente. Thrash-getriebene Strophen treffen auf melodische Leads, die nie kitschig wirken. Besonders auffällig ist das Gespür für Dynamik. FROSTSHOCK lassen ihre Songs atmen, brechen Tempi auf, ziehen Spannungsbögen und vermeiden so die oft gefürchtete Gleichförmigkeit dieses Genres.
Der Titelsong »Hibernation’s End« bildet das Zentrum der Platte. Hier kommen alle Stärken zusammen. Druckvolle Rhythmusarbeit, präzise gesetzte Breaks und ein Refrain, der hängen bleibt, ohne sich aufzudrängen. Der Song wirkt wie ein Statement, musikalisch wie inhaltlich. Es geht um Aufbruch, um das Abschütteln von Stillstand, ohne dabei plakativ zu werden.
Gitarrenarbeit mit Handschrift
Flemming Wehren und Mathias Michalczak liefern eine Gitarrenarbeit ab, die sowohl technisch sauber als daneben emotional greifbar ist. Die Harmonien sitzen, Soli werden nicht zur Selbstdarstellung, sondern sind sinnvoll in die Songs eingebettet. Besonders »Ascenders Bane« zeigt, wie gut die beiden aufeinander abgestimmt sind. Hier wechseln sich aggressive Riffsalven mit melodischen Linien ab, die dem Song Tiefe geben.
Was auffällt, ist der Mut zur Klarheit. Die Band verzichtet auf überladene Arrangements. Stattdessen setzt sie auf präzise gesetzte Akzente. Das sorgt dafür, dass selbst komplexere Passagen nachvollziehbar bleiben und ihre Wirkung entfalten können.
Rhythmussektion als Rückgrat
Fabian Schieffers am Schlagzeug und Steffen “Woody” Holz am Bass bilden ein solides Fundament, das dem Album seine Durchschlagskraft verleiht. Das Drumming ist variabel, treibend und punktgenau. Blastbeats kommen dosiert zum Einsatz und verlieren deshalb nicht ihre Wirkung. Der Bass ist erfreulich präsent, speziell bei »Omniscience«, wo er den Songs zusätzlichen Druck verleiht, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Diese Rhythmussektion trägt entscheidend dazu bei, dass »Hibernation’s End« folgendermaßen geschlossen wirkt. Nichts wackelt, nichts wirkt beliebig. Man spürt, dass hier als Band gearbeitet wurde und nicht als Sammlung einzelner Instrumentalisten.
Gesang und Atmosphäre
Der Gesang von Flemming Wehren bewegt sich souverän zwischen aggressiven Growls und verständlichen, kraftvollen Passagen. Die Stimme passt perfekt zum musikalischen Grundton des Albums. Sie ist rau, im Gegensatz hierzu kontrolliert, wütend, ohne chaotisch zu wirken. Inhaltlich bleibt das Album düster, beschäftigt sich mit Themen wie Manipulation, Macht und innerem Wandel, ohne in platte Metaphern abzurutschen.
Gerade »Shaping the Weak« und »Whatever Lies Beyond the Black Sky« zeigen, dass FROSTSHOCK überdies atmosphärisch arbeiten können. Die Songs bauen Spannung auf, lassen Raum für Nachhall und wirken dadurch nachhaltiger als reine Nackenbrecher.
Produktion und Gesamteindruck
Die Produktion ist druckvoll, im Kontrast hierzu nicht steril. Jedes Instrument hat seinen Platz, die Gitarren klingen bissig, das Schlagzeug organisch. Der Sound unterstützt die Songs, statt sie zu überdecken. Das ist gerade im Melodic-Death und Thrash-Metal keine Selbstverständlichkeit.
»Hibernation’s End« ist kein Album für nebenbei. Es fordert Aufmerksamkeit, belohnt diese allerdings mit starken Songs, klarer Haltung und handwerklicher Qualität. FROSTSHOCK zeigen hier, dass sie ihre Stärken kennen und konsequent einsetzen.
Mit »Hibernation’s End« liefern FROSTSHOCK ihr bislang stärkstes Werk ab. Ein Album, das sowohl Fans harter Riffs als auch Liebhaber melodischer Feinheiten anspricht. Die Band klingt geschlossen, selbstbewusst und hungrig. 4,5 von 5 Punkten sind hier absolut gerechtfertigt.
Fazit: »Hibernation’s End« zeigt FROSTSHOCK auf einem neuen Höhenflug.
Tracklist
01. Web of Lies
02. Emerged
03. The Swarm
04. Hibernation’s End
05. Ascenders Bane
06. Omniscience
07. Shaping the Weak
08. Whatever Lies Beyond the Black Sky
Besetzung
Flemming Wehren – Vocals & Guitar
Mathias Michalczak – Guitar
Fabian Schieffers – Drums
Steffen “Woody” Holz – Bass

