Die Death-Metal-Band FERMENTOR aus San Diego präsentiert mit Agreement ihr viertes Studioalbum – nun auch in physischer Form erhältlich, nachdem es bereits digital über diverse Plattformen zugänglich war.
Beeindruckende technische Fähigkeiten und eine Fülle musikalischer Ideen
Instrumentaler Death Metal – ein interessantes Konzept, das hier in Form einer Jam-Session realisiert wurde und als vollständiges Album erscheint. Agreement ist das zweite komplett improvisierte Album der Band und bildet gleichzeitig den Abschluss einer Trilogie instrumentaler Death-Metal-Werke, die mit Mind Meld (2023) begann und mit Release Me Anfang dieses Jahres fortgesetzt wurde. Eine Band voller musikalischer Ideen, die diese in origineller Form umsetzt.
Die Musik besteht ausschließlich aus Gitarre und Schlagzeug – und funktioniert erstaunlich gut. Die Musikalität ist auf hohem Niveau, die technischen Fähigkeiten sind durchweg beeindruckend. Rhythmuswechsel, Tempowechsel, ineinander verwobene Riffs und Melodiebögen, einige Basslinien (gespielt auf der Gitarre), wie etwa bei „Dead Farm“, schaffen eine dynamische Klanglandschaft.
Bei insgesamt 17 Songs ist klar: Hier kommen und gehen viele musikalische Ideen. Mal atmosphärisch wie im eröffnenden „Wintry Earth“ mit hallender Gitarre und doomigem Grundton, mal experimentell, mal dissonant – stets bleibt es spannend.
Improvisierte Instrumentalstücke sind im Death Metal keine völlige Seltenheit mehr, aber die Idee, ein ganzes Album auf diese Weise einzuspielen und dabei die Spontaneität des Moments einzufangen, bleibt ungewöhnlich.
Ein Wechselspiel aus atmosphärischen Momenten und schnellen, treibenden Passagen
Langsamere, atmosphärische Stücke wie „Whisper Flesh“ oder „Ceratops“ wechseln sich mit schnellen Titeln wie „Agreement“ ab oder verbinden beide Elemente in einer Komposition, die sich stetig wandelt.
Die 2011 gegründete Band ist ein Duo aus Drummer Dylan Marks (Beekeeper, Eukaryst, Till the Dirt, Unborn Salivate, u.a.) und Gitarrist Adam „Wally“ Wollach (Beekeeper, ex-TrashAxis). Interessanterweise spielt Wally bei Beekeeper Bass – beide teilen sich hier dennoch das musikalische Terrain und machen das Beste daraus.
Die Produktion ist für ein vollständig improvisiertes Album äußerst gelungen. Natürlich schleichen sich hier und da kleinere Unstimmigkeiten ein oder nicht gewollte Klänge – doch genau das fängt den Geist der Spontaneität treffend ein.
Die Gitarre steht klar im Vordergrund: Riffs verschiedenster Couleur bestimmen Songs wie „Dead Farm“, „Rotted“, „Ghost Girl“ oder „Agreement“. Das Gegenstück sind fast nur von Solos getragene Stücke wie das akustisch-melodische „Hides Behind Hands“. Doch in allen Songs fließen die Elemente ineinander.
Melodische und dissonante Songs, tiefgestimmte Gitarren und viel Groove
Das Schlagzeugspiel ist technisch versiert – nicht ultra-schnell, aber dynamisch und hervorragend auf das Gitarrenspiel abgestimmt. „Deactivated“ etwa glänzt mit einem jazzigen Groove.
Melodische Titel wie „There With That“ stehen dissonanten Stücken wie „Human Caterpillar“ gegenüber, das mit Studiogesprächen eingeleitet wird. Ähnlich unkonventionell „Transgression“ oder „More Than Eight“ – technisch anspruchsvoll und rhythmisch komplex.
Tiefgestimmte Gitarren dominieren in aggressiven Songs wie „Skybeam“ oder „Protohuman“. Besonders heraus sticht „Roach God“ mit seinem groovenden Rhythmus, komplexem Aufbau und einem kraftvollen Spannungsbogen – eines der Highlights des Albums.
Mit „All Ashes“ schließt das Album auf akustische, introspektive Weise. Melancholisch, ruhig und feinfühlig – ein Kontrast zum Rest des Albums und ein gelungener Abschluss.
„Agreement“ fängt die Energie einer Jam-Session ein
Ein interessantes Konzept, hervorragend umgesetzt, mit vielen einprägsamen Momenten. Was „Agreement“ besonders macht, ist das hörbare Gefühl des Improvisierens – der Jam-Session-Charakter wird überzeugend transportiert. FERMENTOR entwickeln ihre eigene musikalische Identität durch innovative Experimente, spontane Klangwelten und rhythmische Vielfalt – von schweren Grooves bis zu frenetischem Thrash.
Und man hört: Die beiden Musiker hatten Spaß – die Freude am Musizieren durchdringt das gesamte Album. Polierte Kompositionen sucht man hier vergeblich – das war nie das Ziel. Es geht um Spielfreude, Kreativität, Können. Und das allein verdient Gehör.
Fazit: Agreement von FERMENTOR ist eine spontane, technisch versierte Studioerfahrung voller Spielfreude und unkonventioneller Ideen.
Tracklist
01. Wintry Earth
02. Whisper Flesh
03. Dead Farm
04. Ceratops
05. More Than Eight
06. Ghost Girl
07. Roach God
08. Rotted
09. Deactivated
10. Agreement
11. There With That
12. Human Caterpillar
13. Transgression
14. Hides Behind Hands
15. Protohuman
16. Skybeam
17. All Ashes
Besetzung
Dylan Marks – Drums
Adam „Wally“ Wollach – Guitar