Selbstbewusst nennt sich die australische Death-Metal-Truppe BEYOND MORTAL DREAMS das „bestgehütete Geheimnis Australiens“. Nach einigen viel beachteten Alben folgt nun mit Devastation Hymns eine neue EP – wobei der Begriff fast untertrieben ist, denn mit einer Spielzeit von rund 30 Minuten kratzt das Werk bereits an Albumlänge.
Gewaltig, technisch, düster
Gleich der Opener „Arachnivore“ offenbart die Essenz dieser Band: massiver Sound, finstere Atmosphäre und eine klare melodische Linie, trotz des tief grollenden Gesangs. Die Gitarrenarbeit ist präsent und komplex, das Riffing solide, das Solo durchdacht – und alles getragen von einer treibenden Rhythmussektion.
Die Produktion ist klar, ausgewogen und dennoch kraftvoll. Ein klassischer Death-Metal-Sound, der komplexe Arrangements mühelos einfängt – jeder Ton sitzt, jedes Instrument hat seinen Platz. Das Ergebnis: ein dynamisches, organisches Klangbild.
Mit „Tormenting the Iniquitous“ wird es noch technischer. Neben Growls tauchen schrille Screams auf, die Doomsayer mit beeindruckender Kontrolle einsetzt. Der Song bleibt dabei tief im Old-School verankert – keine Melodiefalle, kein Schnickschnack, dafür ein mehrschichtiges Solo, pointiertes Songwriting und markante Rhythmik.
Auch „Fetid Beyond All Conception“ knüpft an diese Stärken an. Wieder sind es die variablen Vocals, die herausragen – doch diesmal steht auch das Gitarrenduo noch stärker im Fokus: dialogartige Solos, verzahnte Spielweisen und raffinierte Tempowechsel. Dazu ein unermüdliches, stabiles Fundament – und erneut ein Song, der hängen bleibt.
BEYOND MORTAL DREAMS wurden 1992 unter dem Namen Suffering gegründet, mit Pahl Hodgson als treibender Kraft. 1995 erfolgte die Umbenennung, 2003 dann die Wiedergeburt des Projekts. Seitdem hat sich das Line-up stabilisiert: Pahl „Doomsayer“ Hodgson (Gesang, Gitarre), Jamie „Bloodspawn“ Whyte (Gitarre) und Ross „Ghuul“ Duncan (Bass). Am Schlagzeug ist auf der EP der Studio-Drummer Henry „Plague“ Inglis zu hören.
Technik, Tempo, Tradition – und ein Ausreißer
„Predatory Dysmorphia“ ist ein Geschwindigkeitsmonster: Blastbeats, sägende Riffs, aber trotzdem alles klar strukturiert. Die Soli sitzen, der Song wirkt geschlossen und besonders druckvoll – ein klares Highlight.
Auch „Bred for Possession“ überzeugt. Etwas melodischer angelegt, punktet der Song mit epischem Chorgesang, vielseitigen Vocals und einem sehr starken Rhythmus. Die Band schafft es, selbst aus diesen Elementen einen massiven, straighten Song zu formen.
Zum Abschluss wagt sich das Trio an ein Cover von FORBIDDENs „Forbidden Evil“ – ein mutiger Schritt, der leider nicht ganz aufgeht. Zwar ist die Neuinterpretation technisch gut gemacht, doch der Stilbruch mit cleanen, fast Heavy-Metal-artigen Vocals und der insgesamt helleren Ausrichtung wirkt wie ein Bruch mit der vorher aufgebauten Atmosphäre. Ein anderes Stück oder eine stärkere Anpassung an den Bandstil wäre hier vermutlich die bessere Wahl gewesen.
Solide, ehrlich, kraftvoll
Das musikalische Niveau auf Devastation Hymns ist hoch: Die Gitarrenarbeit – ob in Solos oder Riffs – gehört zum Besten der Szene, das Drumming ist extrem präzise, und die Stimme von Pahl „Doomsayer“ Hodgson verleiht den Songs das nötige Gewicht. Gerade durch seine stimmliche Vielseitigkeit setzt er wichtige Akzente und sorgt für ein kraftvolles, dynamisches Klangbild.
Die einzige echte Schwachstelle ist das abschließende „Forbidden Evil“ – ein gut gemachtes, kraftvoll gespieltes Cover, das jedoch völlig aus dem Rahmen fällt. Es zerstört die Atmosphäre, reißt aus dem Albumfluss heraus und nimmt dem Werk ein Stück weit die Wucht, die es bis dahin aufgebaut hatte. Eine mutige Wahl, aber in diesem Kontext leider ein Bruch mit dem eigenen Stil.
Devastation Hymns ist kein revolutionäres Werk, aber ein starkes Stück ehrlichen, klassischen Death Metals. Vielleicht nicht das bestgehütete Geheimnis Australiens – aber definitiv eine Band mit solidem Sound, technischer Klasse und einer klaren Vision.
Fazit: Devastation Hymns liefert ein dynamisches, hartes und sehr solides Death-Metal-Erlebnis.
Tracklist
01. Arachnivore
02. Tormenting The Iniquitous
03. Fetid Beyond All Conception
04. Predatory Dysmorphia
05. Bred For Possession
06. Forbidden Evil (Forbidden Cover)
Besetzung
Pahl “Doomsayer” Hodgson – Vocals, Guitar
Jamie “Bloodspawn” Whyte – Guitar
Ross “Ghuul” Duncan – Bass
Henry “Plague” Inglis – Session Drums