Gotthard – Freddy Scherer

Mit BANG! Zum 15. Mal auf Platz 1 der Schweizer Albumcharts, ein eigener Wein am Start und eine Welttour die von Japan bis Brasilien führt. Das sind schon genügend Gründe um bei ihrem Stopp in Kundl einmal mit Gotthard-Gitarristen Freddy Scherer zu sprechen.

Pic by S.Markmann

CE: Danke dass du dir vor der Show noch Zeit nimmst, ihr seid ja gerade auf Europatour, wie läuft es denn bisher so?

FS: Ja sehr gut, die Konzerte sind sehr gut besucht, vor allem die Stimmung ist sehr super und was man vor allem merkt im Vergleich zu letzten Tour ist, die Leute etwas unbelasteter auf das Konzert kommen und einfach nur eine schöne Zeit erleben wollen und eine Party feiern wollen. Logischerweise war auf der letzten Tour alles ein wenig anders, da wollte doch fast die Hälfte der Leute erst einmal checken, wie denn der neue Sänger ist und und und. Ich denke aber wir haben diesen Zwischenschritt hinter uns und hatten wirklich ganz schöne Parties bisher.

CE: Jetzt sind ja auf dieser Tour die Entfernungen zwischen den Städten nicht gerade groß, nehmen wir Regensburg, Nürnberg, München, Kaufbeuren und jetzt Kundl und trotzdem sind die Hallen wo ihr spielt relativ groß. War das ein bewusster Schritt?

FS: Es steckt natürlich eine Idee dahinter und zwar dass man viel näher zu den Leuten hin will. Auf der letzten Tour haben wir ja nur 8 Konzerte gespielt und die auch noch am Wochenende, und jetzt haben wir fast das Doppelte und sind auch viel näher zusammen, was aber auch das Risiko bringt, dass einmal weniger Leute zu einem Konzert kommen aber uns insgesamt doch mehr Leute gesehen haben. Das ist voll aufgegangen, wie du sagst sind die Städte teilweise nur 100 Kilometer voneinander entfernt, da kann es schon mal sein dass die große Halle einmal nur halb voll ist, am Ende des Tages, wenn du beide Konzerte zusammenzählst, dann haben uns ja trotzdem mehr Leute gesehen.

CE: Begonnen hat die Tour ja in Japan. Wie würdest du denn da den Unterschied sehen im Gegensatz zu Europa?

FS: Massiv, und da ist alles anders. Von den Leuten über das Essen, einfach alles. Also für uns ist das das abnormalste Land, also für unsere Tessiner Kultur. Klar, auch in Südamerika ist es anders, aber es bleibt immer noch so im spanischen oder portugiesischen Stil aber Japan ist echt anders, alleine schon die Kommunikation ist schwierig, auch wenn heutzutage der eine oder andere Japaner auch schon Englisch kann. Die Leute sind auch ganz anders drauf, sie haben sich zwar schon dem Westen angenähert, früher hatten sie so viel Respekt, da haben sie sich fast nicht getraut zu klatschen, heute ist es dann schon so, dass sie mehr aus sich herausgehen, aber immer noch mit sehr viel Respekt, es gibt auch immer wieder Fans die warten in der Hotellobby bis einer von uns vorbeiläuft, und da wird dann ganz respektvoll gefragt, ob sie dürften ob sie könnten, so mit Verneigung, das ist schon ganz Speziell.

CE: Im Dezember geht es ja dann nach Südamerika gemeinsam mit Edguy und Hammerfall. Aus meiner Sicht alleine von der Größe der Bands eine in Europa kaum durchführbare Tour, wie sind denn da die Erwartungen?

FS: Ja die Erwartungen sind gut, es ist ja so, dass eigentlich jede Band dort alleine unterwegs sein könnte,  es ist aber vor allem ein Kostenfaktor wenn man nach Südamerika geht, die ganzen Flüge, es wird ja nur geflogen, es gibt nur Flugshows in dem Sinn, mit dem ganzen Material vereinfacht es da einfach, wenn man zu dritt unterwegs ist. Zusätzlich sind dann auch gleich mal statt 1000 Leuten 2000 oder 3000 vor Ort, da profitiert man auch davon. Es zwar dann nicht die eigene Show, man spielt ein bisschen kürzer, wie spielen dann so zwischen einer Stunde und 75 Minuten,  für die Leute ist es auch gut, die haben ja auch nicht die einfachsten Zeiten und dann können sie mit einem Tickets 3 Bands bekommen.

CE: Wie wählt ihr eigentlich die Setlist für eine Tour aus, ihr habt ja doch sehr viel Material, bei der Tour ist zwar klar, dass viel von BANG! kommt, aber wie wählt ihr den Rest?

FS: Das sind natürlich immer wieder endlose Diskussionen, wir haben jetzt aber ein Set gefunden, wir zwar für Südamerika wieder gekürzt da wir ja dort viel kürzer spielen. Wir fangen die Tour immer irgendwie an, machen eine Mischung so dass jeder etwas hat, irgendwann während der Tour merkt man, das funktioniert, das funktioniert nicht, und je länger die Tour dauert, kommt man auch auf Sachen, die man erst kreiert oder komponiert, da geht es nicht mal um Songs sondern auch so zwischen den Songs, kleine Gags, kleine Einwürfe, haben jetzt auch seit 2 Wochen ein Schlagzeugsolo dabei. Es startet also einfach irgendwie, sieht was läuft gut, was nicht so gut, man sieht dann auch ob man zu viele neue Songs dabei hat oder zu wenige.  Ich glaube jetzt sind wir aber an einem guten Punkt.

CE: Wie bereitet ihr euch eigentlich überhaupt auf eine Tour vor?

FS: Es kommt immer drauf an wie viel Zeit wir haben. Normalerweise kommst du aus dem Studio raus, dann musst du mal schnell den Kopf leeren, dann geht schon die Promo-Arbeit los, wenn wir dann 4,5 oder 6 Wochen Zeit haben das Set einzustudieren dann sind wir schon gut dabei. Das war aber schon immer so, 2 Monate hatten wir noch nie. Man macht aber eh nur die Basics vom Programm, der Rest ergibt sich dann sowieso.

CE: BANG! ist jetzt schon seit April am Markt, wenn du jetzt nochmal drauf schaust, würdest du was ändern?

FS: Nix, überhaupt nix.

CE: Es ist ja schon das 15. Nummer 1 Album der Band, wie wichtig sind euch Chartpositionen überhaupt?

FS: Es ist zwar eine Bestätigung, ist aber nicht immer ganz relevant da es ja auch darauf ankommt, wann die Cd kommt, gibt es mehr oder weniger Konkurrenz, aber Nummer 1 ist Nummer 1. Es ist aber eine Bestätigung für ein Produkt an dem du das ganze Jahr gearbeitet hast, mit Songs schreiben, aufnehmen, Produzenten auswählen, mischen, Cover entwerfen, den Albumtitel auswählen und so weiter. Wenn das dann raus kommt bist du schon nervös wie es wohl ankommt, es ist ja dein Ding, ja und Nummer 1 zeigt, dass es die Leute mögen.  Die Top 10 Platzierung in Deutschland war für uns sehr wichtig. Wie gesagt, es bedeutet sehr viel, aber man darf es auch nicht überbewerten, aber man hat es doch gerne.

CE: Mit Charlie Bauerfeind habt ihr einen sehr bekannten Mann als Co-Produzenten an Land gezogen, wie ist denn die Wahl auf ihn gefallen?

FS: Ja, wie bei jeder Produktion sitzen wir zuerst zusammen, dann gibt es 3 oder 4 Wunschkandidaten, manchmal auch 5, ja dann können 2 schon einmal nicht, dann bleiben nur noch 3, dann sitzt man sich damit zusammen, diskutiert das Projekt, die Philosophie, nimmt dann eventuell auch noch eine Testproduktion auf, meistens einen Song, und das hat bei Charlie so gut funktioniert, da hat es dann keine Fragen mehr gegeben. Es ist ja ein heikler Punkt, Gotthard ist seit 20 Jahren unterwegs, man weiß was man will und trotzdem will man jemanden von außen der das ganze Finetuned ohne alles auf den Kopf zu stellen und das hat der Charlie sehr gut gemacht. Wir hatten da aber bei den letzten Alben sowieso immer Glück, da waren die Co-Produzenten und die Produktion schon das Geld wert.

CE: Wie würdest du denn den Unterschied zwischen BANG! und Firebirth aus der Sicht des Musikers sehen?

FS: Fröhlicher, Energiegeladener, Positiver. Firebirth war eher dunkler, man spürt, dass die Band da durch eine schwere Zeit gegangen ist, es war einfach noch nicht erlöst. BANG! jedoch klingt erlöst und wieder eher wie die jungen Gotthard.

CE: Bei den Videos habt ihr euch ja einiges einfallen lassen. BANG! zum Beispiel sieht sehr aufwändig aus mit diesem Fußballspiel. Wie seid ihr da denn auf die Idee gekommen und wie habt ihr Pascal Zuberbühler und Kubilay Türkyilmaz  dazu bewegt mitzumachen?

FS: Eine Idee entwickelt sich immer aus mehreren Ideen. Man hat 3-4 Ideen, 2 gehen gleich gar nicht und wenn man über eine Idee nachdenkt kommt die nächste Idee. Es war fast wie ein Mosaik. Wir wollten ein Video im Sommer veröffentlichen, da war natürlich die WM und wenn wir nicht auf den Fußball eingehen, dann geht es unter. Dann kam eben die Idee mit schwarz-weiß,  und dann hat ein Stein den anderen ausgelöst und es kam die Idee mit dem Spiel Schweiz gegen Deutschland in Bern in den 50ern. Wir haben dann tatsächlich die alten Aufnahmen bekommen, da hat der Videoproduzent natürlich gemeint wir sollten auch mitspielen. Dann haben wir gedacht wir nehmen noch ein paar Kumpels dazu, den Pascal kennen wir sehr gut, auch privat, der Türkyilmaz ist ein Kumpel vom Leo und der Esposito ist wieder ein Kumpel vom Türkyilmaz. Ja als klar war was wir machen wollen ist es sehr schnell gegangen.

CE: Für C’est la vie ging es dann überhaupt nach Kuba, wie kam da die Idee in so einer ungewöhnlichen Location zu drehen?

FS: Das kam von unserem Videoproduzenten, wir haben eher an Paris gedacht, auch wegen dem Song. Ja Paris ist ja schon 1000 Mal gemacht worden machen wir mal was anderes, ohne den Stil zu verändern, dieses romantische melancholische nur halt auf Kuba. Und man muss unseren Sänger nicht lange fragen ob er nach Kuba zum Drehen will.

CE: Seit kurzem habt ihr auch einen eigenen Wein, was kannst du mir denn darüber erzählen?

FS: Wir haben die Promofotos für Firebirth in einem Weinkeller gemacht und während der Aufnahmen hat der Weinbauer gesagt, wir sollen ein Fass unterschreiben, dann haben wir eben ein Gotthard-Fass. Wir haben auch gar nicht darüber gesprochen, dass das unser Wein sein soll. Wir haben dann Fotos gemacht unterschreiben und irgendwann kam die Frage, was machen wir jetzt mit dem Fass, behalten wir es, verkaufen wir es. Am Ende des Tages haben wir beschlossen es länger lagern zu lassen, es ist also ein Unikat Wein, es gibt 225 Flaschen, und der Verkauf geht zu Gunsten einer Stiftung in der Schweiz für Muskelkranke Menschen, wir haben ein paar Flaschen, der Weinbauer hat ein paar Flaschen, der Rest wird eben verkauft, es ist eben eine Non-Profit Idee dafür haben wir aber unseren eigenen Wein.

CE: Gotthard gibt es jetzt ja schon seit gut 20 Jahren, wenn du auf deine Karriere zurückblickst, würdest du etwas ändern?

FS: Gut, es gibt immer Dinge die man verbessern könnte, ich bin jetzt seit gut 10 Jahren dabei, kann also nur von der Zeit reden, würde aber aus dieser Zeit nichts ändern, also nichts was man ändern könnte, ich denke jedes Album hat seine Berechtigung, war wichtig für das nächste Album, es war eine fortführende Straße, leider auch mit dem Moment wo Steve gestorben ist, das kann man aber nicht beeinflussen, das ist eben Schicksal, von dem her haben wir aber alles richtig gemacht.

 

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