Die Black-Metal-Band aus Thüringen, HANGATYR, kehrt nach fünf Jahren mit dem neuen Album Sumpf Der Fäule zurück und führt damit die eingeschlagene musikalische Richtung weiter. Nach frühen Werken im Pagan Metal folgte ein radikaler Wechsel hin zu reinem Black Metal, der ihrer Musik eine neue Dynamik und Atmosphäre verlieh. Sumpf Der Fäule verspricht, diese Herangehensweise in neue Dimensionen zu tragen.
Melodisch, mit dramatischen Kontrasten im Gesang
Das Album eröffnet mit symphonischen Orchesterklängen in einem kurzen Intro zum Titelstück Sumpf Der Fäule, bevor treibende Riffs einsetzen. Verzweifelte, gequälte Schreie schaffen sofort eine düstere und infernale Stimmung. Eine schöne Leadgitarre legt eine melodische Linie, doch im Vordergrund stehen zunächst Riffs und Vocals, die das HANGATYR-Soundbild prägen. Mit zunehmender Dauer steigert sich die Dramatik der Vocals und entwickelt eine immer eindringlichere Intensität. Ein starker Auftakt, klassischer Black Metal mit Wirkung.
Gegründet 2006 in Bad Sulza, orientierte sich die Band zunächst an der Pagan-Metal-Welle jener Jahre. Doch mit ihrem dritten Album kalt schlugen sie einen klaren Kurs in Richtung Black Metal ein. Inspiriert sowohl von deutschen Genregrößen als auch von der legendären norwegischen Szene der 1990er erschaffen HANGATYR eine finstere, unverwechselbare Atmosphäre.
Traurige, bedrückende Atmosphäre
Etwas langsamer und melodischer zeigt sich Eine Wahrheit, bei dem erneut die Vocals den dramatischen Kontrast setzen. Tremolo-Pickings an der Leadgitarre unterstreichen die bedrückende Stimmung. Die herausgeschleuderten Verse und die zunächst schlichte Songstruktur münden in neu aufflammende Verzweiflung mit schrillen Schreien zur Mitte des Songs. Leichenmahl wirkt nüchterner und weniger melodisch, behält jedoch eine düster-trauernde Grundatmosphäre. Hier liegt der Fokus fast ausschließlich auf dem Gesang, während Gitarre und Schlagzeug nur repetitive Akkorde und stampfende Rhythmen liefern.
Zu den Gründungsmitgliedern, die seit 2006 dabei sind, zählen Ali an der Gitarre und Silvio, verantwortlich für Vocals, Drum-Programming und Synthesizer. Ergänzt wird die Band durch Basti (Gitarre, Synth) und Falk (Bass), die zwar später hinzukamen, aber bereits seit einigen Jahren Teil des Line-ups sind.
Es Webe Nacht zieht das Tempo an, behält jedoch die düstere Grundstimmung bei. Gutturale Schreie verstärken die Dramatik, kontrastiert von infernalem Kreischen. Eine melancholische Solomelodie in Tremolo-Technik unterlegt das gesamte Stück und intensiviert die Stimmung.
Melancholische und verzweifelte Stimmungen
Die Produktion ist roh, aber im besten Sinne Black-Metal-typisch und trägt entscheidend zur Atmosphäre bei. Rhythmussektionen treten eher in den Hintergrund, das Gewicht liegt klar auf Gitarren und Gesang – wiederum ein Stilmerkmal des Genres. Dass die Drums programmiert sind, überrascht heutzutage nicht und fällt im Hörerlebnis kaum auf. Insgesamt eine stimmige, ausgewogene Produktion.
Textlich steht der „Sumpf der Fäule“ als Symbol für Verfall und Zusammenhalt. Die Band reflektiert über Themen wie Weisheit, Wahrheit und das Göttliche, hinterfragt Leid und die Suche nach Erkenntnis.
Fatales Gedeih führt noch tiefer in die depressive Seite des HANGATYR-Sounds. Voller Dramatik tragen halb gesprochen, halb herausgeschriene Vocals das Stück, untermalt von kargen, aber wirkungsvollen Gitarren. Geräuschflächen und Klangwände türmen sich zu massiven Ausbrüchen. Ein gelungenes Beispiel für depressiven Black Metal.
Das finale Stück Dämmerung kehrt zu einer melancholischen Grundstimmung zurück, kombiniert jedoch schnelle Schlagzeugpassagen mit einer fast heiteren Leadgitarre. Kontraste, Akzente und eine neue Verzweiflung im Gesang prägen das Bild. Ein leises, beinahe stilles Intermezzo führt zu einer letzten dynamischen Steigerung, bevor das Album mit zarten Pianoklängen endet, die langsam im Nichts verklingen.
Schlichte Melodien, in viele Richtungen getragen
HANGATYR verkörpern eine eigenständige Note im deutschen Black Metal und fügen sich zugleich nahtlos in dessen Tradition ein. Innovativ im engeren Sinne ist Sumpf Der Fäule nicht, Experimente bleiben aus. Stattdessen legt die Band den Schwerpunkt klar auf depressive Facetten, weniger auf klassische Melodik oder reinen Black Metal.
Technisch sicher, voller Leidenschaft gespielt, entfaltet sich Musik, die gleichermaßen verstörend wie packend wirkt – getragen von dramatischen Akzenten. Die Band entwickelt ihre Klangbilder aus einfachen melodischen Grundideen, die sie in verschiedene Richtungen ausbauen, manchmal vielleicht zu ausführlich. Kein überkomplexes Werk, aber eines mit etlichen gelungenen Momenten.
Fazit: HANGATYR liefern mit „Sumpf Der Fäule“ ein intensives, melancholisches Black-Metal-Album voller Verzweiflung und Atmosphäre.
Tracklist
01. Sumpf Der Fäule
02. Eine Wahrheit
03. Leichenmahl
04. Es Webe Nacht
05. Fatales Gedeih
06. Dämmerung
Besetzung
Ali – Guitar
Basti – Guitar, Synth
Falk – Bass
Silvio – Vocals, Drum-Programming, Synth