I PROÉLEFSI ist ein instrumentales Black-Metal-Projekt aus Chile, mit atmosphärischen und avantgardistischen Elementen – ein Werk, das sich bewusst über etablierte Regeln hinwegsetzt.
Melodisches Gitarrenspiel und konsequente Atmosphäre
Ein unheimliches, fast geisterhaftes Klangbild eröffnet dieses kurze Werk. Sehr melodisch, mit Tempowechseln durchzogen, leitet „Kenótita“ die Reise ein. Und ja – laut Projektbeschreibung handelt es sich dabei um eine spirituelle Reise, die nun in Musik übersetzt wurde. Im Zentrum steht die Gitarre, von Anfang bis Ende im Soloeinsatz. Die Rhythmusgitarre ist zwar vorhanden, spielt jedoch eine untergeordnete Rolle.
Ein Soloprojekt von M., der nicht nur alle Instrumente eingespielt, sondern auch komponiert und programmiert hat. Ein anonymes Projekt eines anonymen Musikers, der offenbar bereits in anderen Bands oder Projekten aktiv war – mehr Informationen gibt es nicht. Eine Tradition, die nicht nur im Underground, sondern besonders im Black Metal tief verwurzelt ist.
Zwischen den einzelnen Stücken gibt es kaum erkennbare Pausen, höchstens ein kurzes technisches Zucken. Wo ein Song endet und der nächste beginnt, bleibt unklar. Die Atmosphäre bleibt konstant, auch melodisch wird dasselbe Schema wiederholt. Es könnte sich genauso gut um einen einzigen durchgehenden Track handeln – die Aufteilung in fünf Titel wirkt beliebig. „Dynami“ bringt einige schnellere Momente, eine ausgeprägtere Melodielinie und ein präsenteres Schlagzeug, das etwas Dynamik einführt. „Enaténisi“ knüpft ohne hörbaren Bruch daran an, wirkt vielleicht etwas ambientlastiger, bringt aber ebenfalls nur vereinzelt interessante Ideen – diese verlieren sich leider in einem diffusen Klangteppich.
Das EP zeigt Gitarrentalent, wirkt aber amateurhaft produziert
Die Produktion ist roh und in manchen Momenten schlicht unprofessionell. Man hört, wie verschiedene Passagen zusammengesetzt wurden – diese hörbaren Brüche im Mix werden mit der Zeit störend. Ein sorgfältigerer Umgang mit der Nachbearbeitung hätte der Musik einen natürlicheren Fluss verliehen. So wirkt die gesamte EP wie ein unausgereiftes Amateurwerk.
„Enérgeia“ offenbart dann deutlich das Gitarrentalent hinter dem Projekt. Ein langes Solo steht im Mittelpunkt – technisch versiert, sauber gespielt, fast schon neoklassisch, weniger Metal als vielmehr ein Gitarrenstück aus dem Musikstudium.
Bandname, Songtitel und Artwork in griechischer Sprache und Symbolik – doch hinter dem Projekt steckt ein Musiker aus Chile. Eine ungewöhnliche Verbindung, die jedoch zeigt, woher die ästhetischen Einflüsse stammen oder wofür das Projekt ideell steht.
„Apelefthérosi“, das letzte Stück, endet dissonant, mit symphonischen Elementen und seltsamen Geräuschen, die die Hauptmelodie begleiten. Die Stimmung wird noch fremdartiger und entrückter – allerdings kein besonders gelungener Abschluss. Der Track enttäuscht – wie auch das Gesamtwerk.
Viel Programmierung, wenig Musik
Musikalisch ist das eher ein Ambient-Werk mit Gitarre und Solos als ein Metal-Release. Es erinnert eher an Filmmusik – mit hohem Anteil an programmierter Klanggestaltung. Manche Passagen klingen so künstlich, dass man meinen könnte, alles sei komplett computergeneriert. So fremd wirkt der Sound. Künstlich, roh, unklar – ein Gitarrenprojekt ohne Seele.
Ein seltsames, kurzes Stück Musik. Es ist offensichtlich, dass hier keine der gängigen Genre-Regeln beachtet wurde – zumindest keine, die im Metal-Kontext sinnvoll wären. Eine ärgerliche Produktion, ein seltsames Konzept, und das Gefühl, dass hier ein technisch versierter Gitarrist am Werk war, dem jedoch das Verständnis für Arrangement, Produktion und musikalischen Ausdruck fehlt. Angesichts der Tatsache, dass es außer einer leeren Bandcamp-Seite keine weiteren Informationen gibt, bleibt als Fazit: Das Werk ist die investierte Zeit kaum wert.
Fazit: Ein experimentelles Werk an der Grenze zum Metal, musikalisch wenig überzeugend und mit einem künstlich wirkenden Sound – eher ein seltsames Klangexperiment als ein echtes Album.
Tracklist
01. Kenótita
02. Dynami
03. Enaténisi
04. Enérgeia
05. Apelefthérosi
Besetzung
M: Alle Instrumente, Orchester-Arrangements und Programmierung.