Guttural Necrotic Mutation European Tour,
GUTTURAL SLUG, NECROTICGOREBEAST, COPROCEPHALIC MUTATION
18.11.2025 – Live Review
Ein Abend im Zeichen brutaler Schwere, und entgegen dem üblichen Einstiegssatz „drei Bands, drei unterschiedliche Ansätze…“ standen diesmal tatsächlich alle drei Bands ganz im Bann des Brutal Death Metal, mit sehr ähnlichen stilistischen Mitteln, aber dennoch jeweils mit eigenen Akzenten.
COPROCEPHALIC MUTATION
Der Opener des Abends waren COPROCEPHALIC MUTATION aus Manchester, England, und sie legten sofort aggressiv los, mit einem extrem schweren Sound. Typischer Slam-Sound, von klaren, einfachen Riffs über massive Drums bis hin zu sehr tiefen Growls.

Bereits mit einer beeindruckenden Diskografie ausgestattet, jedoch noch ohne Full-Length, dafür mit zahlreichen Demos, Singles und Split-Veröffentlichungen, präsentierten sich COPROCEPHALIC MUTATION live mit einem deutlich besseren Sound als auf ihren Aufnahmen. Die ersten Songs waren überraschend uptempo, bevor „Erotic Fixation for Necrotic Wounds“ langsam, schwer und dennoch absolut headbangtauglich folgte – was die kleine, aber engagierte Menge sofort annahm.
Ein klarer Unterschied zu ihren Studioaufnahmen zeigte sich bei den Vocals, denn der Sänger des Abends war ein Live-Musiker: Andrew Blower (Hacked Up, Oath to Overwhelm). Eine sehr gelungene Veränderung der Dynamik innerhalb der Band. Er versuchte nicht, die Originalstimme zu imitieren, sondern brachte einen eigenen Ton mit – klare, tiefe Growls statt der meist tiefgestimmten, auf Vocals-lastige Technik der Alben. Ein starker Frontmann, voller Energie, der das Publikum immer wieder zum Moshen aufforderte – dafür war es zu diesem Zeitpunkt aber noch etwas zu früh.
Musikalisch bot die Band schnelles, druckvolles Material, vor allem uptempo Songs ihrer Diskografie. Die genretypischen cineastischen Intros liefen vom Band. Der Gesamtsound war sehr klar und professionell. Im letzten Song gab es überraschend Gastvocals – jener Musiker, der später Guttural Slug fronten sollte. Ein dynamischer Track mit viel Energie, und nun reagierte die Menge endlich und stürzte sich in den ersten Moshpit des Abends. Auf der Bühne Hip-Hop-Bewegungen, doch die Musik war alles andere als das. Massive Riffs, beeindruckende Drums, technisch stark und durchweg professionell gespielt. Ein sehr kurzes, aber wirkungsvolles Set. Unerwartet stark für einen Opener.
Setlist
01. Internal Vomit Festering
02. Cervical Bifurcation Through Deteriorated Atrocities
03. Erotic Fixation for Necrotic Wounds
04. Phallic Lobotomy
05. Spasticated Encripplement
06. Stigmata
07. Recantation of Faith (New song)
08. Descending Throught the Plains Of Omnipresent Rapture
NECROTICGOREBEAST
Nach diesem starken Beginn erwartete das Publikum nicht weniger von den Kanadiern NECROTICGOREBEAST. Auch sie stehen auf ihren Alben für einen extrem massiven, schweren Klang. Wie sie sich selbst beschreiben: „In case you had forgotten who the heaviest band on the goddamn planet is…“ – und ja, das trifft tatsächlich zu. Ihr letztes EP-Release „Brute“ war ein sehr überzeugendes Werk, entsprechend hoch waren die Erwartungen.

Sie eröffneten ihr Set mit einem elektronischen Intro statt des üblichen Kino-Samples. Doch sobald sie zu spielen begannen, zeigte sich ein deutlicher Unterschied zum Sound der Vorband. Noch schwerer, und „crushing“ beschreibt es perfekt. Eine enorm solide Rhythmussektion, gute Gitarren, die allerdings etwas im Mix verloren gingen.
Sänger John Mayer dominierte das Klangbild mit einer Technik zwischen bestienhaftem Grollen, abgesenkter Tonlage und noch darüber hinaus – terrorisierende, makabre, infernale Laute, die ein klares Signal gaben: Hier spielt eine Band einer anderen Liga.
„Repugnant“, der Titeltrack des letzten Albums, kam mit melodischem Einstieg und gesprochenem Intro, doch das diente nur der Atmosphäre. Danach folgte ein massiver, dissonanter Death-Metal-Angriff. Simple Mittel, aber extrem effektiv. Das Set war gut gemischt zwischen älteren und neuen Songs, und alle funktionierten live hervorragend. Der Moshpit tobte bereits, das gesamte Venue headbangte – dieser Sound packt sofort, getragen von roher, unmittelbarer Energie.
John Mayer suchte ständig den Kontakt zum Publikum, sprang beinahe in die Menge. Leidenschaftlich, präsent und absolut überzeugend. Und bei „Gagging on Feces“ tat er es tatsächlich: Er rannte mitten in den Moshpit hinein. Das Publikum reagierte sofort – so etwas wird zur Ehrensache – und es entstand der größte und intensivste Pit des Abends. Eine freundliche, ausgelassene und sehr direkte Atmosphäre.
Gegen Ende des Sets spielten sie ältere Stücke, die sich als absolute Publikumslieblinge erwiesen und live nochmals gewannen, dank der enormen Energie. Ein weiterer Track, „Autoerotic Rectal Prolapse“, beendete das Set mit einer eindrucksvollen Gesangsleistung. Insgesamt: schwer wie die Hölle. Und dann… Rick Astley. „Never Gonna Give You Up“ schallte durch den Raum. Alle Bands tanzten. Was zur Hölle? Unterhaltsam, ja – aber, ernsthaft?
In einem kurzen Gespräch nach dem Konzert erzählte John, wie sehr sie es genießen, in Europa zu spielen. Sie versprachen eine Rückkehr – auf Tour mit dem nächsten Album, voraussichtlich im kommenden Jahr. Wir werden dabei sein.
Setlist
01. Assault of Severed Genitalia
02. Grotesque Pathological Anomalies
03. Repugnant
04. Unsedated Face Removal
05. Excremental Hemorrhage Fisting
06. Knuckle Deep Convulsions
07. Deviant Primitive Debauchery
08. Nail Clipper Circumcision
09. Gagging on Feces
10. Autoerotic Rectal Prolapse
GUTTURAL SLUG
Der Headliner des Abends, GUTTURAL SLUG aus Lyngby, Dänemark, wohl mit dem modernsten Sound des Line-ups. Sie eröffneten mit einem atmosphärischen Intro, doch schon bald übernahmen gewaltige Riffs und ein extrem dichter Klang das Kommando.

Jon spielte mit einer pinken Gitarre. Gute Attitüde. Aber was für Riffs aus dieser pinken Gitarre kamen. Beeindruckend. Das Publikum stieg früh ein, der Moshpit formierte sich sofort, die Musik war erneut extrem headbangtauglich. Viele Breaks und Tempowechsel machten das Set dynamisch, doch immer wieder kehrten sie zu ihren massiven Riffs zurück und zerstörten förmlich einen Song nach dem anderen.
Mit „Paranormal Evisceration“ wurde der Sound noch massiver. Starke Rhythmik, viel Energie. Die Vocals waren beeindruckend in der Technik, jedoch tief und stellenweise etwas im Gesamtklang verloren. Verantwortlich dafür war Luke Lockley (Desecrated Extinction), nicht der ursprüngliche Sänger der Band, sondern Live-Vocalist der Tour – ein sehr guter Ersatz. Dazu brachte er eine leichte Hip-Hop-Attitüde in die Performance, sei es durch Bewegungen oder minimale klangliche Färbungen.
Technisch war das Set absolut stark. Gitarren, Bass, Drums – alles auf hohem Niveau, sehr dicht, sehr präzise. Mit zunehmender Spielzeit wurde der Sound immer schwerer und drückender. Besonders beeindruckte „Plague of Filth“, der Titeltrack des letzten Albums. Die neueren Songs funktionierten live noch besser als die älteren – direkter, brutaler, unmittelbarer. Dazu zwei unveröffentlichte Stücke, die stilistisch nahtlos an Bekanntes anschlossen und sehr vielversprechend klangen.
Das Publikum blieb während des gesamten Sets extrem aktiv und eng mit der Band verbunden – Headbanging, Moshpit, volle Energie. Stellenweise sogar fast melodische Passagen, insgesamt ein modernerer Ansatz als bei den anderen Bands. Sehr professionell, technisch stark, mit einem perfekt sitzenden Livesound. Ein gelungenes Konzert.
Trotz der stilistischen Nähe der drei Bands zeigte der Abend sehr deutlich, wie schwer und überwältigend Brutal Death Metal live wirken kann. COPROCEPHALIC MUTATION überzeugten mit roher Energie und einem deutlich stärkeren Sound als auf ihren Aufnahmen, NECROTICGOREBEAST lieferten das intensivste und massivste Set des Abends, während GUTTURAL SLUG mit ihrer moderneren, technisch präzisen Spielweise und enormer Bühnenpräsenz den Headliner-Status souverän bestätigten. Ein durchgehend treibender, lauter und überraschend lebendiger Konzertabend, der die Vielfalt eines extremen Mikrokosmos sichtbar machte.
Setlist
01. Sirenens kald
02. Eyes of Abomination (Malodorous cover)
03. Paranormal Evisceration
04. Judgement
05. Swallowed By The Darkness
06. Hacksaw Surgery
07. Ulcers (New song)
08. Plague Of Filth
09. Eyes of the Cyclops
10. Suspended (New song)
11. Isolated Insanity
12. The Earth Will Die Screaming

