Das dritte Album der kalifornischen Black-Metal-Band CHAMBER OF MIRRORS, oder genauer gesagt: des gleichnamigen Ein-Mann-Projekts, ist eine kompromisslose Verneigung vor norwegischem Old-School-Black-Metal. Tales of Blood will nichts anderes sein als eine blasphemische Sammlung apokalyptischer Klangbilder und rasender Vocals – und liefert genau das.
Ein unerbittlicher Klangangriff
Der Opener „Dominion“ startet abrupt und direkt mit einer melodischen Linie. Unnachgiebiges Schlagzeug, typische Black-Metal-Akkorde, gutturale Schreie und heiseres Kreischen – allerdings leicht im Hintergrund gemischt. Was dominiert, ist die Wand aus Klang. Ein Gitarrensolo hebt sich kurz ab, wird aber schnell wieder vom Gesamtbild verschluckt. Ein stark vom Old-School beeinflusster Song und ein früher Höhepunkt.
Nach dem abrupten Ende des ersten Songs führt „Mistress of the Blood Red Moon“ den Klangangriff nahtlos weiter. Surrende Riffs, Tremolo-Leads, geisterhafte Vocals. Eine kurze Melodie kämpft sich kurz durch – doch der Song bricht ab, bevor er melodisch werden könnte.
CHAMBER OF MIRRORS wurde um 2020 von Mortem gegründet (auch aktiv bei Dreaming in Blood). Er beschreibt sein Projekt selbst als One Man Raw & Atmospheric Black Metal. Alle Instrumente, Gesang, Texte und Kompositionen stammen von ihm – ein konsequentes Solo-Vorhaben.
Direkter, abgründiger Black Metal mit roher Produktion
„Soul of Sorrow“ und „Ancient Ember of Endless Time“ führen den kompromisslosen Sound fort – direkt, dicht, fast schon noisig. Viele Spuren, wenig Trennung, alles verschmilzt zu einer massiven Wand. Die Einflüsse klassischer Norweger wie Mayhem, Emperor oder Darkthrone sind nicht zu überhören.
Die Produktion ist bewusst roh gehalten. Kein reines Lo-Fi, aber sehr nahe dran. Kaum Trennung zwischen den Instrumenten, keine Hervorhebung der Vocals – alles auf gleichem Lautstärkepegel. Eine klare, wenn auch extreme ästhetische Entscheidung im Geiste des frühen Black Metal. Lyrisch bewegt sich das Album zwischen Okkultismus, Mythologie und Antichristentum.
„Stolen Flame“ folgt demselben Aufbau. Und auch hier: Sobald sich Melodik andeutet, endet der Song abrupt. Unprofessionell? Vielleicht. Aber im Kontext dieses Genres fast schon ein Manifest. „The Serpent“ wird noch dissonanter, die Stimmung düsterer, die Riffs schriller – bleich, bedrohlich, nihilistisch.
„Tales of Blood“, der Titeltrack, bricht mit dem bisherigen Konzept: ein melodisches Keyboard-Intro, klar, atmosphärisch – fast schon sanft. Keine Gitarren, kein Kreischen, ein Moment der Stille mitten im Sturm. Unerwartet, aber eindrücklich.
Black Metal für Puristen – roh, unpoliert, nicht melodisch, sondern kalt und infernalisch.
„I Am Eternal“ beendet das Album – klanglich wieder näher am Gesamtbild, aber mit leicht spürbarer Melodieführung, vielleicht beeinflusst vom Titelstück. Doch auch hier wird die Keyboard-Melodie bald von Tremolo-Gitarren und massiven Riffs zugedeckt. Und konsequenterweise endet das Album abrupt – ein letztes Statement. Ein später Höhepunkt.
Die abrupten Songenden, die sich wie ein roter Faden durch das Album ziehen, wirken zwar auf den ersten Blick unvollständig – doch genau dieses abrupte Abbrechen ist tief im Selbstverständnis des Old-School-Black-Metal verankert: keine Auflösung, kein Ausklang, nur Abbruch und Verweigerung: Schluss ist, wenn der Wille erlischt.
Die Musik von CHAMBER OF MIRRORS ist direkt und ohne jede Subtilität. Die rohe Produktion unterstreicht das: keine Details, keine Feinheiten – nur Druck. Auch musikalisch wird auf Melodik oder Ambient-Elemente weitgehend verzichtet. Trotz der Selbstbeschreibung als atmospheric black metal besteht die Atmosphäre primär aus Beklemmung und Kälte.
Es ist kompromissloser Black Metal – schwer zugänglich, roh, hart. Wer nach Melodien oder emotionalen Bögen sucht, wird wenig finden. Doch für Fans roher, ungeschönter Klanggewalt bietet Tales of Blood genau das, was sie sich wünschen: eine klangliche Tortur in bester Tradition der norwegischen Schule.
Fazit: Wer Black Metal roh, direkt und ohne Schnörkel mag, findet hier genau das, was er sucht. Alle anderen bleiben außen vor.
Tracklist
01. Dominion
02. Mistress of the Blood Red Moon
03. Soul of Sorrow
04. Ancient Ember of Endless Time
05. Stolen Flame
06. The Serpent
07. Tales of Blood
08. I Am Eternal
Besetzung
Mortem – All instruments, Vocals