Innern, das sechste Studioalbum von DER WEG EINER FREIHEIT, taucht tief in Themen wie Leid, Transformation und die menschliche Psyche ein und richtet den Blick auf Innenschau und persönliche Auseinandersetzung. Nicht nur lyrisch, auch musikalisch zeigt sich das Werk komplex und von eindringlicher Selbstreflexion geprägt.
Dynamisch und atmosphärisch
Ein sehr atmosphärischer Beginn, zugleich unheimlich wie melancholisch, ehe nach und nach alle Instrumente einsetzen und den Klang vervollständigen. Dynamisch, mit kraftvollen Drums, ist „Marter“ das perfekte Entrée in das Album – ein Crescendo, das in drückenden Gitarren, solidem Rhythmus und kreischend-verzweifeltem Gesang kulminiert. Sehr melodisch, mit intensiver Stimmung, trägt die Leadgitarre in typischer Tremolo-Picking-Manier eine gewebte Melodielinie, die sich mit den verzweifelten Vocals hervorragend verbindet. Alles mündet in einem hochdynamischen und aggressiven Moment. Ein Stück, das lyrisch über Existenz, Tod und die Sehnsucht nach Erlösung reflektiert. Ein eindrucksvoller Auftakt, direkt ein früher Höhepunkt.
DER WEG EINER FREIHEIT wurden 2009 in Würzburg gegründet und erregten mit ihrem selbstveröffentlichten Debüt rasch Aufmerksamkeit. Ihre einzigartige Mischung aus technischer Versiertheit und philosophischem Tiefgang hob sie von Beginn an in der Underground-Metal-Szene hervor. Das einzige noch verbliebene Gründungsmitglied ist der Motor und Initiator des Projekts, Nikita Kamprad (Illusion of Strength, ex-Frostgrim, ex-Fuck Your Shadow from Behind, ex-Vel) – Vocals, Gitarre. Seit 2011 ist Tobias Schuler (ex-Fuck You and Die, ex-Scars of My Enemy, ex-Arthedain) an den Drums, später kam Nicolas Rausch (auch bei The August) an der Gitarre dazu, und pünktlich zu den Albumaufnahmen übernahm Alan Noruspur den Bass.
Melancholisch, aggressiv und komplex
Die Mischung aus melancholischer und aggressiver Stimmung setzt sich mit „Xibalba“ fort: ein deutlich dichterer Sound, voller Wut geschriene Vocals, peitschende Drums, eine Klage, die rohe Black-Metal-Schärfe mit einer klaren, durchlaufenden Melodielinie verbindet. Eine äußerst komplexe Komposition, die Stimmung wirkt übermächtig – eine schwermütige Atmosphäre, ein stark beeindruckender Moment.
In eine leicht andere Richtung schlägt „Eos“ ein: weitaus technischer, eine regelrechte Soundwand, mit eng verzahntem Zusammenspiel, dämonischen Schreien und direktem, ins Gesicht schleuderndem Black Metal. Weniger melodisch als die ersten Stücke, dafür mit anderer Stimmung: ein Gebet um das Erwachen des Samens des Lebens, um die Erde zurück ins Leben zu rufen. Kraftvoll und beeindruckend.
„Fragment“ beginnt erneut melancholisch, in kalter, dunkler Atmosphäre. Klargesang trägt zur Entstehung eines anderen Ambientes bei, während das Crescendo mit zunehmend komplexer Instrumentierung den Song nach vorn treibt, bis er in einer Wand aus aggressiven Gitarren und verzweifelt-höllischem Geschrei mündet. Am Ende dissonant, im Kontrast zu den Eröffnungsklängen. Kompositorisch hervorragend gebaut, abermals beeindruckend. Inhaltlich eine Reflexion über den Lebensweg, das Suchen nach Stille, um der inneren Stimme Gehör zu schenken.
Ein Stück, das bereits 2017 auf dem Album Finisterre begann, mit Teil II auf Noktvrn fortgeführt wurde, erlebt nun mit „Finisterre III“ seine dritte Fortsetzung: ein Interlude, am Klavier gespielt, in tiefen Oktaven, ein verstörender, introvertierter Moment – dunkel und schwermütig.
Black Metal mit modernen Elementen
Die Produktion überzeugt: Sie fängt die rohe Klangsprache eines Black-Metal-Albums ein, integriert jedoch zugleich moderne Einflüsse, Post-Metal-Elemente sind klar erkennbar. Nicht übermäßig glattpoliert, sodass Puristen nicht flüchten müssen, dennoch mit einem frischen, zeitgemäßen Klangbild. Der Mix ist ausgewogen, Gitarren und Vocals stehen im Fokus, doch auch die Rhythmussektion tritt markant hervor. Atmosphärische Momente sind gut mit aggressiven, noisigen Passagen ausbalanciert.
Das Finale „Forlorn“ beginnt leise, mit Ambient-Sounds und akustischen Gitarren, dazu orchestrale Untermalung, die langsam Spannung aufbaut. Danach folgt ein fast poppiger Abschnitt, ebenfalls mit Klargesang und bizarrer Orchestrierung für ein Black-Metal-Album. Eine gute Melodielinie, zugleich ein ungewöhnlicher Moment. Starke Basslinie und Synthesizer mit umkehrenden, repetitiven Sounds, die sich – wie erwartet – in eine kurze Black-Metal-Eruption entladen, nur um danach wieder in elektronische Ambientflächen zurückzukehren. Ein seltsamer Moment, der den sehr starken Gesamteindruck deutlich verwässert und einen etwas zerrissenen Nachhall hinterlässt.
Ein starkes Black-Metal-Album mit Post-Metal- und Prog-Elementen
Ein Album, das zu beeindrucken weiß – mit Ausnahme des letzten Songs, der wie ein Fremdkörper wirkt. Insgesamt jedoch ein starkes Beispiel dafür, wie Black Metal mit Post-Metal- und progressiven Elementen verbunden werden kann. Sehr gute Kompositionen, voller Atmosphäre und mit vielen herausragenden Momenten. Melodisch, aber nie übertrieben, mit einem eigenständigen Klang, der unverkennbar zum Markenzeichen der Band geworden ist.
Mit Innern zeigen DER WEG EINER FREIHEIT erneut ihre Reife: ein starkes Album, das eine ohnehin schon komplexe Diskografie erweitert. Von Album zu Album ist die Entwicklung der Band deutlich spürbar, und dieser jüngste Wurf ist ein klarer Schritt in eine noch introspektivere, melancholischere Richtung als zuvor. Komplex, dramatisch, voller einprägsamer Momente – eine klare Empfehlung.
Fazit: DER WEG EINER FREIHEIT präsentieren mit Innern den nächsten Schritt ihrer Entwicklung – ein starkes lyrisches und musikalisches Statement.
P.S.: Nicht vergessen – DER WEG EINER FREIHEIT live am 23. September 2025 im Rockhouse Bar, Salzburg, und am 24. September 2025 in der Szene Wien!
Tracklist
01. Marter
02. Xibalba
03. Eos
04. Fragment
05. Finisterre III
06. Forlorn
Besetzung
Nikita Kamprad – Vocals, Guitars
Nicolas Rausch – Guitars
Alan Noruspur – Bass
Tobias Schuler – Drums