20 Jahre nach den ersten Veröffentlichungen von VULTURE INDUSTRIES, als sich die Visionen und musikalischen Ideen der Band langsam zu einem Ganzen formten und sie als vielversprechender Name der Szene auftauchten, werden diese Anfänge nun neu aufgelegt – die erste EP der Band zusammen mit dem Demo von 2004, nun gemeinsam veröffentlicht als Jubiläumsausgabe.
Eine Mischung aus Progressive Metal, Gothic Metal und avantgardistischen Klängen
Die neue Compilation beginnt mit den drei Songs der EP The Benevolent Pawn. Ursprünglich 2005 erschienen, sorgte sie für Aufmerksamkeit in der Szene, zeigte aber vor allem das große Potenzial, das in der Band steckte. Der Titelsong und Opener The Benevolent Pawn vereint einen progressiven Metalsound mit einem Hauch Gothic Metal und einer ordentlichen Dosis Avantgarde. Von Goth-Gesang bis zu Growls, von verschachtelter Struktur bis hin zu doomigen Passagen – ein guter Song mit vielen gelungenen Momenten. To Sever The Hand Of Corruption führt die EP fort, melodischer, mit kontrastierenden Vocals, einer verschachtelten Komposition und einer Lead-Gitarrenlinie, die repetitiv und fast obsessiv wirkt – damals wie heute ein Highlight. Härter, progressiver, der typische Sound von VULTURE INDUSTRIES ist bereits hier erkennbar.
Die Band wurde 1998 unter dem Namen Dead Rose Garden gegründet. Nach einigen Besetzungswechseln erfolgte 2003 die Umbenennung in VULTURE INDUSTRIES. Mitglieder der Band, damals wie heute bemerkenswerterweise noch immer aktiv, sind Kyrre Teigen am Bass, Tor Helge Gjengedal (ex-Sulphur, ex-Malice in Wonderland) am Schlagzeug, das Gitarrenduo Øyvind Madsen (Sulphur, ex-Enslaved (live), ex-Deathcon) und Eivind Huse (ex-Sulphur), sowie Bjørnar Erevik Nilsen (Black Hole Generator) an den Vocals und für die Programmierungen verantwortlich.
Vom Gothic- zum Metalsound mit industrial-avantgardistischer Prägung
Deutlich experimenteller präsentiert sich A Path Of Infamy, das die Original-EP abschließt. Vom tiefen Piano bis zu einer fast Karussell-artigen Melodie in der hohen Oktave, dazu komplexe Riffs, die zwischenzeitlich massiv ausbrechen – doch wieder ist es Bjørnar Nilsens Gesang, der die Hauptrolle übernimmt: ausdrucksstark, wandelbar, von Gothic bis Growls, dazu theatralisch gesprochene Passagen, wie aus einem düsteren Theaterstück.
Entstanden aus den Überresten der Gothic-Band Dead Rose Garden, etablierte sich VULTURE INDUSTRIES mit dieser Besetzung als neue Kraft. Auf die frühen Werke folgten zwei hochgelobte Alben – Dystopia Journals und The Malefactor’s Bloody Register – sowie intensive Touraktivitäten, die die Band als theatralischen, eigenständigen Live-Act etablierten. Interessant: Viele Songs von Dystopia Journals stammen direkt aus den beiden EPs The Enemy Within und The Benevolent Pawn, ergänzt um neues Material, das die stilistische Weiterentwicklung unterstreicht.
Mit The Enemy Within blickt man nun auf das zweite Demo zurück, auf dem sich die Gothic-Elemente zunehmend verabschieden und der Sound deutlich metallischer wird – mit Black- und Doom-Elementen und einem industrial-avantgardistischen Einschlag. Soulcage, der erste Song, markiert diesen Wandel – gesanglich noch stark im Gothic verwurzelt, kompositorisch aber bereits auf dem Weg in neue Sphären. Die Karnevals-Elemente, die später Markenzeichen werden, sind hier bereits erkennbar.
Die Mischung aus Metal, Elektronik und progressiven Elementen sorgt für einen einzigartigen Klang
Die Stilfusion setzt sich in I Am Apathy fort, einem kraftvollen Song, der den Sound weiter in Richtung Metal treibt – mit unheimlichen Schreien, dramatischer Melodielinie, elektronischen Klängen, Synths, filigraner und noisiger Musik zugleich. Gitarren bieten progressive Riffs und Solos, insgesamt ein starkes Gemisch aus Einflüssen. Der Titeltrack The Enemy Within beginnt mit einem filmreifen Sprechpart, bevor schwere Riffs und komplexe Melodien übernehmen.
Die Songs wurden nicht neu eingespielt – es handelt sich um das Originalmaterial, das lediglich neu gemastert wurde. Die ursprüngliche Produktion war allerdings bereits solide und hat die Zeit gut überstanden. Selbst in Demoqualität klingt das Material frisch und ausgewogen.
Eine nostalgische Rückschau auf die Ursprünge der Band
Den Abschluss der Compilation bildet The Demon And The Fool. Deutlich experimenteller und avantgardistischer, diesmal mit starkem Gothic-Metal-Einschlag, vielen programmierten Effekten und Synths. Auch die progressiven Elemente mit komplexen Arrangements und typischen Gitarren-Crescendos sind vertreten, ebenso wie vielschichtige Soundteppiche.
Ein Album, das die Anfänge der Band eindrucksvoll dokumentiert. Auch wenn die Songs von The Benevolent Pawn die stilistische Entwicklung deutlicher zeigen, macht gerade die Zusammenstellung beider EPs den besonderen Reiz dieses Releases aus. Für die Band ein Meilenstein, für Fans ein Blick zurück auf die entscheidenden stilistischen Weichenstellungen.
Mehr als nostalgisches Erinnerungsstück bietet dieses Album vor allem für Sammler und treue Fans einen echten Mehrwert. Doch auch wer heute erst VULTURE INDUSTRIES entdeckt, kann hier hören, wo alles begann – roh, ungefiltert und doch schon mit großem Wiedererkennungswert.
Fazit: Die Anfänge von VULTURE INDUSTRIES werden mit dieser Compilation eindrucksvoll eingefangen – frisch, mutig und überraschend zeitlos nach 20 Jahren.
Tracklist
01. The Benevolent Pawn
02. To Sever The Hand Of Corruption
03. A Path Of Infamy
04. Soulcage
05. I Am Apathy
06. The Enemy Within
07. The Demon And The Fool
Besetzung
Bjørnar Erevik Nilsen – Vocals, Programming
Øyvind Madsen – Guitars
Eivind Huse – Guitars
Kyrre Teigen – Bass
Tor Helge Gjengedal – Drums