Donnernde Klänge und heulende Geräusche eröffnen das „Intro“ – und ohne Pause geht es direkt in den Song „Oskrnavitelj“ – den Namensgeber der Band. Reiner Black Metal, roh, kompromisslos, finster. Auch die Vocals sind klassisch gehalten: aggressiv, intensiv und mit genau der richtigen Boshaftigkeit in der Stimme. Die Atmosphäre ist düster und abgründig, die Riffs sind solide und das durchgehende Tremolo-Picking sorgt für eine wilde, entfesselte Stimmung. Ein beeindruckender Auftakt.
Das serbische Black-Metal-Projekt liefert auf Pradavni einen rohen, wuchtigen Sound.
„Okovan“ schlägt in dieselbe Kerbe: melodisch, treibend, mit einem peitschenden Rhythmus, der die Intensität nur weiter verstärkt. Die Nähe zum norwegischen Black Metal der alten Schule ist deutlich spürbar – und das ist als Kompliment gemeint. Ein infernales Tempo, bösartige Vocals und mitreißendes Songwriting machen diesen Song zu einem klaren Highlight.
Gegründet wurde OSKRNAVITELJ 2021 in Belgrad. Die Gründungsmitglieder Tamničar (Gitarre, Bass) und Vrika (Vocals) sind noch heute das Herzstück der Band. Auf dem Debütalbum hören wir zudem Kolera an der Gitarre und Visaris am Schlagzeug – beide mittlerweile nicht mehr Teil des Line-ups. Die kreative Kraft liegt jedoch deutlich beim Gründungsduo.
Gesungen wird auf Serbisch. Inhaltlich geht es um Dunkelheit, Tod, Blasphemie, Misanthropie, die Natur und heidnische Wurzeln – typische Black-Metal-Themen, aber mit spürbarem eigenen Ausdruck.
Mit „Prognanik“ folgt ein direkter, kraftvoller Track, dicht arrangiert, stark gespielt, mit etwas gesprochenen Passagen zur Abwechslung. Auch „Kad je mesec pun“ beginnt langsamer, entfaltet aber erneut eine düstere Stimmung – mit frostigen Gitarren und gutturalen Vocals, die tief und böse klingen.
Dominante Lead-Gitarren und gutturale Vocals prägen den Sound.
Die Produktion ist für das Genre erstaunlich ausgewogen: roh, aber nicht dumpf, klar, aber nicht steril. Manche Songs wirken etwas anders abgemischt, aber das stört den Gesamteindruck kaum – im Gegenteil: das Album klingt in sich stimmig und geschlossen.
Auch die weiteren Songs – „Beskraj“ und „Krv Vučija“ – führen den Stil konsequent weiter. Das Schlagzeug ist treibend, die Riffs bissig, der Fokus liegt stärker auf den Instrumenten, ohne dass die Vocals dabei ins Hintertreffen geraten.
Jeder Track hat seine eigene Identität. Der dominierende Gitarrensound und die markante Stimme von Vrika bleiben aber der rote Faden. Statt auf atmosphärische Klangflächen zu setzen, vertraut die Band auf eine durchgehende Klangwand – mit frostigem Unterton.
Pradavni – Прадавни erschien ursprünglich bereits 2023 im Selbstverlag und wird nun durch ein Label wiederveröffentlicht – mit lateinischen Buchstaben, aber dem identischen musikalischen Inhalt. Und das ist gut so: Dieses Debüt hat mehr Aufmerksamkeit verdient.
Unaufhaltsames Tremolo, dynamisches Songwriting, konsequenter Stil.
„Vagrob“ bringt die Gitarren noch schneller und bissiger auf den Punkt, das Arrangement wirkt besonders durchdacht. Ein paar überraschende Akzente und clevere Tempowechsel machen diesen Song zu einem weiteren Highlight.
Der letzte Song „Hladno runo planina“ enthält erneut gesprochene Passagen – die Musik bleibt erbarmungslos, die Tremolo-Gitarre übernimmt wie gewohnt die Melodieführung.
Die gutturalen Vocals von Vrika, die sich vom typischen Gekreische abheben, verleihen dem Album Authentizität und Charakter. Das Gitarrenspiel bleibt jedoch das dominierende Element – technisch präzise und mitreißend. Die Rhythmussektion sorgt für Druck und Kontrast.
Kein revolutionäres Werk, aber ein äußerst solides Debüt: klug komponiert, energiegeladen gespielt und mit erfrischender Konsequenz. Manchmal reicht es, bewährte Wege mit Leidenschaft zu beschreiten – und genau das gelingt OSKRNAVITELJ eindrucksvoll.
Fazit: Pradavni erinnert an norwegischen Black Metal der frühen 90er – roh, melodisch, intensiv. Ein starkes Debüt mit klarer Handschrift und viel Potenzial.
Tracklist
01. Intro (Интро)
02. Oskrnavitelj (Оскрнавитељ)
03. Okovan (Окован)
04. Prognanik (Прогнаник)
05. Kad je mesec pun (Кад је месец пун)
06. Beskraj (Бескрај)
07. Krv Vučija (Крв вучија)
08. Vagrob (Вагроб)
09. Hladno runo planina (Хладно руно планина)
Besetzung
Ivana Savić – Vrika (Vocals)
Dejan Damnjanović – Tamničar (Guitars, Bass)
Ivan Kostić – Kolera (Guitar)
Daniel Pop – Visaris (Drums)