Die niederländische Thrash/Groove-Metal-Band ANGER MACHINE meldet sich in neuer, verstärkter Besetzung mit dem Album Human Error zurück – und kündigt ein geradliniges Thrash-Album an. Direkt, wuchtig und ohne überflüssige Spielereien.
Eingängige Riffs und starke Energie
Nach einem melodischen, fast schon cineastischen „Intro“ geht es ohne Umschweife in den Thrash-Modus: „Parasite“ bringt ein solides, unerbittliches Tempo. Gang-Shouts, ein starker Gitarrensolo-Part – aber vor allem: Riffs, gute Riffs. Sie klingen frisch, dicht und aggressiv. Gerade genug Melodie, um den Song eingängig zu halten, dazu ein starkes Refrain und ein technisch beeindruckendes Solo. Ein sehr guter Einstieg und klar ein Highlight.
Atmosphärisch, wütende Vocals, aber deutlich langsamer das folgende „Earthquaker“. Technischer, kompositorisch komplexer mit vielen Tempowechseln. Aber musikalisch wenig überzeugend. „Deadline Flatline“ holt danach die Energie zurück, wieder schneller, wieder direkter. Aggressive Shouts, viel Wucht und ein kraftvolles Tempo. Technisch starkes Solo – komplex, aber zielgerichtet.
Die Band wurde 2015 als Fünferbesetzung gegründet, veröffentlichte in dieser Konstellation die EP Unbreakable und das Album Trail of the Perished. Heute ist ANGER MACHINE als Quartett unterwegs, mit dem ausgebildeten Gitarristen Thijmen den Hartigh, der nun auch die Vocals übernimmt. An seiner Seite: Gitarrist Martijn de Jong, Drummer Corné van der Vlugt (beide Traanbaard) und Bassist Merijn Kloosterman (None Shall Fall).
Starke Thrash-Momente, aber das Tempo fällt zu oft ab
„Killer In Disguise“ setzt die Attacke fort. Variabler Gesang, solides Tempo, technische und durchdachte Struktur – die guten Thrash-Momente kehren zurück. Leider wird auch hier wieder zu früh das Tempo gewechselt, das Stück verliert etwas an Wucht. Dennoch, das Gitarrensolo überzeugt.
In „Obstacle Course“ ein ähnlicher Aufbau: harte Akkorde, raue Vocals, energiegeladener Beginn. Dann ein langsam gespielter Refrain, ein noch langsameres Solo – der Song bleibt insgesamt solide, aber nicht besonders einprägsam.
Der Titelsong „Human Error“ setzt auf mehr Technik als Emotion. Ein melodisches, fast melancholisches Refrain, ein typischer Sprechpart, ein trauriges Gitarrensolo – viele Rhythmuswechsel, zu viele. Ein langes Stück, aber nicht das stärkste des Albums.
Wütende Vocals und gesellschaftskritische Texte
Die Produktion ist gelungen: Gitarren sind präsent, wie es sich für ein Thrash-Album gehört. Die tiefer gestimmten Riffs bringen Druck, die Vocals transportieren Wut und Zorn. Ein dynamischer, gut ausbalancierter Sound. Textlich bleibt man genretypisch bei gesellschaftskritischen Themen, dazu Tod, Gewalt und Misanthropie.
„Acid Rainbow“ ist wieder direkter, riffgetrieben mit einem starken Leadgitarren-Einsatz. Gang-Shouts im Refrain, insgesamt ein aggressiver, energischer Song. Das „Interlude“ bringt eine kurze Verschnaufpause mit akustischen Gitarren – schön gespielt, atmosphärisch.
Zum Abschluss „Warpath“, eine Neuaufnahme ihres 2017 erschienenen Songs. In leicht veränderter Form präsentiert, um dem neuen Sound Rechnung zu tragen – aber ehrlich gesagt hatte das Original mehr Wucht und Zorn. Dennoch ein guter Track mit kraftvollen Riffs, wütendem Gesang und einem Solo, das Akzente setzt.
Eingängig, technisch stark, aber nicht durchgängig kraftvoll
Ein Album mit starken Riffs und spürbarer Wut in den Vocals – aber leider nicht mehr als das. Oft wird der Spannungsbogen unterbrochen, die erwartete Explosion bleibt aus. Der Groove-Anteil beeinflusst den Gesamtsound stark – manchmal zu stark.
ANGER MACHINE liefern mit Human Error eingängige Passagen, technische Finesse – besonders bei den Gitarrensolos – und eine dichte, moderne Produktion. Die Thrash-Momente sind kraftvoll, verlieren sich aber oft in langsameren Groove-Elementen. Wer auf groove-lastigen Thrash steht, wird hier viel finden, das gefällt.
Fazit: Sie zeigen Kraft und musikalisches Können – doch der Groove-Anteil bremst die Energie aus und macht das Album streckenweise uneinheitlich.
Tracklist
01. Intro
02. Parasite
03. Earthquaker
04. Deadline Flatline
05. Killer In Disguise
06. Obstacle Course
07. Human Error
08. Acid Rainbow
09. Interlude
10. Warpath
Besetzung
Thijmen den Hartigh – Guitar, Vocals
Martijn de Jong – Guitar
Corné van der Vlugt – Drums
Merijn Kloosterman – Bass