JET JAGUAR – Severance

JET JAGUAR Severanc album cover

Band: JET JAGUAR 🇲🇽
Titel: Severance
Label: Steamhammer
VÖ: 24/10/25
Genre: Heavy/Power/Speed Metal

Bewertung:

3,5/5

Wenn eine Band wie JET JAGUAR ein neues Album veröffentlicht, ist Aufmerksamkeit garantiert. Die Mexikaner haben sich seit ihrer Gründung mit einem eigenständigen Mix aus melodischem Power Metal und klassisch geerdetem Heavy/Speed-Metal einen Namen gemacht – epigenom zwischen der hymnischen Theatralik europäischer Größen und dem schneidenden Temperament lateinamerikanischer Metal-Kultur. Mit »Severance« legen sie nun ihr neuestes Werk vor – ein Album, das gleichermaßen nostalgisch wie modern klingt und zeigt, dass Jet Jaguar musikalisch gereift sind, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Vier Jahre nach ihrem Debüt »Endless Nights« will die Band beweisen, dass ihr Sieg beim Wacken Metal Battle 2017 kein Zufall war. Und tatsächlich: »Severance« ist ein ambitioniertes, kraftvoll produziertes Werk, das zwischen hymnischer Eingängigkeit, technischer Finesse und spürbarem Spielfeuer pendelt.

Zwischen europäischem Power Metal und dem US-amerikanischen Speed-Sound

Musikalisch bewegt sich die Band weiterhin auf dem Terrain zwischen europäischem Power Metal und dem US-amerikanischen Speed-Sound der späten Achtziger. Wo viele jüngere Vertreter des Genres auf überproduzierte Glätte setzen, klingt »Severance« angenehm organisch. Die Gitarren drücken druckvoll, das Schlagzeug hat Wucht, und der Bass von Jorge „Bori“ Ramirez verleiht dem Sound eine solide Erdung. Die Produktion wirkt ausgewogen – modern, demgegenüber mit genug analogen Kanten, um Authentizität zu bewahren.

Raiden Lozenthall, der Frontmann mit dem markanten Pseudonym, überzeugt erneut als vielseitiger Sänger. Seine Stimme vereint die melodische Klarheit klassischer Power-Metal-Shouter mit einem rauen Unterton, der den Songs Charakter verleiht. In den hohen Lagen erinnert er an frühe HELLOWEEN, während seine Midrange-Passagen an ICED EARTH oder JAG PANZER denken lassen.

Das Album eröffnet mit »Eternal Light«, einem energiegeladenen Uptempo-Track, der sofort zeigt, wohin die Reise geht: doppelstimmige Gitarrenleads von Ariyuki Saddler und Lozenthall, eine packende Refrainmelodie und das obligatorische Solo-Feuerwerk. Wer hier nicht unwillkürlich mit dem Fuß mit wippt, hat den Metal-Spirit vermutlich zu Hause gelassen.

Tempo und Melodie ausbalanciert

Es folgt »Mach 10«, das mit galoppierendem Riffing und einer markanten Hookline überzeugt. Der Song könnte ebenso gut aus der Feder von STRIKER oder ENFORCER stammen – modern, hingegen tief in den Achtzigern verwurzelt. Die Band versteht es, Tempo und Melodie auszubalancieren, ohne in bloße Nostalgie zu verfallen.

»Hollow Drive (Remix)« zeigt eine leicht modernisierte Facette des Quartetts. Der Song stammt ursprünglich aus der vorangegangenen EP und wurde für Severance neu abgemischt. Die überarbeitete Version klingt druckvoller, mit klareren Vocals und schärferem Gitarrenton.

»Fool’s Paradise« nimmt das Tempo etwas heraus und punktet mit hymnischem Chorus – ein klassischer Mitsing-Moment, der live funktionieren dürfte. Das anschließende Titelstück »Severance« ist das Herzstück des Albums: ein kraftvoller Midtempo-Brecher mit düsterer Atmosphäre und nachdenklichem Text über Entfremdung und gesellschaftliche Spaltung.

Im Mittelteil zeigen JET JAGUAR, dass sie nicht nur schnell und laut können. »Disposable Minds« verbindet Melodie und Aggression auf beeindruckende Weise, während »Anthropocene« mit progressiven Akzenten überrascht. Hier darf vor allem Saddler glänzen – seine Soli sind technisch brillant, im Kontrast hierzu nie selbstzweckhaft.

»Evil Within (Remix)» verleiht dem Album noch einmal frische Energie, bevor die beiden Bonustracks »Call Of The Fight« und »Hunter« das Werk abschließen. Beide Nummern sind solide, wenn daneben weniger zwingend als das Hauptmaterial – eher Fanservice als essenzieller Bestandteil des Albums, aber willkommenes Futter für Komplettisten.

Lyrisch zeigt sich »Severance« erstaunlich vielschichtig. Zwischen typischen Metal-Themen – Kampf, Freiheit, Selbstbestimmung – blitzen sozialkritische Töne auf. »Disposable Minds« etwa prangert die Oberflächlichkeit digitaler Kommunikation an, während »Anthropocene« die ökologische Hybris des Menschen thematisiert. Ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln, verleiht die Band ihren Songs damit eine zeitgemäße Relevanz.

Zusammenspiel über jeden Zweifel erhaben

Das Zusammenspiel des Quartetts ist über jeden Zweifel erhaben. Jimmy Lozano an den Drums treibt die Songs mit präzisen Double-Bass-Attacken nach vorn, ohne das Gesamtbild zu überfrachten. Saddlers Gitarrenarbeit ist herausragend – flüssige Läufe, harmonisierte Leads und ein Gespür für eingängige Riffs. Die Rhythmussektion liefert das nötige Fundament, damit Lozenthall stimmlich glänzen kann.

Gerade diese Balance zwischen Virtuosität und Songorientierung macht »Severance« stark. Wo viele Nachwuchs-Acts zu sehr auf Technik setzen, behalten JET JAGUAR immer das Lied als Ganzes im Blick. »Severance« ist ein Statement: JET JAGUAR haben ihren Stil gefunden und beweisen, dass Power-Metal auch 2025 relevant und frisch klingen kann. Das Album verbindet klassische Tugenden – Geschwindigkeit, Melodie, Pathos – mit moderner Produktion und selbstbewusster Haltung.

Zwar fehlt gelegentlich der letzte Haken, der die Songs dauerhaft im Gedächtnis verankert, und die beiden Remixe wirken nahezu überflüssig. Doch das schmälert den positiven Gesamteindruck kaum. Mit »Severance« etablieren sich JET JAGUAR als feste Größe in der internationalen Metal-Szene – irgendwo zwischen Tradition und Aufbruch, Nostalgie und Neuzeit.

Fazit: »Severance« von JET JAGUAR ist ein solides, energiegeladenes Album, das vor allem durch seine Schnelligkeit und technische Finesse besticht.

Tracklist

01. Eternal Light
02. Mach 10
03. Hollow Drive (Remix)
04. Fool’s Paradise
05. Severance
06. Disposable Minds
07. Anthropocene
08. Evil Within (Remix)
09. Call Of The Fight (Bonustrack)
10. Hunter (Bonustrack)

 

Besetzung

Raiden Lozenthall – Main Vocals, Rhythm Guitar
Ariyuki Saddler – Lead Guitar
Jorge ”Bori” Ramirez – Bass, Backing Vocals
Jimmy Lozano – Drums, Backing Vocals

 

Internet

JET JAGUAR – Severance CD Review

Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

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