FERMENTO, eine der Pionierbands des Death Metal in Spanien, melden sich mit ihrem vierten Full-Length-Album zurück. Brutal Death Metal, so bezeichnen sie ihren Stil – doch darüber lässt sich streiten.
Wütende Vocals, unermüdliches Drumming
Ein wütender Ausbruch eröffnet das Album: „Taste Emptiness“ ist ein einziger Schrei der Raserei. Dämonische, infernale Vocals, dazu gnadenlose Drums und eine Mauer aus riffs und bedrohlich verzerrten Akkorden. Klanglich liegt das näher an Black als an Death Metal – die Einordnung ist ohnehin schwierig, aber ja: das hier ist Black Metal. Der Song ist lang, durchläuft zahlreiche Passagen, inklusive gesprochener Stimme – alles in allem chaotisch, verzerrt, fast kakophonisch.
Völlig anders dann „My Wish Is to End Their Breath“ – ein anderer Gesangsstil, eine andere Atmosphäre. Viel langsamer, zurückgenommener, aber keineswegs sanft. Chaotische Ausbrüche erinnern an die wilde Seite von FERMENTO. Eine markante Basslinie trägt die düstere Stimmung, die Gitarren malen melodische, aber verstörende Linien. Der Song ist komplex, dabei nicht unbedingt eingängig, aber fesselnd in seiner Zerrissenheit.
Dissonant und chaotisch
Ursprünglich aus Madrid stammend, heute in Ourense, Galicien beheimatet, wurde FERMENTO 1991 gegründet. Im Zentrum steht Robert Garchitorena (u.a. ex-Rotting Christ (live), ex-Primigenium), der für Vocals, Gitarren und teils den Bass verantwortlich ist – Frontmann, Aushängeschild und kreativer Unruheherd in einem. Julio (seit 2003) am Bass und Isaac (seit 2004, auch bei Arctic) an der Gitarre komplettieren das langjährig eingespielte Trio.
Am Schlagzeug sitzt Sébastien Tuvi – als Gastmusiker – alias BST (bekannt von u.a. Doedsvangr, The Order of Apollyon), der sich hier erstmals als Drummer präsentiert – mit spürbarer Hingabe. Auch das Mixing geht auf sein Konto. MkM (Antaeus, ex-Aosoth) steuert zusätzlich Vocals bei.
„Under Fire“ ist direkter, treibender, die Leadgitarre wirft verzerrte, mantrahafte Töne in den Raum, während das Drumming erbarmungslos vorantreibt. Dissonant, kaum melodisch, aber mit ein paar starken Riffideen. Dennoch: Vieles verpufft im Gesamtchaos, gute Ansätze verlieren sich zu schnell.
Klarer Bass, solide Schlagzeugarbeit
„In Eternal Hunger“ bleibt im Fahrwasser des Black Metal, mit tremolierten Gitarren, die fast so etwas wie Melodie andeuten. Die Vocals sind gequält, die Drums gut koordiniert, die Gitarren aggressiv. Die fast rein instrumentale Ausrichtung macht den Track zugänglicher – ein klarer Bass treibt die Musik kraftvoll voran. Einer der stärkeren Titel auf dem Album.
Die Produktion dagegen ist alles andere als gelungen: roh, flach, fast lo-fi. Rhythmusgitarren sind oft kaum hörbar, der Sound ist insgesamt verwaschen und matschig. Möglicherweise erklärt sich so auch die Nähe zum Black Metal – klanglich wie atmosphärisch. Überraschend präsent ist der Bass, der auf den meisten Tracks gut hörbar bleibt.
Langsamer Einstieg bei „All Shall Kneel to Chaos“, dann wieder volle Energie. Growls, Screams, einfache Akkorde, druckvolles Drumming – Chaos, wie der Titel verspricht. Interessanterweise ist der Song strukturierter als viele andere – nicht besonders brutal oder technisch, aber solide.
Interessante Passagen und kraftvolles Spiel
Mit „The Stench Spreading to Your Progeny“ geht’s dissonant weiter: seltsame Sprechpassagen über wildem Drumming, das durchdreht. Ein überdrehtes Stück, ohne erkennbare Melodie oder Ordnung. Aggressiv, besessen – aber nicht ziellos. Einige interessante Breaks und Passagen lassen aufhorchen.
Der Schlusstitel „Isolation Nation“ beginnt mit einem langen, verzerrten Gitarrenintro, fast dronig. Danach kehrt das Chaos zurück – vokal wie instrumental. Noch einmal volle Wucht zum Abschluss, musikalisch dicht, aber nicht besonders markant.
FERMENTO klingen auf diesem Album deutlich mehr nach Black Metal – das liegt nicht nur an der Produktion, sondern auch an Komposition und Herangehensweise. Wütend, laut, kaum melodisch – und dabei auch nicht technisch genug, um das Prädikat „Brutal Death Metal“ wirklich zu verdienen. Viele Ideen, viele Details, aber keine klare Linie. Lange Songs, zerfahrene Strukturen – das große Ganze bleibt diffus.
Ein Werk voller Lärm, Wut und Unruhe. Die Vocals – roh, wild, schwer zugänglich – dominieren, während das Schlagzeug wie ein Vorschlaghammer dahinterwütet. Kompositorisch fehlt oft die Inspiration, vieles wirkt ziellos. Ja, es gibt starke Momente – aber sie werden vom allgegenwärtigen Chaos verschluckt.
Fazit: Ein schwer zugängliches Werk voller Zorn, Dissonanz und Dunkelheit – radikal und roh bis ins Mark.
Tracklist
01. Taste Emptiness
02. My Wish Is to End Their Breath
03. Under Fire
04. In Eternal Hunger
05. All Shall Kneel to Chaos
06. The Stench Spreading to Your Progeny
07. Isolation Nation
Besetzung
Julio – Bass
Isaac – Guitars
Robert Garchitorena – Vocals, Guitars