Die australischen Meister der depressiven Klangkunst, AUSTERE, präsentieren mit The Stillness of Dissolution ihr fünftes Studioalbum – und bereits das dritte innerhalb von drei Jahren. Man spürt: Die lange Bandpause hat neuen Hunger geweckt und frische musikalische Ideen mit sich gebracht.
Das Album beginnt mit soliden Riffs, kehligem Geschrei und einer von der Leadgitarre getragenen Melodielinie. „Dissolve Exile“ ist ein vielversprechender Einstieg. Die Atmosphäre ist sofort da: bedrückend, traurig, durchzogen von Melancholie. Die Riffs bleiben konstant, die Vocals liegen leicht im Hintergrund – aber allein das sich wiederholende Hauptmotiv schafft bereits die Grundstimmung.
Bedrückende, traurige Klanglandschaften
Die Band wurde um 2005 an der Ostküste Australiens gegründet – mit den beiden Gründungsmitgliedern, die bis heute den Kern von AUSTERE bilden: Desolate (auch aktiv bei Dearthe, Funerary Torch, Temple Nightside, Unfelled, ex-Funeral Mourning, ex-Ill Omen, ex-Pestilential Shadows u.v.m.) ist für Gitarre, Bass, Keyboards und Gesang verantwortlich, Sorrow (auch bei Autumn’s Dawn, Germ, ex-Blackened Angel, ex-Lord u.a.) übernimmt Schlagzeug, Keyboards und Gesang.
„Time Awry“ taucht noch tiefer in die atmosphärischen Klangflächen ein – dabei bleibt das Tempo hoch. Man würde bei diesem Musikstil eher langsamere, doom-lastige Songs erwarten, doch was hier passiert, funktioniert sehr gut: Die Musik transportiert exakt das, was sie soll. Ein cleaner Gesangspart verstärkt die traurige Grundstimmung, die Akkorde bleiben einfach, aber wirkungsvoll.
Auch „Redolent Foulness“ hält das Tempo hoch, das Schlagzeug pumpt gleichmäßiger, die Clean Vocals wirken hier etwas schwächer als die harschen Parts – aber die Atmosphäre bleibt stimmig. Eine zarte Melodielinie sorgt trotz Dynamik für die nötige Tiefe.
Nach zwei erfolgreichen Alben löste sich AUSTERE 2010 auf. Beide Mitglieder verfolgten in der Folge unterschiedlichste Projekte – oft experimentell, oft auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. 2021 fanden sie wieder zueinander – und das Feuer war zurück. Zwei neue Alben folgten, beide weltweit positiv aufgenommen.
Tiefgestimmte Gitarren und verzweifelte Growls
„The Downfall“ bringt tiefere Gitarrenstimmung und eine noch düsterere Grundhaltung. Die Clean Vocals wirken diesmal passender, emotionaler – bald aber übernehmen wieder gequälte Growls das Ruder. Verzweifelte Schreie, vertonte Einsamkeit. Ein Highlight des Albums. Die Orchestrierung verdichtet sich zu einer Wand aus Sound, über der die unmenschlichen Vocals schweben. Tempowechsel verstärken die Intensität. Kompositorisch klassisch, aber wirkungsvoll und intensiv.
Die Produktion erfüllt, was das Genre verlangt: Atmosphäre. Die Vocals – ob clean, geschrien oder gegrunzt – sind eher zurückhaltend gemischt, fast wie ein Echo. Das verstärkt den dramatischen Charakter. Die Themen sind wie erwartet: Trauer, Herzschmerz, Verlassenheit – Emotionen, Depressionen. Keine Überraschung, aber genau das, was man will.
„Rusted Veins“ bringt erneut starke Akkorde – ein starker Song. Eine traurige Leadgitarre führt die Komposition, ein hypnotisch-repetitiver Akkord legt sich wie Nebel darüber. Eine kontemplative Stimmung, fast mit einem Hauch von Trost.
Melodischer Black-Metal mit bedrückender Atmosphäre und klarem Abschluss
„Storm Within My Heart“ beschließt das Album – mit infernalischem Drumming, harschen Riffs und einem dichten Soundbild. Verzweifelte Schreie hallen über kraftvolle, emotionale Strukturen. Melodie, Gefühl, Rhythmus – alles ist da. Vielleicht der stärkste, klarste Track – das Finale, das man sich gewünscht hat. Ein würdiger Abschluss, der alles bündelt: Wucht, Emotion, Atmosphäre. Wenn es einen Song gibt, der dieses Album zusammenfasst – dann dieser. Ein klares Highlight, ein Opus.
Ja, AUSTERE haben stärkere Alben gemacht. Aber The Stillness of Dissolution ist kein schlechtes Werk. Es zeigt eine leichte stilistische Verschiebung – weg vom Depressive Black hin zu einem atmosphärisch-melodischen Post-Black, aber die Essenz der Band bleibt spürbar.
Ein Album mit vielen guten Momenten und einem klaren Crescendo am Ende. Nicht der verzweifelte Tiefschlag, den man vielleicht erwartet, aber ein kaltes, intensives, emotional aufgeladenes Werk – mit Momenten dissonanter Schönheit. AUSTERE bewegen sich hörbar vom Depressive Black Metal hin zu einer melodischeren, atmosphärischeren Spielart – mit höherem Tempo, aber ungebrochener emotionaler Wucht.
Die repetitiven Riffs, charakteristisch für AUSTERE, wirken trotz höherem Tempo melodisch und effektiv. Ein kaltes, atmosphärisches Album mit Seele.
Fazit: AUSTERE halten Wort – The Stillness of Dissolution ist ein starkes Album mit viel Atmosphäre, Melodie und einem wuchtigen Finale.
Tracklist
01. Dissolve Exile
02. Time Awry
03. Redolent Foulness
04. The Downfall
05. Rusted Veins
06. Storm Within My Heart
Besetzung
Desolate – Guitars, Bass, Keyboards, Vocals
Sorrow – Drums, Keyboards, Vocals