Eines der am meisten erwarteten Alben des Jahres 2025 ist endlich da. Nach Blackbraid I und Blackbraid II, die 2022 und 2023 die Metal-Welt im Sturm eroberten, von Kritikern gefeiert wurden und zahlreiche neue Fans auf den Plan riefen, bestätigt das dritte Studioalbum nun endgültig den Status von BLACKBRAID als eine der eigenständigsten und spannendsten Formationen im Black-Metal-Universum.
Atmosphärische Akustikgitarren und aggressiver Black Metal
Eröffnet wird das Album mit „Dusk (Eulogy)“, einem Intro, das bereits den typischen BLACKBRAID-Sound atmet. Rein akustisch, von tiefer Atmosphäre durchzogen, entfaltet sich eine unverwechselbare Stimmung – und die wird mit dem darauffolgenden „Wardrums At Dawn On The Day Of My Death“ noch deutlicher. Ein aggressives Black-Metal-Stück, das von Atmosphäre und Melancholie lebt, wie man es von den ersten beiden Alben gewohnt ist. Rasende Drums, markante Tremolo-Riffs und Sgah’gahsowáhs kehlig-kreischender Gesang ergeben einen kraftvollen Einstieg ins Album.
„The Dying Breath Of A Sacred Stag“ geht das Tempo zurück, wirkt melodischer, beginnt erneut mit einem akustischen Part, bevor schwere, wütende Riffs übernehmen. Auch hier schwingt Melancholie mit, eingebettet in eine Melodieführung, die dem Song eine besondere Atmosphäre verleiht. Wenn der metallische Teil langsam verklingt, setzen sich die Akustikgitarren fort und schließen den Song mit demselben melancholischen Leitmotiv. Beeindruckend.
BLACKBRAID ist das Soloprojekt von Sgah’gahsowáh (bürgerlich Jon S. Krieger) – ein Mohawk-Name, der „der Hexenfalke“ bedeutet. Gegründet 2022 in den Adirondack Mountains im US-Bundesstaat New York, stammen sämtliche Kompositionen und Texte von ihm; er spielt alle Instrumente und übernimmt den Gesang. Für das Schlagzeug auf diesem Album sorgt der Gastmusiker Neil Schneider (Diplegia, Vintertodt).
Eine dunkle, einzigartige Atmosphäre
„The Earth Is Weeping“ beginnt mit einer traurigen Melodie, nur Akustikgitarren und Naturgeräusche – eine perfekte musikalische Umsetzung des Titels. Das folgende „God Of Black Blood“ bildet dazu den radikalen Kontrast: aggressive Vocals, ein langsames, aber wuchtiges Grundtempo, infernalische Schreie, drückende Riffs – und schließlich der Einsatz der traditionellen Flöte. Es entsteht eine bedrückende, beinahe erdrückende Atmosphäre, ein Song voller Schwere und doch faszinierend. Im letzten Drittel beeindrucken komplexe, teils dissonante, teils melodische Solos – ein verstörendes, aber großartiges Finale. Ganz klar ein Höhepunkt des Albums.
Die Produktion fängt den Kern des BLACKBRAID-Sounds perfekt ein. Der bewusste Schritt zu einem schwereren, massiveren Klangbild erweist sich als goldrichtig, denn er verleiht den Songs zusätzliche Wucht. Die Mischung und das Mastering stammen ebenfalls von Neil Schneider – eine ausgezeichnete Arbeit. Das Coverartwork, entworfen vom renommierten Künstler Adam Burke, fasst zentrale Motive des Albums in einem einzigen Bild zusammen. Burke, ein vertrauter Name in der Metal-Szene, hat bereits viele legendäre Cover gestaltet.
In „Traversing The Forest Of Eternal Dusk“ zeigt Sgah’gahsowáh seine Gitarrenkunst in einem rein akustischen Stück, das durch die Flöte eine noch tiefere Dimension erhält. Eine kluge Instrumentierung, die Nostalgie weckt, eine Verbindung zu uralten Empfindungen herstellt und schließlich mit modernen E-Gitarren-Solos ausklingt.
Von schwer und erdrückend bis ruhig und melodisch
„Tears Of The Dawn“ ist erneut ein düster-drückender Song, geladen mit Wut und Traurigkeit. Die Leadgitarre tritt melodisch hervor, setzt Akzente und schafft Kontraste. Treibendes, aggressives Drumming, wuchtige Rhythmusarbeit und Vocals, die gleichermaßen tief, finster, wütend und verletzlich klingen, formen hier ein vollständiges Klangbild.
„Like Wind Through The Reeds Making Waves Like Water“ bringt nach den schweren Klanggewittern eine kurze Phase der Ruhe. Eine geheimnisvolle Stimmung mit Native-American-Einflüssen, getragen von Akustikgitarren und tremolo-gespielten, ebenfalls akustischen Melodien. Schön und atmosphärisch. Danach kehrt mit „And He Became The Burning Stars…“ das rohe, schneidende Klangbild zurück – ein epischer Song, der wie eine Reise wirkt, nicht nur durch verschiedene Klänge, sondern auch durch unterschiedliche Emotionen.
Den Abschluss bildet „Fleshbound“, ein Cover des gleichnamigen Songs von Lord Belials 2005er Album Nocturnal Beast. BLACKBRAID gelingt es, das Stück vollständig in den eigenen Stil zu übertragen, wobei vor allem die Leadgitarre prägt. Schwer, druckvoll und dennoch spürbar, dass es keine Eigenkomposition ist – gewisse BLACKBRAID-typische Elemente fehlen. Trotzdem ein starkes Cover und ein Beispiel dafür, wie man fremde Songs respektvoll neu interpretiert.
Ein Album zwischen Aggression und Emotion
BLACKBRAID vereint auf einzigartige Weise Black Metal mit traditionellen indigenen Musikelementen. Die Flöte fügt dem Sound Tiefe und Emotionalität hinzu, die akustischen Gitarren und melodischen Überlagerungen erweitern das Ausdrucksspektrum.
Schon beim ersten Hören fällt auf: Dieses Album ist härter als seine Vorgänger, riffbetonter, insgesamt überwältigender. BLACKBRAID versteht es, emotional aufgeladene Songs mit Aggression zu verbinden und Musik zu erschaffen, die das gesamte Gefühlsspektrum abdeckt. Die Einbindung traditioneller Instrumente verleiht den Stücken eine archaische, fast spirituelle Dimension.
Jeder Song ist einzigartig, aber unverkennbar von Sgah’gahsowáh geprägt – und jeder hat das Potenzial, als Highlight zu gelten. Ein heißer Anwärter auf die Black-Metal-Bestenliste des Jahres. Ein Künstler, der musikalisch nie enttäuscht. Klare Empfehlung.
Fazit: BLACKBRAID bleibt mit Blackbraid III seinem Stil treu, kehrt aber mit härterem, aggressiverem Sound zurück – ein gewaltiges Werk voller Atmosphäre und Kraft.
Tracklist
01. Dusk (Eulogy)
02. Wardrums At Dawn On The Day Of My Death
03. The Dying Breath Of A Sacred Stag
04. The Earth Is Weeping
05. God Of Black Blood
06. Traversing The Forest Of Eternal Dusk
07. Tears Of The Dawn
08. Like Wind Through The Reeds Making Waves Like Water
09. And He Became The Burning Stars…
10. Fleshbound (Lord Belial cover)
Besetzung
Sgah’gahsowáh – Vocals, Guitars, Bass