Die ukrainischen Meister des Blackened Death Metal mit Kriegsthematik kehren mit ihrem vierten Album zurück. „Viribus Unitis“ (Latein für „Mit vereinten Kräften„) ist gleichzeitig eine Rückkehr zum typischen 1914-Sound, repräsentiert aber auch einen experimentelleren Ansatz, während die Thematik sich weiterhin um den Ersten Weltkrieg dreht, diesmal aus einer anderen Perspektive.
Authentische Atmosphäre durch historische Details
Wie man es von älteren Alben der Band gewohnt ist, ist das Intro ein sehr altes Lied aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. So auch hier: „War In (The Beginning of the Fall)„, ein traditioneller Chor, eine verkratzte Platte, aber mit einer Aura von Authentizität. Die Band gelingt es sicher, mit diesen Intros die Atmosphäre zu setzen.
Der nächste Song, „1914 (The Siege of Przemyśl)„, beginnt sehr aggressiv, Uptempo, mit dem typischen Band-Sound. Sehr eindringlicher Song, der im Hörer genau die Atmosphäre schafft, die beabsichtigt ist. Aber die Musik hat gewisse melodische Momente, alle versteckt unter der Wand aus Aggression, unerbittlichen Drums und sehr starken Riffs. Und insgesamt die rauen, gutturalen Vocals. Ein sehr starker Start, ein Höhepunkt.
Wie der Bandname und die Mitgliedernamen nicht nur inspiriert sind, sondern sie sich in die Schuhe eines Kriegsteilnehmers versetzen – alles ist mit dem Ersten Weltkrieg verbunden. „Viribus Unitis“ vertieft das Engagement für historische Authentizität durch sowohl textlichen Inhalt als auch Konzept. Das Album erzählt eine Zeitleiste von 1914 bis 1919, erzählt durch reale Ereignisse und persönliche Berichte eines ukrainischen Soldaten in der K.u.K.-Armee. Es malt ein düsteres Bild vom Aufstieg, Höhepunkt und hohlen Nachspiel des Krieges.
Wieder mit einer sehr alten Liedpassage als Intro beginnt „1915 (Easter Battle for the Zwinin Ridge)„, diesmal eine sehr kurze, bevor die Musik fortsetzt – dieselbe Aggressivität und massiver Sound. Nach der starken Eröffnung setzt der Song mit einer sehr langen instrumentalen Passage fort, viel langsamer, mit Doom-Aura, und nur langsam kehrt die dynamischere Musik zurück, mit hämmernden Drums und einem Chor aller Bandmitglieder. Die Atmosphäre, die sie damit schaffen, ist intensiv und erdrückend. Die Drums klingen wie marschierende Trommeln, aber der Song bleibt atmosphärisch.
Von aggressivem Blackened Death zu emotionalem Doom
1914 wurden 2014 in Lwiw gegründet. Mit Namen der Bandmitglieder, die sich auf jedem Album ändern, um die Geschichte widerzuspiegeln, die sie erzählen, sind die echten Musiker hinter den gelisteten Namen Armen Ohanesian am Bass, das Gitarren-Duo Oleksa Fisyuk und Vitaliy Vygovskyy, Dmytro Kumar am Gesang und der Drummer Rostyslav Potoplyak, mittlerweile aus der Band ausgeschieden.
Das nächste Kapitel in der Geschichte ist „1916 (The Südtirol Offensive)“ mit Kriegsgeräuschen, die die Atmosphäre für den Song setzen. Ein rhythmisierter Song, nicht sehr melodisch, mit viel prominenten Gitarren – von Tremolo-gepickt bis zu massiven Riffs – aber insgesamt ein viel dissonanterer Song. Auch der Black-Metal-lastigste Song des Albums, auch wenn man hier einige Groove-Passagen hören kann – ein Song, der alle Einflüsse zeigt, die die Band in ihrer Musik hat. All das – viele Ideen und verschiedene Stile – verweben sich zu einer finalen Klangwand.
Auch ein cinematisches Intro hat der nächste Song, „1917 (The Isonzo Front)“ – eine Funkübertragung auf Italienisch aus der Kriegszeit. Und die Musik setzt sich unerbittlich fort, das Tempo ist sehr schnell, die melodische Linie klarer, insgesamt ein dynamischer Track, selbst wenn sie atmosphärischer werden, mit fast gesprochenen Vocals und die Instrumentierung minimalistischer wird. Etwas zu viele Änderungen in der Song-Struktur und Rhythmuswechsel, nicht so kohärent, wie der massive Start verspricht, aber mit einem der besten Momente auf dem Album, mit unvergesslichen Riffs. Und der Song endet mit einem weiteren cinematischen Moment und akustischer Musik.
Konzeptueller Fokus auf Kosten von Energie
Die Produktion, wie erwartet für eine Band dieser Größe, ist sehr gut – der Sound ist sehr dynamisch, alle Instrumente sind klar und insgesamt sehr ausbalanciert. In ihrer Chronik des Ersten Weltkriegs fortfahrend, verlagern 1914 ihren Fokus leicht von der rohen Darstellung von Tod und Zerstörung zu Themen wie Kameradschaft, Durchhaltevermögen und den emotionalen Landschaften, die von denen ertragen wurden, die den Schrecken gegenüberstanden. Während frühere Veröffentlichungen sich auf die Sinnlosigkeit und Endgültigkeit des Krieges konzentrierten, erkundet „Viribus Unitis“ die menschlichen Bindungen, die unter Feuer geschmiedet wurden, und die Stärke derer, die zurückkehrten – gebrochen, verändert, aber noch am Leben.
Wieder Marschklänge und Kriegslieder eröffnen „1918 Pt 1: WIA (Wounded in Action)„. Triumphale Musik aus der Kriegszeit, aber der eigentliche Song begann langsam, erdrückend, Doom Metal in der Struktur, aber mit den Themen und spezifischen militärischen Klängen. Ein interessanter Ansatz, aber auch ein typischer Sound für 1914. „1918 Pt 2: POW (Prisoner of War)“ setzt im selben erdrückend langsamen und Doom-beladenen Stil fort – emotional, geladen mit Atmosphäre. Die Trilogie von Songs mit Themen aus 1918 endet mit „1918 Pt 3: ADE (A duty to escape)„. Der Song gewinnt langsam den kraftvollen Rhythmus der ersten Songs zurück nach den Doom-artigen Songs, die vorausgingen. Mit Gastvocals von Aaron Stainthorpe (ex-My Dying Bride, High Parasite) kombiniert der Sound die kraftvolle Rhythmussektion mit einem trauernden, emotionalen Gefühl.
Der finale Song, „1919 (The Home Where I Died)„, ein noch introspektiverer Song mit einem weiteren Gastsänger, Jerome Reuter (Rome). Seltsame Effekt-Klänge und eine traurige Klavier-Melodielinie, ebenfalls geladen mit sorgenvoller Stimmung, mit cleanen Vocals von Jerome – keine Musik, die man bei einem 1914-Song erwarten würde. Leicht und emotional, aber textlich und thematisch eine sehr plausible Schlussfolgerung des Albums. Und ein weiteres altes Lied, „War Out (The End?)„, beendet das Album in einer irgendwie gegensätzlichen Stimmung, wie es begann.
Konzept über Energie: Ein zweischneidiges Schwert
Weniger Black Metal als üblich auf den vorherigen Alben, aber es scheint wie eine Band, die ihren Sound gefunden hat. Die Kombination aus Black und Death führt den Sound im ersten Teil, nur um mit emotionalerem und mehr Doom Metal im Stil im zweiten Teil fortgesetzt zu werden. Ein Album, das ein konzeptionelles ist, aber musikalisch verlangsamte sich der Rhythmus konstant von Anfang bis Ende. Von marschierender und kriegsdurchsetzter Energie zu introspektivem und philosophischem melodischem Ende.
Eine sorgfältiger ausgearbeitete und konzeptionellere Arbeit als die vorherigen Alben – dennoch gingen im Prozess die Energie und Dynamik der vorherigen Alben verloren. Und etwas von ihrer Inspiration im Songwriting. Konzeptioneller und weniger musikalisch, und in jedem Fall mit weniger wirkungsvollen Extreme-Metal-Momenten. Aber es ist keine schlechte Arbeit, nur dass die Band in den schwierigen Jahren, die vergangen sind, etwas verloren hat. Einheitlich als Konzept, aber nicht so überzeugend musikalisch. Vielleicht eine neue musikalische Richtung der Band – jedenfalls nicht so überzeugend und roh wie auf älteren Alben. Ein Album mit vielen unvergesslichen Momenten, aber die meisten von ihnen gehen verloren in einem Meer aus atmosphärischen und konzeptionellen.
Fazit: Einheitliches Konzept textlich, aber in zu viele musikalische Richtungen gegangen – 1914s „Viribus Unitis“ überzeugt nicht so wie ihre älteren Alben.
Tracklist
01. War In (The Beginning of the Fall)
02. 1914 (The Siege of Przemyśl)
03. 1915 (Easter Battle for the Zwinin Ridge)
04. 1916 (The Südtirol Offensive)
05. 1917 (The Isonzo Front)
06. 1918 Pt 1: WIA (Wounded in Action)
07. 1918 Pt 2: POW (Prisoner of War)
08. 1918 Pt 3: ADE (A duty to escape)
09. 1919 (The Home Where I Died)
10. War Out (The End?)
Besetzung
K.K. LIR. Lemberg Nr.19 Fähnrich, Rostislaw Potoplacht – Drums
k.u.k. Galizisches IR Nr.15, Gefreiter, Ditmar Kumarberg – Vocals
K.K. LIR Czernowitz Nr.22 Oberleutnant, Witaly Wyhovsky – Guitar
K.K. LIR Stanislau Nr.20 Zugsführer, Oleksa Fisiuk – Guitar
k.u.k. Galizisch-Bukowina’sches IR Nr.24, Feldwebel, Armen Howhannisjan – Bass

