Die internationale Doom-Metal-Band ANCHORITE legt ihr zweites Album vor. Zwei Schweden, ein Däne und ein Malteser schließen sich zusammen, um epischen Metal mit Melodie und emotionaler, leidenschaftlicher Tiefe zu erschaffen.
Doom-Atmosphäre mit stark melodischem Ansatz
Der erste Song, zugleich Titelstück des Albums, „Realm Of Ruin“, begrüßt den Hörer mit recht hohem Tempo und hohen Gesangslinien – eher ein Sound, wie man ihn aus dem Heavy Metal kennt als aus dem Doom. Doch das ist keineswegs negativ – der Song ist melodisch, mit eingängigen Riffs und einem gelungenen Solo.
Ganz anders zeigt sich „The Lighthouse Chronicles“, viel langsamer und diesmal mit einer Atmosphäre, die eindeutig dem Doom zuzuordnen ist. Auch der Gesang ändert sich deutlich – kein klassisches Growling, aber rau und tief angesetzt. Die Riffs sind wuchtig, bleiben jedoch melodisch, und im Refrain schwingt eine melancholische Note mit. Hier kehrt auch die höhere Gesangsstimme zurück, was insgesamt für einen gelungenen Wechsel sorgt. Gegen Ende kriecht das Stück förmlich dahin und wird zunehmend melancholischer. Ein insgesamt sehr epischer Song, der sich von Klanglandschaft zu Klanglandschaft entwickelt – ein starkes Stück.
Die Produktion hebt sowohl die langsame, traurige Doom-Stimmung als auch die melodische Seite gut hervor. Vielleicht liegt der Fokus ein wenig zu stark auf dem Gesang – das restliche Arrangement tritt phasenweise in den Hintergrund, nur die Solos können dagegen ankämpfen. Der Bass setzt gezielte Akzente genau an den richtigen Stellen, das Schlagzeug ist zwar langsam, aber kraftvoll. Insgesamt eine ausgewogene, gut abgestimmte Produktion.
Epischer Doom Metal mit melancholischen Melodien
Mit „Devil On The Throne“ bleibt die Band auf der langsamen Seite, die melodische Linie des vorherigen Stücks wird weitergeführt – Aufbau und Stimmung ähneln sich stark. Noch atmosphärischer und langsamer kommt „The Apostate’s Prayer“ daher – mit akustischem Einstieg und trauriger Grundstimmung. Eine andere Melodie, aber die gleiche Herangehensweise.
ANCHORITE wurde Ende 2018 auf dem Malta Doom Metal Festival gegründet, als Sänger Leo Stivala (Forsaken, ex-Reflection) und Bassist Peter Svensson (Assassin’s Blade, Cult of the Fox, Void Moon, ex-Goatess) beschlossen, zusammenzuarbeiten. Das Konzept stand schnell: fest im epischen Doom verwurzelt, sollte ein neues Projekt entstehen. Zuerst stieß Drummer Marcus Rosenkvist (ebenfalls Assassin’s Blade, Cult of the Fox, Void Moon) zur Band. Die Arbeit am Debütalbum Further from Eternity begann sofort. Nach mehreren Anläufen wurde schließlich Gitarrist Martin Jepsen Andersen (Blindstone, Chalice of Sin, Meridian, ex-Reece) gefunden – das Line-up war komplett.
„Room In The Mirror“ bringt mehr Tempo und eine andere Stimmung. Melodisch, mit wechselnden Tempos und einem breiten gesanglichen Ausdrucksspektrum. „No Vestige Of Light“ kehrt dann wieder zu den langsameren Stücken zurück. Eine wirklich doomige Atmosphäre mit typischen Akkorden, geflüstertem Gesang, dramatischer und trauriger Melodieführung. Eine einfache Struktur, eine schlichte Komposition, aber ein Lied, das ganz auf Stimmung und Melancholie setzt – und diese auch gut transportiert. Ein gelungener Song.
Komplexe Kompositionen und nostalgische Klangbilder
„The Unforgiving Ghost“ schließt nahtlos an, mit ähnlicher Melodieführung, noch etwas langsamer und mit mehr Fokus auf die Gitarrenarbeit. Der abschließende Track „Kingdom Undone“ bleibt ruhig und melodisch – epische Momente, Traurigkeit, Melancholie, gute Orchestrierung, einfache, konstante Riffs.
Eine Band und ein Album mit mehreren Gesichtern, mit einem weiten Ausdrucksspektrum. Komplexe Kompositionen, vom temporeichen Heavy Metal bis hin zum schleppendsten Doom, von eingängigen Melodien bis zu dissonanten Momenten. Ein Album voller Atmosphäre und insgesamt sehr melodisch. Der Gesang steht klar im Vordergrund, mit seiner großen Ausdrucksvielfalt, aber die Gitarren liefern die einprägsamsten Momente.
In ihrem ganz eigenen Stil transportieren ANCHORITE Gefühle, Trauer und persönliche Erlebnisse. Ein persönlicher Zugang, eine melodische Reise durch nostalgische Klänge von Old-School-Rock und -Metal, voller starker Riffs und leidenschaftlicher Vocals. Ein Album wie eine epische Metal-Ballade – schwer, emotional, ehrlich.
Fazit: ANCHORITE präsentieren ein emotional aufgeladenes Album zwischen Doom und klassischem Metal – traurig, melodisch, stimmungsvoll.
Tracklist
01. Realm Of Ruin
02. The Lighthouse Chronicles
03. Devil On The Throne
04. The Apostate´s Prayer
05. Room In The Mirror
06. No Vestige Of Light
07. The Unforgiving Ghost
08. Kingdom Undone
Besetzung
Peter Svensson – Bass
Marcus Rosenqvist – Drums
Martin Jepsen Andersen – Guitars
Leo Stivala – Vocals