SODOMY AND CARNAGE EUROPEAN TOUR 2025: SEXTRASH, SODOMIZER, RAT KING GONE 04.07.2025 – Café Carina, Wien
Präsentiert von Queen of Shades, versprach der Abend im Café Carina eine geballte Ladung brasilianischen Underground-Metals und hält dieses Versprechen mit drei sehr unterschiedlichen, aber gleich energischen Bands.
RAT KING GONE
Der Abend begann mit der lokalen Band RAT KING GONE. Von Anfang an zeigten sie eine deutliche Punk-Attitüde, und auch der Sound war klar vom Hardcore beeinflusst. Doch sie kamen mit soliden Riffs und einem guten, druckvollen Rhythmus. Laut, energiegeladen – im Verlauf des Sets traten auch viele andere Einflüsse als nur Hardcore hervor: Thrash Metal, Death-Metal-Elemente, Groove und sogar ein fast bluesiger Moment. Auch Sludge Metal war dabei, wie schon auf ihrer EP, aber die späteren Songs hatten einen komplexeren Klang, eine breitere Palette an Einflüssen.
Gegründet 2022 in Wien, veröffentlichten RAT KING GONE im Jahr darauf ihre Debüt-EP Homo Homini Lupus mit fünf Tracks. Inzwischen zum Quartett gewachsen, verfeinern sie ihren Mix aus Hardcore, Thrash und Sludge weiter. Ihre Musik ist geprägt von Intensität, schnellen Taktwechseln und plötzlichen Tempodrosselungen – dazu transportiert sie eine tiefe Wut und eine resignierte Akzeptanz unserer Welt.
Im kleinen Café Carina begann sich das Publikum langsam zu sammeln – etwas später als angekündigt, vielleicht wegen der Hitze oder weil viele lieber draußen bei einem Bier saßen. Wie so oft bei lokalen Bands half der Heimvorteil: viele Freunde und Bekannte waren gekommen, sogar ein kleiner Moshpit bildete sich – angeführt von einer Gruppe Jugendlicher, die offenbar Lust auf ein bisschen Aggression an einem Freitagabend hatten.
RAT KING GONE spielten engagiert und mit spürbarer Leidenschaft. Zwischen Growls und Screams zeigte sich Frontmann Evelino als echter Showman. Gitarrist Helmut war technisch stark und sorgte für prägnante Riffs. Doch es war die Rhythmussektion – Manuel am Bass und Mani am Schlagzeug – die das Ganze vorantrieb. Präzise Drums, kraftvoller Takt.
Ihr Stilmix und ihr solider Sound machten den Auftritt dynamisch. Einige der Songs waren sehr kurz, mit abrupten Tempowechseln – was das Ganze zusätzlich interessant machte. Dennoch wirkte es manchmal, als nähmen sie das Konzert nicht ganz ernst. Vielleicht wegen des Heimvorteils? Oder wollten sie nur entspannt wirken? Insgesamt aber ein gelungener Auftritt und ein guter Opener, der das Publikum aufwärmte.
SODOMIZER
Gegründet 1999 in Rio de Janeiro, haben sich SODOMIZER im Underground mit ihrem rohen, black-infizierten Speed/Thrash Metal einen Namen gemacht. Angeführt von Frontmann Leatherface (Bass/Gesang) und Gitarrist Warlock (der bei dieser Tour leider nicht dabei war), liefern sie riffgetriebene Brutalität mit Horrorfilm-Flair. Inspiriert von Venom, Sodom, Kreator und Destruction, umfasst ihre Diskografie Kultplatten wie Tales of the Reaper (2004), The Dead Shall Rise to Kill (2007) und Jesus Is Not Here Today (2011).
SODOMIZERs Sound ist eine aggressive Mischung aus Black-, Thrash- und Death Metal, mit deutlichem Einschlag früher deutscher Thrash-Schule. Die Texte sind oft von Horror- und Zombie-Themen geprägt und erinnern nicht selten an Necrophagia. Leatherface selbst betont ihre Vorliebe für Horrorfilme, Satanismus und Perversion – und beschreibt die Musik als düsteren Soundtrack zu einem obskuren Horrorstreifen. Gesungen wird, je nach Stimmung, auf Englisch, Portugiesisch oder Italienisch.
Vom ersten Riff an war klar: SODOMIZER legen ein rasantes Tempo vor. Was für eine Energie! Auch technisch stark, mit hohem Spielniveau an Bass und Gitarre. Leatherface war als Sänger und Bassist eine beeindruckende Bühnenpräsenz – leidenschaftlich, aggressiv, und vor allem: schnell.
An den Gitarren, hauptsächlich für die Soli zuständig: DR. Marck und Max the Nekromancer, die sich die Riffs und Solos in atemberaubendem Tempo zuspielten. Stilistisch irgendwo zwischen Thrash und Speed Metal mit blackened Einschlag, war das hier eine wahre Riffmaschine. Am Schlagzeug – ebenfalls kein Bandmitglied – lieferte M. Kult ein präzises, schnelles Set mit unerbittlichem Rhythmus.
Neue Songs vom Split-Album mit SEXTRASH waren etwas melodischer, aber noch immer voller Energie – auch wenn sie deutlich langsamer und weniger technisch anspruchsvoll waren. Manche Passagen klangen fast nach traditionellem Heavy Metal, doch wenn sie in den Thrash-Modus wechselten, war die Energie sofort wieder da.
Auch im Café Carina hatte die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht. Das Publikum war voll dabei und genoss die geballte Aggression. Riffs ohne Ende – mal schneller, mal repetitiver, aber durchweg effektiv. Das ist Metal, wie man ihn einfach mögen muss: melodisch genug, voller Energie und ordentlich laut. Geschrien, gebrüllt – alte wie neue Songs hatten dieses gewisse Etwas, das brasilianischen Metal so besonders macht. Ein echtes Headbanger-Set, ein starker Auftritt.
SEXTRASH
SEXTRASH, die brasilianische Death-/Thrash-Metal-Legende, ist bekannt für ihren brutalen und aggressiven Sound, geprägt von Themen wie Alkohol, Sex und Blasphemie. Ihr Einfluss auf die Underground-Szene ist unbestritten – sie gelten als Pioniere des blackened Thrash und kompromisslose Vertreter künstlerischer Freiheit.
Spät am Abend – mit reichlich Verzögerung – begann endlich ihr Set. SEXTRASH aus Belo Horizonte sind eine markante Figur in der Geschichte des Metal – nicht nur in Brasilien, sondern auch darüber hinaus. Als Teil der Old-School-Szene haben sie mit Alben wie Sexual Carnage oder Funeral Serenade Maßstäbe gesetzt. Wer die Band vergessen oder nie richtig entdeckt hat, sollte das schleunigst nachholen – es lohnt sich.
Ihr Sound kombiniert klassischen Thrash/Death mit brasilianischer Wucht und Energie. Der Rhythmus ist präzise, die Musik dissonant, roh, riffdominiert und voller Aggression.
Am Mikrofon erneut Leatherface – diesmal mit Kapuze über dem Kopf und komplett verändertem Gesangs- und Bühnenstil. Eine beeindruckende Leistung, zwei so unterschiedliche Sets in einer Nacht. Auch DR. Marck stand wieder auf der Bühne, diesmal alleinverantwortlich für alle Gitarrenparts. Und das tat er souverän – egal ob Riffs oder Soli.
Am Schlagzeug: Marcelo Aufrene (Scalped, Divine Death), ebenfalls kein festes Bandmitglied, spielte das anspruchsvolle Set mit Präzision und Wucht. Der einzige offizielle SEXTRASH-Musiker auf dieser Bühne war Krueger am Bass – Gründungsmitglied und auf allen Veröffentlichungen vertreten. Sein Bassspiel prägte den Sound maßgeblich und verlieh der Musik zusätzlich Druck.
Insgesamt ein langsameres Tempo als SODOMIZER, dafür aber mit roher Gewalt und drückendem Sound. Growls, aggressive Texte, wenig Melodie – dafür umso mehr Härte.
Das Publikum reagierte entsprechend – die Stimmung war ausgelassen. Vielleicht sogar zu ausgelassen, denn die bekannte Gruppe junger Moshpit-Krieger übertrieb es. Zwischen den Songs weiterzupogen, Leute, die am Boden lagen, weiterzutreten – das geht nicht. Eine Frau fiel hin, wurde weiter angegriffen. Einem Mann fielen die Brille herunter – keine Rücksicht. Das trübte die Stimmung merklich. Einige verließen enttäuscht das Konzert.
Und trotzdem bleibt der Auftritt in positiver Erinnerung. Brasilianischer Metal hat dieses gewisse Etwas – besonders bei alten Songs. Ihre Energie, ihre Kompromisslosigkeit, ihr musikalisches Erbe: all das war spürbar. Dass sie noch immer aktiv sind und mit solcher Kraft auftreten – auch das ist eine Lektion in echter Metal-Leidenschaft.