

Rising klingt nach Aufbruch. Was genau erhebt sich hier eigentlich – musikalisch oder persönlich?
Hallo Robert, zunächst einmal vielen Dank für das Interview und die Chance ein wenig über unser neues Album zu plaudern. Und gute Frage, haha. Ehrlich gesagt, wir haben bei der Wahl des Albumtitels gar nicht so weit gedacht. Wir hatten erst nach den Aufnahmen unseres selbstbetitelten Albums einen eigenen „Olymp“-Song geschrieben. Der Text im Refrain fängt mit „Olymp is rising“ an und da dieser Song erst für das zweite Album fertig war, erschien es uns passend, das Album Rising zu nennen. Es steckt also keine wirklich tiefgründige Geschichte dahinter. Sinnbildlich zum Thema Aufbruch oder Erheben passt allerdings, dass das Cover nun die Oberwelt und den Olymp zeigt, während das Cover des ersten Albums den Eingang zum Hades abbildet.
Wie lange hat euch der Schreibprozess für dieses Album begleitet, und gab es einen Moment, an dem klar war: Das ist jetzt Rising?
Kurz vor dem Release unseres ersten Albums Ende 2023 ist bereits das erste Material für Rising entstanden. Insgesamt hat der Schreibprozess ca. ein Jahr gedauert. Man muss sich das bei uns so vorstellen, dass wir die Songs zusammen im Bandraum erarbeiten. Das kann manchmal länger dauern und manchmal kann auch ein Song in nur einer Probe entstehen – Olive Wreath ist so ein Kandidat. Die Songs sind damit in einem deutlich knapperen Zeitraum als für das erste Album entstanden und als wir acht Songs fertig hatten, hat sich alles ziemlich rund für uns angefühlt und wir wussten, dass wir genug Material für ein Album haben. Uns schwebte von Beginn an ein schneller und kurzer Banger als Starter vor, Olive Wreath, aber wir wollten trotzdem episch starten. Schließlich kam als letztes noch Prodromos, der „Vorläufer“, hinzu und wir haben mit den Aufnahmen gestartet.
Im Vergleich zu euren früheren Releases wirkt der Sound kompakter und zugleich aggressiver. War das ein bewusster Schritt?
Ja, das kann man schon so sagen. Dadurch, dass der Schreibprozess über die gesamte Zeit nicht so zerstückelt wie beim ersten Album war – Corona hat einiges dazu beigetragen – waren wir fokussierter im Sound. Auch im Mixing und aufnahmetechnisch sind wir stärker auf einen etwas Direkteren, aggressiveren, dennoch oldschooligen, Sound gegangen.
Welche Rolle spielte eure Live-Erfahrung beim Songwriting für dieses Album?
Wir machen uns meist ehrlich gesagt gar keine allzu großen Gedanken beim Songwriting. Wir probieren und jammen viel. Was uns gefällt nehmen wir, verbessern und verfeinern es. Vieles verwerfen wir auch wieder, wenn wir merken, dass es irgendwie nicht von alleine so richtig rollen will. Wahrscheinlich spielt auch hier am stärksten unbewusst unsere Live-Erfahrung rein. Songs, die uns viel Spaß machen, machen auch unserem Publikum Spaß. Wenn wir also Riffs oder Abfolgen im Proberaum immer wieder spielen und merken, dass es anfängt uns zu langweilen oder der Funke irgendwie nicht überspringt, dann ändern wir was.
Gibt es einen Track auf Rising, der euch besonders gefordert hat – technisch oder emotional?
Der Prozess bis Thread of Life fertig war hat relativ lange gedauert. Wir hatten einige Teile des Songs fertig aber irgendwie hat es lange Zeit einfach nicht so richtig gepasst. Schließlich haben wir knapp die Hälfte der ursprünglichen Variante des Songs über den Haufen geworfen und neu angefangen. Da hat es dann plötzlich Klick gemacht aber bis dahin war es doch ein recht langer Weg. Weiterhin ist White Rose ein Song, der uns sehr wichtig ist. Wie der Titel sagt, handelt es sich hierbei um eine Hommage an die Widerstandsgruppe der Weißen Rose, die ihren Kampf für – für uns selbstverständliche – Werte, mit ihrem Leben verteidigt hat. Wie emtional fordernd die Komposition war, besonders die Recherche zum Text und des Einspielers am Ende des Songs, kann sich wohl jeder vorstellen, der im Geschichtsunterricht aufgepasst hat.
Eure Texte wirken direkter als zuvor. Wolltet ihr weniger verschlüsseln und mehr auf den Punkt kommen?
Auch etwas, was eher unbewusst im Rahmen des kompakteren Songwriting entstanden ist. Für gewöhnlich schreiben wir zuerst die instrumentale Musik und der Gesang und somit die Texte werden danach erstellt. In dem Fall hat sich die Art der Texte wohl der Musik gut angepasst.
Heavy Metal lebt von Energie, aber auch von Haltung. Wofür steht OLYMP auf diesem Album?
Olymp steht, und das nicht nur auf dem Album, für authentischen Heavy Metal mit DIY-Charme. Wir sind vier Typen, die einfach richtig Bock darauf haben zusammen Mucke zu machen und zu hören und Konzerte, ob auf oder vor der Bühne, zu genießen. Speziell auf dem Album wird unsere Haltung insbesondere durch White Rose klar: für Menschlichkeit, gegen Diskriminierung und Rassismus.
Wie sah die Zusammenarbeit im Studio aus? Gab es klare Rollen oder eher kontrolliertes Chaos?
Wir haben das große Glück, dass wir im Bandraum aufnehmen können. Das heißt auch, dass wir keinen zeitlichen Druck haben – nur unser Drummer, der Dommi wurde gezwungen alles an einem Tag aufzunehmen, haha. Die Karte spielt er aber auch gerne, wenn die Aufnahmen der restlichen Instrumente mal wieder länger dauert… In den Worten kommt vielleicht schon raus, dass wir uns ziemlich gut kennen und Rollen über die Jahre gewachsen sind. Musik lebt aber auch erst so richtig durch eine Priese Chaos – so wie auch wir als Band, haha.

Produzentenseitig: Wie stark habt ihr euch führen lassen, und wo habt ihr bewusst dagegengehalten?
Wir haben das Audiomaterial komplett in Eigenregie produziert, so dass wir uns eigentlich „nur“ innerhalb der Band gegenseitig geführt haben. Eine Freiheit, die wir sehr genießen.
Der Titel Rising lässt viel Interpretationsspielraum. Welche Bedeutung hat er für euch als Band im Jahr der Veröffentlichung?
2025 war für uns ein sehr ereignisreiches aber auch turbulentes Jahr. Wir haben in Brasilien gespielt und mit dem Trveheim ein absolutes Festival-Highlight gehabt. Insgesamt waren es 11 Gigs, was für jeden unserer Mitglieder neben Beruf und Familie ein ganz schöner Kraftakt war. Wir sind halt keine Anfang 20 mehr, haha. Auf jeden Fall waren da unheimlich schöne Momente dabei und wir hatten einen tollen Abschluss mit dem Release unseres Albums und einem fetten Releasegig mit Liquid Steel und einer spontanen Coversession mit Teilen von Axxed, die leider krankheitsbedingt nicht vollständig erscheinen können. Trotzdem hat uns die Orga rund um den Release des Albums und dessen Releaseshow während noch Gigs anstanden ganz schön geschlaucht. Das ist jetzt aber auch rum und wir können uns über Rising freuen und sind mächtig stolz auf das Album und freuen uns auf das, was uns alles 2026 erwarten wird.
Welche Bands oder Alben haben euch während der Arbeit an Rising unbewusst oder ganz bewusst beeinflusst?
Puh, schwer zu sagen. Unsere Bandmitglieder bringen die unterschiedlichsten Einflüsse mit und dass aber das ein Album uns ganz bewusst beeinflusst hat würden wir eher verneinen. Unbewusst wahrscheinlich Overkill, weil wir deren Song „Time to kill“ bei jeder Fahrt zu einem Gig mindestens einmal im Auto hören, haha.
Wie wichtig war euch, dass das Album als Ganzes funktioniert und nicht nur als Sammlung einzelner Songs?
Interessanterweise stand das bei uns nicht bewusst im Fokus – haha, wir machen uns echt wenig Gedanken. Aber vielleicht ist das auch das Gute dabei, weshalb sich das Material natürlicherweise gut zusammenfügt. Worauf wir aber natürlich schon geachtet haben, ist die Reihenfolge der Titel. Wie ist die Stimmung pro Song, wie wird der Schwung über eine Seite der Platte und insgesamt gehalten und so weiter.
Gibt es Themen auf Rising, über die ihr vor ein paar Jahren noch nicht geschrieben hättet?
Die Themen werden definitiv von äußeren Faktoren beeinflusst. Vielleicht hätte White Rose vor ein paar Jahren tatsächlich ein anderes Thema behandelt. Aus unserer Sicht hat eine gewisse Verrohung im Umgang miteinander, vor allem auf der politischen Bühne, zugenommen und Autokraten sind weltweit auf dem Vormarsch. White Rose steht sinnbildlich dafür, dass uns das gegen den Strich geht – der Song ist im Prinzip ein Plädoyer für Menschlichkeit. Vor ein paar Jahren hätte uns das vielleicht nicht in dem Ausmaß beschäftigt wie heute, auch wenn sich unsere Haltung seitdem nicht geändert hat.
Wie reagiert euer Umfeld auf das neue Material – Familie, Freunde, alte Wegbegleiter?
Sehr positiv, was uns sehr freut. Die Rückmeldungen beispielsweise nach unserer Releaseshow, waren einfach großartig. Also haben wir entweder echt nette Fans und Freunde oder das Material ist wirklich gut – haha.
Wenn jemand OLYMP bisher nicht kannte: Welcher Song von Rising wäre euer Einstieg und warum?
Olymp natürlich. Weil: Olymp is RISING!
