Mit ihrem vierzehnten Studioalbum, The Screaming of the Valkyries, kehren CRADLE OF FILTH eindrucksvoll zurück und präsentieren erstmals ein Werk unter dem Banner von Napalm Records. Das Album vereint brutale Härte, theatralische Düsternis und eine unheilvolle Gothic-Atmosphäre zu einer einzigartigen Mischung.
Dieses Album ist sowohl eine leidenschaftliche Hommage an die legendären Klassiker der Band als auch ein Ausdruck ihrer fortschreitenden musikalischen Entwicklung. Monumentale, melancholische Melodien treffen auf aggressive Thrash-Elemente und eine apokalyptische, existenzielle Finsternis, die von einer euphorischen Intensität durchzogen ist.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 und dem Debütalbum von 1994 hat sich die Band zu einer der prägendsten Kräfte in der extremen Musiklandschaft entwickelt. Ursprünglich als Black-Metal-Band gestartet, haben sie ihr Spektrum stetig erweitert und Elemente aus Symphonic Metal, Gothic Metal, Death Metal und Dark Metal integriert – ein unverwechselbarer Sound, der sich nur schwer einer einzelnen Kategorie zuordnen lässt.
Dani Filth ist das einzige konstante Mitglied und das Gesicht der Band. Die aktuelle Besetzung besteht aus hochkarätigen Musikern: Drummer Martin „Marthus“ Skaroupka gehört bereits seit fast zwei Jahrzehnten dazu, während Gitarrist Marek „Ashok“ Smerda und Bassist Daniel Firth seit über zehn Jahren mitwirken. 2022 wurde das Line-up durch Gitarrist Donny Burbage und Keyboarderin sowie Sängerin Zoe Federoff vervollständigt.
CRADLE OF FILTH verkörpern eine elegante, infernalische und verführerisch brutale Klanglandschaft, die in die dunkelsten Tiefen okkulter und mythologischer Erzählungen eintaucht.
Gewaltige Riffs, melodische Gitarrensolos und eindrucksvolle Kontraste
Das Album eröffnet mit To Live Deliciously – einer epischen Klanglandschaft von der ersten Note an. Wuchtige Gitarrenriffs, die unverkennbare Stimme von Dani Filth und komplexe, melodische Solos prägen den Song. Begleitet von hallenden Chören und einem treibenden Rhythmus entfaltet sich ein energiegeladener Auftakt. Die Texte beschwören den Wunsch nach einem ungebundenen Leben, einer utopischen Existenz voller Selbstbestimmung.
Mit Demagoguery folgt ein echtes Highlight: Ein Stück voller musikalischer Kontraste, das verschiedenste Stilrichtungen kunstvoll miteinander verwebt. Wechselnde Tempos, infernalische Härte und langsame, düstere Passagen zeigen die enorme Bandbreite des Kompositionsstils von CRADLE OF FILTH. Inhaltlich thematisiert der Song die Verführungskraft der Demagogie, die wie ein Fluch auf der Welt lastet. Dämonische Kräfte werden entfesselt, Hass regiert und die Marionetten der Machthaber tanzen nach ihrer Pfeife – ein erschütterndes Bild der Manipulation und Verderbnis.
The Trinity of Shadows schildert die unheilvolle Präsenz dreier Schattenwesen – verführerisch und tödlich zugleich. Die musikalische Umsetzung ist ebenso eindrucksvoll: Bombastische Chöre steigern sich zu einem gewaltigen Crescendo, während die Orchestrierung und die vielschichtige Bassführung für ein düsteres Fundament sorgen. Filigrane Gitarrensolos fügen sich in ein fesselndes Wechselspiel mit dem orchestralen Hintergrund ein.
Dramatische Gesänge und intensive Klanglandschaften
Non Omnis Moriar beginnt mit flüsternden und gesprochenen Passagen, die wie ein unheilvolles Märchen anmuten. Dominante Keyboard-Klänge und eine melancholische Melodie erschaffen eine bedrückende Atmosphäre. Die Lyrics reflektieren die Angst vor dem Tod, aber auch die Hoffnung, dass die eigene Essenz in der Erinnerung der Liebenden weiterlebt. Die weiblichen Gesangsparts verstärken die emotionale Tiefe des Songs und verleihen ihm eine fast epische Tragik.
Mit White Hellebore folgt ein klassischer Black-Metal-Track, der mit schnellen Riffs, verspielten Background-Vocals und entfesseltem Drumming überzeugt. Dani Filth brilliert hier mit seiner unnachahmlichen stimmlichen Bandbreite, während sich klare weibliche Vocals als perfektes Gegengewicht einfügen. Inhaltlich erzählt der Song eine düster-romantische Geschichte über leidenschaftliche Liebe und gefährliche Anziehung – ein packendes Wechselspiel aus dunkler Melancholie und epischer Erhabenheit.
You Are My Nautilus entführt den Hörer auf eine symbolträchtige Reise durch stürmische Klanglandschaften. Der Song beginnt mit einem erzählerischen Tonfall, bevor er sich in ein rasantes Wechselspiel aus massiven Riffs und eindringlichen Vocals verwandelt. Drastische Schreie durchbrechen das Klangbild, während das Tempo sich stetig verändert – ein typischer CRADLE OF FILTH Song, der seine Dynamik geschickt aufbaut und entfaltet.
Hervorrufung von Angst und Faszination, Mysterium, Horror und dem Übernatürlichen.
In Malignant Perfection begegnen wir einer dunklen, mächtigen Entität, die an All Hallows’ Eve verehrt wird – oft als Göttin dargestellt. Sie steht für Tod, Zerstörung und das Übernatürliche und ruft eine Mischung aus Faszination und Furcht hervor. Zerstörerische Riffs werden von einem komplexen, schwarzmetallisch anmutenden Gitarrensolo begleitet. Die Atmosphäre ist düster und eiskalt.
Ein langsamer Beginn steigert sich dramatisch in Tempo und Komplexität, bis das infernalische Riffing einsetzt. Die Atmosphäre ist von Okkultismus und Bedrohung durchzogen. Gesprochene Passagen verstärken das Gefühl von Verzweiflung. Die frostigen Vocals, kombiniert mit langsamen Riffs und einem tremolierenden Solo, erschaffen eine fast zeremonielle Stimmung. Ex Sanguine Draculae entführt den Hörer in das Reich eines Vampirs – ein Ort ewiger Existenz und unstillbaren Blutdursts. Die Texte beschwören Bilder eines zerklüfteten Schlosses, heulender Wölfe und einer mondbeschienenen Landschaft herauf. Ein weiteres herausragendes Stück.
When Misery Was A Stranger thematisiert den Verlust einer friedlichen Vergangenheit und stellt ihn dem heutigen Chaos, Krieg und der Zerstörung der Umwelt gegenüber. Der Song reflektiert über die Frage, wie die Menschheit an diesen Punkt gelangen konnte, und drückt den Wunsch nach einer Rückkehr zu einer harmonischen Welt aus. Ein melancholischer und gedämpfter Abschluss des Albums. Die Musik transportiert ein transzendentes Gefühl. Das Gitarrensolo ist beeindruckend. Am Ende fügt sich alles schlüssig zusammen – und doch bleibt man nachdenklich zurück.
Cradle of Filths neuestes Album, produziert von Scott Atkins, bewahrt ihren charakteristischen Sound und integriert gleichzeitig neue Elemente.
Die Produktion ist – wie zu erwarten – von höchster Qualität. Langzeit-Produzent Scott Atkins (Produktion, Aufnahme, Mischung, Mastering), der seit 2008 alle CRADLE OF FILTH-Alben betreut, hat hier wieder ganze Arbeit geleistet. Aufgenommen wurde das Album in den Grindstone Studios in Suffolk, England. Jedes Instrument ist glasklar herauszuhören, perfekt ausbalanciert und mit der richtigen Intensität in den Gesamtklang eingebettet.
Das Cover-Artwork, geschaffen von Roberto Diaz, präsentiert sich im typischen CRADLE OF FILTH-Stil. Es spiegelt nicht nur die Essenz der Band wider, sondern gibt auch einen Vorgeschmack auf das, was den Hörer erwartet.
Dani Filth versteht es meisterhaft, komplexe, philosophische Inhalte so zu vermitteln, als erzähle er eine düstere Geschichte. Selbst ohne genaue Kenntnis der Texte spürt man die Atmosphäre. Wie bei allen CRADLE OF FILTH-Alben bleibt die thematische Ausrichtung erhalten – perfekt abgestimmt auf die Musik.
CRADLE OF FILTH sind und bleiben eine polarisierende Band. Kontrovers, unverwechselbar, schockierend und zugleich beeindruckend. Ihre Live-Auftritte sind ebenso brachial wie spektakulär. Man liebt sie oder hasst sie – aber ihr majestätischer Sound bleibt unbestreitbar einzigartig.
Mit The Screaming of the Valkyries bleibt die Band ihrer Linie treu – und das ist gut so. Neue Fans werden sie damit zweifellos gewinnen, und bestehende Anhänger werden nicht enttäuscht sein. Dennoch wagt die Band es, neue Elemente einfließen zu lassen und sich unbekannten klanglichen Gefilden zu nähern. Das Album ist gleichermaßen prachtvoll wie blutig.
Cradle of Filths The Screaming of the Valkyries vereint vertraute Elemente mit einem düsteren, hypnotischen Klang.
The Screaming of the Valkyries ist eine prägnante Zusammenfassung von Cradles Vergangenheit und gleichzeitig ein mutiger Schritt in die Zukunft. Danis unverwechselbares Kreischen und sein bedrohliches Growlen treffen auf kraftvolle Gitarrenduelle, symphonische Einschübe und eine überraschend dynamische Rhythmussektion – alles mit einer unerschütterlichen, explosiven Energie.
Das Album wirkt etwas gedämpfter als seine Vorgänger, doch wäre es falsch zu sagen, CRADLE OF FILTH seien nun „reifer“ geworden – eine Band dieser Klasse hat ihre Reife längst erreicht. Die Kompositionen wirken jedoch nachdenklicher, fast hypnotisch. Bestehende Fans werden sich sofort zuhause fühlen, während das Album dennoch genügend Reiz bietet, um zu fesseln.
Fazit: Ein finsteres, fesselndes Album, das Vertrautes bewahrt und zugleich neue Reize setzt.
Tracklist
01. To Live Deliciously
02. Demagoguery
03. The Trinity Of Shadows
04. Non Omnis Moriar
05. White Hellebore
06. You Are My Nautilus
07. Malignant Perfection
08. Ex Sanguine Draculae
09. When Misery Was A Stranger
Besetzung
Dani Filth – Vocals, Lyrics
Martin “Marthus” Skaroupka – Drums
Daniel Firth – Bass
Marek “Ashok” Smerda – Guitars
Donny Burbage – Guitars
Zoe Federoff – Keyboards, Vocals (female)