ABSOLUTE ELSETOUR EUROPE 2025: BLOOD INCANTATION, MINAMI DEUTSCH,  11.05.2025 – SiMM City, Wien

BLOOD INCANTATION. Death Metal. Mehr als Death Metal.
Endlich sind eine der spannendsten Offenbarungen des Genres zurück in Wien – und präsentieren ihr neues Album in voller Länge live. Ein Erlebnis, auf das viele gewartet haben. Eröffnet wurde dieser besondere Abend von MINAMI DEUTSCH, deren einzigartiger Ansatz psychedelischen Krautrocks den Auftakt bildete.

MINAMI DEUTSCH

MINAMI DEUTSCH ist eine Krautrock-Band aus Tokio, Japan. Experimentell in ihrer Ausrichtung, lässt sich ihr Sound zwar grob unter Krautrock einordnen, doch live tendiert ihre Musik klar in Richtung psychedelischer Rock – avantgardistisch und vielseitig.

Wer MINAMI DEUTSCH von ihren Studioaufnahmen kennt, erlebt live eine überraschend andere Seite: Ihr Sound ist deutlich druckvoller, schwerer und lauter. Die melodischen Linien der Alben bleiben erhalten, aber auf der Bühne werden sie verstärkt, verzerrt und umwälzend neu interpretiert. Die Gitarren sind tiefer gestimmt, der Bass aggressiver gespielt, das Schlagzeug wesentlich wilder. Und das funktioniert ausgezeichnet – schließlich sind wir auf einem Metal-Konzert.

Die Melodielinien sind schlicht und hypnotisch, was dem repetitiven Charakter der Musik zugutekommt: sich wiederholende Melodien, ein treibender Bass und punktuell wuchtige Drums. Darüber schweben komplexe, technisch anspruchsvolle Gitarrensolos, die den Songs eine kunstvolle Tiefe verleihen.

Die Performance ist größtenteils instrumental – Gesangspassagen sind selten und im Mix so leise, dass sie kaum hörbar sind. Für das Set, das sie spielten, war das die richtige Entscheidung. Auffällig war auch, dass die Songs live deutlich länger ausfielen als auf den Alben – die Stücke wurden gedehnt, ausgeschmückt, immer wieder neu interpretiert. Der Eindruck war der eines experimentellen Jam-Sets, fast wie eine freie Improvisation. Und genau das machte den Reiz aus: musikalisch komplex, gleichzeitig roh und emotional.

Jemand stellte vor Kurzem die Frage, ob Krautrock heute noch existiere. Die Antwort lautet: ja – MINAMI DEUTSCH gehören zu den eindrucksvollsten zeitgenössischen Vertretern dieses Sounds. Das Publikum nahm sie begeistert auf – kein Wunder bei so tanzbaren Rhythmen, hypnotischen Loops und spontaner Energie.

Ihr Sound bewegt sich zwischen funkigem Jazz, treibendem Rock und metallischen Riffs – oft mehr verzerrt als melodisch, an den Höhepunkten fast lärmend, aber immer packend. Hypnotisch, experimentell, technisch beeindruckend.

Zum Abschluss wurden sie vom Publikum gefeiert – lautstark und verdient. Als letztes Konzert der Tour war es für die Band ein spürbar emotionaler Moment. Ein starker Auftakt des Abends.

Setlist

01. Futsu Ni Ikirenai
02. Grumpy Joa
03. Can’t Get There
04. I’ve Seen a U.F.O.

BLOOD INCANTATION

Die Musik von BLOOD INCANTATION live zu erleben, ist immer ein besonderes Ereignis – so technisch anspruchsvoll und kompositorisch vielschichtig, dass man fast in den Strukturen versinkt. Und BLOOD INCANTATION liefern.

Mit nur drei Alben hat sich die Band weltweit einen Namen gemacht und ihren Platz als eine der interessantesten Death-Metal-Bands unserer Zeit zementiert. Ihr letztes Werk Absolute Elsewhere wurde 2024 von der Fachpresse gefeiert, mehrfach zum Album des Jahres gekürt – und das vollkommen zurecht. Ein Meisterwerk.

Gegründet in Denver, Colorado, besteht die Band aus Musikern, die bereits in anderen Projekten aktiv waren – in ganz unterschiedlichen Genres. Zusammengefunden haben sie sich, um ihre gemeinsame Vision experimenteller Musik zu verwirklichen: Isaac Faulk (Drums), Paul S. Riedl (Gitarre, Gesang), Morris Kolontyrsky (Gitarre) und Jeff C. Barrett (Bass). Für die Tour begleitet sie Nicklas Malmqvist an den Keyboards – derselbe Musiker, der bereits auf Absolute Elsewhere zu hören war.

BLOOD INCANTATION als reine Death-Metal-Band zu bezeichnen, würde ihrer Musik nicht gerecht. Ihre Songs sind ein Mix aus Death Metal, Progressive Metal und psychedelischen Elementen – mit zahlreichen experimentellen Passagen, die die harten Parts kontrastieren und erweitern. Doch wenn sie in die tiefsten, düstersten Momente abtauchen, dann ist das Death Metal in seiner stärksten Form: infernale Growls, aggressive Riffs, bedrohliche Rhythmik.

Live entfaltet diese Musik noch mehr Wirkung. Perfekt gespielt, noch druckvoller, noch intensiver – man wird vollständig in diesen Klangkosmos hineingezogen.

Absolute Elsewhere, von vielen als Meisterwerk gefeiert, besteht im Wesentlichen aus zwei langen Stücken, die jeweils in drei Parts gegliedert sind – und genau dieses Album wurde an diesem Abend in voller Länge live gespielt. Komplexe Strukturen, abrupte Tempowechsel, melodische Linien, progressive Soli, tiefergestimmte Gitarren – ein gewaltiges Erlebnis. Und eine unverwechselbare Atmosphäre. Es war schlicht und einfach ein musikalisches Ereignis, das sich tief einprägt.

Nach dem letzten Akkord des Albums gab es eine überraschende Ankündigung von Paul: „That was it. We played the whole album… but still have some time, so, let’s play some older songs.“

Und als wären Hidden History of the Human Race und Co. „nur“ ältere Songs – das ebenfalls als Meilenstein geltende Werk wurde mit derselben Hingabe und Präzision dargeboten. Auch dieses Album gilt als ein Meilenstein im modernen Death Metal – mit Texten, die wie die Musik selbst komplex und tiefgründig sind. Zwischen Science-Fiction, Metaphysik, Humanität und außerirdischem Bewusstsein – surreal, passend zur Klanglandschaft der Band.

Der Sound in der SiMM City war makellos – klar, laut, perfekt ausbalanciert. Auch die Lichtshow war beeindruckend. Alles auf höchstem Niveau.

Das Publikum war entsprechend begeistert. Kein klassisches Headbanging – vielmehr ein intensives Hineinfühlen. Musik, die zum Nachdenken anregt. Auf ruhige, fast meditative Momente folgte brachiale Wucht. Eine Achterbahnfahrt für Kopf und Körper.

Zum Abschluss holte BLOOD INCANTATION MINAMI DEUTSCH nochmals auf die Bühne – ein gemeinsames Verabschieden, ein emotionaler Moment. Beide Bands wurden minutenlang gefeiert – absolut verdient.

Ein Konzert so intensiv, dass man alles um sich herum vergisst. Wer Absolute Elsewhere liebt, hat an diesem Abend eine absolute Reise erlebt – live. Atmosphäre, Klang, Dynamik – kaum zu übertreffen. BLOOD INCANTATION schaffen klangliche Weiten, die jedes Konzert zu einem Erlebnis machen, das bleibt.

Setlist

01. The Stargate [Tablet I]
02. The Stargate [Tablet II]
03. The Stargate [Tablet III]
04. The Message [Tablet I]
05. The Message [Tablet II]
06. The Message [Tablet III]
07. Inner Paths (to Outer Space)
      Synth Solo

Encore:
08. Obliquity of the Ecliptics