EUROPEAN TOUR 2025: KERRY KING, NECKBREAKKER 30.07.2025 – SiMM City, Wien
Ein Abend im Zeichen von Thrash und Death Metal in der SiMM City Wien, mit großen Namen auf dem Line-up – vielversprechend, kraftvoll und abwechslungsreich.
NECKBREAKKER
Die jungen Dänen sind ein Name, der in letzter Zeit immer wieder fällt, wenn es um die vielversprechendsten neuen Bands aus der kraftvollen dänischen Szene geht. Ihr Stil kombiniert Death Metal mit modernen Einflüssen – schwer einzuordnen, aber voller Energie und Leidenschaft.
Die SiMM City war gut gefüllt, das Publikum natürlich vor allem wegen der Headliner vor Ort. Schon bevor es losging, riefen die ersten Reihen „Slayer, Slayer“ – ein vertrautes Bild bei jeder Veranstaltung mit Bezug zur legendären Band. NECKBREAKKER ließen sich davon nicht beeindrucken und legten aggressiv los. Der Sänger suchte von Beginn an den Kontakt zum Publikum, der Sound war solide, die Rhythmen druckvoll – ein gelungener Einstieg in den Abend.
Die Band stammt aus Dänemark, ist noch sehr jung, aber wirkt bereits eingespielt und professionell. Mit einem Debütalbum, das positive Reaktionen bei Kritik und Fans ausgelöst hat, sowie intensiver Live-Präsenz, sind sie mehr als nur ein weiterer Newcomer.
Musikalisch ist ihr Stil dynamisch und aggressiv. Elemente aus Deathcore und Groove Metal finden ihren Platz im Klangbild. Viele Breaks, zahlreiche Tempowechsel und eine abwechslungsreiche melodische Linie ergeben ein spannendes Genregemisch. Eindrucksvolle Basslinien, präzise Gitarrenarbeit – handwerklich absolut überzeugend.
Auch auf der Bühne zeigen sie Präsenz – der Bandname ist Programm: es wird heftig gebangt. Ihre Musik wirkt allerdings auf Platte noch stärker und klarer. Für den Auftakt eines solchen Abends war ihr kurzer, halbstündiger Set ein energiegeladener, stimmungsvoller Einstieg. Der Sänger bemühte sich sichtlich, das Publikum mitzunehmen – aber die Menge wartete spürbar auf die Hauptattraktion.
Setlist
01. Face-Splitting Madness
02. Putrefied Body Fluid
03. Horizon of Spikes
04. Shackled to a Corpse
05. SILO
KERRY KING
Endlich bereit für den Headliner: KERRY KING. Mit seinem letztjährigen Album From Hell I Rise tat er genau das, was er angekündigt hatte – er spielte weiter in jenem Stil, der ihn seit Jahrzehnten prägt. Ein Album mit starker Resonanz in der Thrash-Szene, gespickt mit ein paar sehr guten Songs – ganz in der Tradition seiner früheren Kompositionen. Das Werk wurde kontrovers diskutiert, blieb aber keinesfalls unbeachtet. Und wenn schon nichts anderes: Man sollte es für die mitgelieferte Nostalgie und den Erhalt des Slayer-Erbes würdigen.
Wichtig: Es handelt sich nicht nur um „Kerry Kings Band“. Wir sprechen hier von einer echten Supergroup. Die halbe Slayer-Besetzung stand auf der Bühne: Kerry selbst (einst auch kurz bei Megadeth) und Paul Bostaph (auch Borderwars, Impellitteri, ex-Exodus, ex-Forbidden, ex-Testament), der viele Jahre bei Slayer trommelte. Gitarrist Phil Demmel, bekannt von Vio-lence und Machine Head, spielte ebenfalls schon kurzzeitig bei Slayer auf deren Abschiedstour. Kyle Sanders (Hellyeah) am Bass und nicht zuletzt Mark Osegueda, die legendäre Stimme der Bay-Area-Pioniere Death Angel.
Nachdem „Back in Black“ von AC/DC in voller Länge als Pausenmusik lief, betraten die Musiker die Bühne. Mark eröffnete mit viel Dynamik, während Kerry ruhig in seiner Ecke stand – ganz versunken in seine komplexen Riffs und Solos. Der Einstieg mit „Where I Reign“ war kraftvoll.
Über die musikalische Ausrichtung kann man diskutieren – über das technische Niveau nicht. Kerry King ist nach wie vor einer der führenden Riff- und Solomeister des Metal. Paul Bostaph gehört zu den besten Drummern im extremen Metal. In der ersten Hälfte der Show dominierte Mark Osegueda die Bühne – starke Stimme, starke Präsenz, ein geborener Frontmann. Er feuerte das Publikum permanent an und versuchte, die Energie im Raum zu steigern.
Mit dem Slayer-Song „Repentless“ nahm die Stimmung deutlich Fahrt auf. Doch auch wenn Mark sein Bestes gab, um Tom Arayas Stil zu treffen, wurde spürbar, dass etwas fehlte. Mark ist ein großartiger Sänger mit markanter Stimme, aber ihm fehlt das rohe, wütende Element, das Arayas Gesang so unverwechselbar machte. Dennoch: das Publikum war begeistert. Besonders auffällig war, wie unterschiedlich Pauls Schlagzeug auf alten Slayer-Stücken klang im Vergleich zu den neuen Songs von Kerry – kraftvoller, aggressiver, treibender.
„Toxic“ wurde ebenfalls stark angenommen – einer der besten Songs von From Hell I Rise, mit gutem Tempo, starken Riffs und einer Gesangsleistung, die perfekt zur Musik passte. Einige der neuen Songs tragen ganz deutlich die Handschrift von Slayer – wenig verwunderlich bei identischem Komponisten – und funktionieren live sehr gut. Der Vergleich mit Slayer drängt sich bei dieser Besetzung auf, doch die Erwartungen im Publikum waren hoch – vielleicht zu hoch. Selbst bei den alten Songs klang nicht alles wie früher. Auch der Sound in der SiMM City war nur mittelmäßig – etwas matschig, wenig transparent, insgesamt nur „okay“.
Von den Coverversionen war Iron Maidens „Purgatory“ besonders gelungen – leidenschaftlich gespielt, mit einer natürlichen Performance von Mark. Die Slayer-Songs sind in diesem Fall keine „Covers“ – schließlich stammt ein Großteil des Materials aus Kerrys Feder. „Disciple“ und „Chemical Warfare“ brachten das Publikum endgültig zum Kochen.
Zurück zu Kerrys Eigenkompositionen: „Crucifixation“ wirkte live deutlich komplexer und kunstvoller als auf dem Album – ein professionelles, kreatives Arrangement. Ab diesem Punkt gingen die Songs ineinander über – Übergänge wurden live gestaltet, Songs miteinander verschmolzen, Themen aufgenommen und transformiert. Es wirkte wie ein echter, lebendiger Konzertfluss – nicht bloß ein Abspielen der Studiofassungen.
„At Dawn They Sleep“ wurde mit fremden Akkorden angereichert, danach eine Hommage an Ozzy: „Wicked World“ von Black Sabbath, das nahtlos in „Shrapnel“ überging, zurück zu Sabbath, bis schließlich das Highlight des Abends erklang: „Raining Blood“, das sich wiederum in „Black Magic“ verwandelte. Akkorde verschmolzen, Übergänge griffen ineinander – ein düsterer, eindrucksvoller Block. Den Abschluss bildete „From Hell I Rise“, das große Finale und zugleich programmatischer Titel.
Ein reines Statement aus Professionalität und Spielfertigkeit – aggressiv, kühl, präzise. Jeder einzelne auf der Bühne lieferte beeindruckend ab. Das Slayer-Duo Kerry und Paul zeigte eindrucksvoll, wie perfekt sie zusammenspielen, jeder Schlag, jede Note saß. Mark Osegueda verdiente sich ebenfalls viel Respekt – mit Charisma, Energie und echtem Showinstinkt.
Setlist
01. Where I Reign
02. Rage
03. Trophies of the Tyrant
04. Residue
05. Two Fists
06. Idle Hands
07. Repentless (Slayer song)
08. Toxic
09. Tension
10. Everything I Hate About You
11. Disciple (Slayer song)
12. Purgatory (Iron Maiden cover)
13. Chemical Warfare (Slayer song)
14. Crucifixation
15. At Dawn They Sleep (Slayer song)
16. Wicked World (Black Sabbath cover)
17. Shrapnel
18. Raining Blood (Slayer song)
19. Black Magic (Slayer song)
20. From Hell I Rise