Mit ihrem neuesten Werk »Spectral Realm of Ruin« legen DEGRAVED erneut ein Beispiel kompromisslosen Death-Metals vor. Die amerikanische Band, die sich seit Jahren in der internationalen Szene etabliert hat, bietet auf ihrem achten Studioalbum einen Mix aus brutaler Härte, technisch versiertem Spiel und einer düsteren Atmosphäre, die Fans des Genres uneingeschränkt allzu vertraut sein dürfte. Die Veröffentlichung erscheint in einem klassischen Line-up: NE übernimmt Gesang und Bass, LP die Drums, während MM und DZ die Gitarrenarbeit schultern.
Schnelle Blastbeats, präzise Gitarrenriffs
Der Opener »Pariah of Death & Darkness« setzt direkt die Richtung: schnelle Blastbeats, präzise Gitarrenriffs und ein growliger Gesang, der die existenziellen Abgründe des Todesmetalthemas auslotet. Bereits hier wird deutlich, dass DEGRAVED ihr Handwerk verstehen: Das Zusammenspiel zwischen Rhythmusfraktion und Gitarren ist tight, die Produktion drückt ordentlich, ohne die Instrumente in einem übermäßig sterilem Sound zu ertränken. Trotz dieser technischen Präzision bleibt die Musik organisch und lebendig.
»Sulfuric Embalming« folgt als zweite Station auf der Reise durch die „spectral realms“. Der Song wirkt wie eine Weiterentwicklung der ersten Nummer, kombiniert wütende Blastbeats mit atmosphärischen Breaks, die den Hörer kurzzeitig durchatmen lassen, bevor der nächste Riffangriff einsetzt. Besonders hervorzuheben ist der Bass von NE, der trotz der dichten Gitarrenmauer hörbar bleibt und den Songs ein solides Fundament verleiht. Hier zeigt sich, dass die Band nicht bloß Geschwindigkeit und Brutalität, sondern auch Struktur und Dynamik im Fokus hat.
»Inept Descent«, die dritte Spur, ist der komplexeste Song des Albums. Mit wechselnden Tempi, abrupten Rhythmuswechseln und dissonanten Gitarrenlinien fordert er den Hörer. Die Komplexität ist beeindruckend, aber gleichzeitig sorgt sie dafür, dass der Song stellenweise schwer zugänglich wirkt. Es ist der Moment, in dem das Album seine Schärfe und seinen Anspruch offenbart: DEGRAVED liefert Death Metal für Kenner, nicht für den Massenmarkt.
Mit »Stalker of the Herd« kommt ein Track, der stärker auf Groove setzt. Die Gitarrenriffs sind martialisch, die Drums wuchtig und mitreißend, und die Vocals bleiben aggressiv und präsent. In der Mitte des Songs gibt es einen Break, der den Song dramatisch aufbaut und dann wieder in ein hohes Tempo führt. Dieser Track zeigt, dass DEGRAVED die Balance zwischen technischer Brutalität und eingängigen Passagen beherrscht – eine Fähigkeit, die nicht jeder Band im Extrem-Metal-Bereich gelingt.
»Unseen« ist hingegen ein experimentellerer Beitrag des Albums. Hier arbeitet die Band mit stimmungsvollen Lead-Gitarren und einer einigermaßen verhalteneren Rhythmussektion. Die Stimmung ist düster, fast schon unheimlich, und der Song bietet eine willkommene Abwechslung zwischen den gnadenlosen Blastbeat-Attacken. In dieser Spur zeigt sich die Fähigkeit der Band, trotz genretypischer Härte atmosphärische Tiefe zu erzeugen.
Harmonische Dichte und subtile Melodien
Die zweite Albumhälfte beginnt mit »March of the Undead«. Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich um eine marschartige Komposition, die mit doomigen Momenten und schweren Riffs das Bild einer untoten Armee heraufbeschwört. Die Gitarrenarbeit von MM und DZ glänzt hier besonders durch harmonische Dichte und subtile Melodien, die sich zwischen den wuchtigen Rhythmen entfalten. NE und LP liefern eine solide Rhythmusbasis, die das epische Gefühl des Songs trägt.
Den Abschluss bildet »Vacuous State«. Mit einer Spielzeit, die alle Songideen bündelt, setzt das Stück auf eine Mischung aus Geschwindigkeit, technischen Passagen und melodischer Härte. Es ist eine Art Resümee des Albums: die Band zeigt, dass sie ihr Handwerk beherrscht, ohne sich selbst zu wiederholen. Dennoch bleiben manche Riffs konventionell, und einige Übergänge wirken nahezu vorhersehbar.
Produktionstechnisch bewegt sich »Spectral Realm of Ruin« im Mittelfeld: sauber und druckvoll, im Kontrast hierzu ohne die letzten Nuancen herauszuschälen, die den Songs das gewisse Etwas hätten verleihen können. Die Abmischung ist ausgewogen; die Drums klingen lebendig, die Gitarren scharf, der Bass tragend. Die Stimme von NE ist klar im Mix, im Kontrast hierzu an manchen Stellen hätte ein stärkerer Kontrast zwischen Gesang und Instrumenten die Aggressivität noch besser zur Geltung gebracht.
Technische Finesse als desgleichen atmosphärische Tiefe
Insgesamt zeigen DEGRAVED mit »Spectral Realm of Ruin«, dass sie im Death Metal angekommen sind, der sowohl technische Finesse als desgleichen atmosphärische Tiefe bietet. Das Album ist handwerklich solide, bietet überdies nur vereinzelt echte Überraschungsmomente. Fans der Band und des Genres werden die Dichte und Härte der Songs zu schätzen wissen, während Gelegenheitshörer möglicherweise etwas Überforderung empfinden.
Ein kompetentes Death-Metal-Album, das sicher keine Meilensteine setzt, im Gegensatz hierzu das bestehende Niveau der Band konsequent hält. »Spectral Realm of Ruin« ist ein Album für Hörer, die Brutalität, technische Versiertheit und düstere Atmosphäre im Death-Metal suchen – ohne große Experimente, demgegenüber mit ausreichend Intensität, um die Aufmerksamkeit durchweg zu halten.
Fazit: »Spectral Realm of Ruin« von DEGRAVED ist ein solides Death-Metal-Album, das vor allem durch seine Atmosphäre und seine düstere Stimmung punktet.
Tracklist
01. Pariah of Death & Darkness
02. Sulfuric Embalming
03. Inept Descent
04. Stalker of the Herd
05. Unseen
06. March of the Undead
07. Vacuous State
Besetzung
NE – Bass & Vocals
LP – Drums
MM – Guitars
DZ – Guitars

