CRYPTS OF DESPAIR – We Belong In The Grave

Cover artwork CRYPTS OF DESPAIR We Belong In The Grave

Band: CRYPTS OF DESPAIR 🇱🇹
Titel: We Belong In The Grave
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 18/04/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

3/5

Ungewöhnlich für ein Death-Metal-Album steht hier zunächst die Atmosphäre im Mittelpunkt: dicht, bedrückend und düster. Der Opener „We Belong In The Grave“ ist weit mehr als nur ein Intro – er etabliert von Beginn an eine finstere, ambientgetränkte Klanglandschaft. Auch wenn die eigentlichen Songs einsetzen, dominiert weiterhin dieser bedrohlich-schwere Sound. Wuchtige Gitarren, ein träger Rhythmus und eine massive Soundwand treffen auf zwei Growl-Vocals in unterschiedlichen Tonlagen, was das Klangbild noch bedrohlicher und vielschichtiger macht.

Die Musik ist dynamisch und intensiv, mit wuchtigen Rhythmen und markerschütterndem Drumming.

Terminal Dais“ hebt das Tempo deutlich an und wirkt insgesamt druckvoller und energiegeladener. Auch gesanglich wird hier eine neue Facette offenbart – weiterhin technisch versiert, aber variantenreicher. Technische Finesse ist ohnehin ein Merkmal, das sich durch das gesamte Album zieht. Immer wieder schimmern auch brutalere Elemente durch, wobei der aggressive Drive mit morbiden, atmosphärischen Passagen konterkariert wird. Kompositorisch wirkt der Track geschlossen und komplex – ein klarer Höhepunkt des Albums.

CRYPTS OF DESPAIR stammen aus Litauen – genauer gesagt aus Kaunas – und wurden 2009 gegründet. Anfangs bewegte sich ihr Stil zwischen verschiedenen Extreme-Metal-Spielarten. Nach einer kurzen Pause (2013–2016) fand sich die Band wieder zusammen und entwickelte sich endgültig in Richtung Death Metal. Von der Urbesetzung blieb einzig Dovydas Auglys (D.A. – u.a. Cold Embrace, Luctus, Nahash, ex-Metempsychos, ex-Sisyphean). Ergänzt wird die Band durch Simonas Jurkevičius (S.J.) am Bass (u.a. Luctus, Stellardoom, Svartthron), Henri MällH.M. am Schlagzeug (u.a. Sociasylum), Tautvydas Kartanas (T.K.) an der Gitarre (u.a. Sisyphean, Cold Embrace) sowie den (inzwischen ausgestiegenen) Sänger Jonas Kanevičius (ex-Dark Presence), der auf diesem Album zu hören ist.

Viele atmosphärische Elemente unterstreichen die komplexen Kompositionen.

Obliteration Of The Impure“ setzt die Linie der ersten beiden Tracks fort – düster, morbide, finster. Hier beginnt sich jedoch der bis dahin kompakte Sound stärker aufzulösen. Brüche und cineastisch-ambientale Zwischenspiele nehmen nun mehr Raum ein.

In Vergleichen werden CRYPTS OF DESPAIR oft mit Immolation, Incantation oder Anaal Nathrakh genannt – und irgendwo zwischen all dem lässt sich ihre Musik tatsächlich verorten. Ihr Tempo ist eher verhalten, was sie stilistisch an Ulcerate heranrücken lässt. Dennoch unterscheiden sie sich kompositorisch deutlich, vor allem durch die starke Betonung der Atmosphäre. Dieser Fokus sowie die lyrische Ausrichtung (Tod, Misanthropie, Leid und menschlicher Zerfall) lassen sie dem Death/Doom-Spektrum näher erscheinen.

Expulsion To Purgatory“ feuert gnadenlos weiter – das Drumming bleibt erbarmungslos, die aggressiven Growls schrauben die Intensität weiter nach oben. Die Komposition ist komplex und variiert geschickt zwischen schnellen und schleppenden Tempos. Tiefe Growls verdichten das ohnehin massive Klangbild. „Undisillusioned“ hält das Tempo hoch und bleibt dabei finster und höllisch. Der Bass setzt starke Akzente, und die Gitarren erreichen mit einfallsreichen und packenden Riffs einen der stärksten Momente des Albums – ein weiteres Highlight.

Klarer Sound mit eindrucksvollem Bass und starken Vocals.

Die Produktion ist äußerst transparent und durchdacht: Die Soundeffekte, die dem Album seine ganz eigene Note verleihen, sind nahtlos ins Gesamtbild integriert. Jedes Instrument, jede Stimme ist klar herauszuhören und perfekt abgemischt. Der Bass ist nicht nur technisch beeindruckend gespielt, sondern auch hervorragend im Mix positioniert. Die beiden Gesangsstimmen sind deutlich unterscheidbar und ergänzen sich auf wirkungsvolle Weise.

Seizures“ rückt erneut die Atmosphäre in den Fokus. Die Komposition ist ungewöhnlich, mit vielen Brüchen und Tempowechseln. Die Rhythmussektion zeigt sich gewohnt kompromisslos, während die Vocals erneut beeindrucken. Gleichzeitig wirkt der Song etwas überladen – viele Soundeffekte, ein wenig zu experimentell. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte zweite Albumhälfte. „Precipitous“ bringt den Wechselgesang zurück: ein tiefes, intensives Growl trifft auf eine grelle, boshafte Screaming-Stimme. Dämonisches Geschrei, begleitet von cineastischen Flüstermomenten und knallenden Drums, durchbricht den Rhythmus und leitet über zum nächsten Stück – „Gaze Of The Adversary“, das in ähnlicher Manier fortfährt. „Burial Of The World“ beendet das Album mit einem nochmaligen stilistischen Bruch: Ein tremolierter Gitarrenpart zieht sich wie ein melodischer Faden durch das gesamte Stück, das insgesamt eher wie ein Outro wirkt.

Trotz Eigenständigkeit fehlt es dem neuen Album von Crypts of Despair an kompositorischem Zusammenhalt.

Die Band hatte bereits angekündigt, dass ihr neuer Stil sich vom bisherigen unterscheide – und das ist unüberhörbar. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass sie gerade dann, wenn sie einen packenden Rhythmus oder eine fesselnde Melodie gefunden haben, abrupt die Richtung wechseln. Der erwartete Höhepunkt bleibt oft aus – es fehlt der befreiende Ausbruch, auf den die Songs hinarbeiten. Dieses ständige Innehalten lässt die Energie schnell verpuffen. Der eigentliche Schwachpunkt liegt in den Kompositionen: Der Wille, um jeden Preis anders und eigenständig zu klingen, sorgt letztlich für ein zerfahrenes Gesamtbild. Sie sind tatsächlich einzigartig – aber das allein ergibt noch kein gutes Album.

Ihr Debüt „The Stench Of The Earth“ wurde seinerzeit mit viel Lob bedacht und positionierte CRYPTS OF DESPAIR als eine Band mit großem Potenzial. Doch anstatt sich auf den Lorbeeren vergangener Werke auszuruhen, setzen sie ihren Weg der ständigen Wandlung unbeirrt fort.

Was CRYPTS OF DESPAIR heute spielen, ist im Kern brutaler, schwerer Death Metal – angereichert mit cineastischen Elementen, temporeichen Attacken und schleppenden Passagen. Besonders herausragend sind Bass und Drums, ergänzt durch das fesselnde Wechselspiel der Vocals. Die Ausführung bleibt kraftvoll, die Riffs drücken, angetrieben von einem bestialischen Gesangsgewitter.

Fazit: „We Belong In The Grave“ ist ein mutiger Schritt in eine neue Richtung für CRYPTS OF DESPAIR.

Tracklist

01. We Belong In The Grave
02. Terminal Dais
03. Obliteration Of The Impure
04. Expulsion To Purgatory
05. Undisillusioned
06. Seizures
07. Precipitous
08. Gaze Of The Adversary
09. Burial Of The World

Besetzung

Dovydas Auglys – Guitars, Vocals
Tautvydas Kartanas – Guitars
Simonas Jurkevičius – Bass, Vocals
Henri Mäll – Drums
Jonas Kanevičius – Vocals

Internet

CRYPTS OF DESPAIR – We Belong In The Grave CD Review

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