HERSIR wurde 2016 in Göteborg, Schweden, von Grim Vindkall (Domgård, Snakeskin Angels, Nox Aurea, ex-Cursed 13) und S.S. (alias Haugbúi, ehemals Zobibor) gegründet. Grim Vindkall, ein versierter Multiinstrumentalist und Sänger, ist vor allem durch seine Arbeit bei Domgård bekannt, während Haugbúi den Gesang für dieses neue Projekt übernimmt. 2023 stieß Viga als zweiter Gitarrist hinzu, gefolgt von Askr (Domgård, ex-Damnatory, ex-Panzerkampf, Blodsmegin, ex-Unquenchable Furnace), der 2024 den Bass übernahm.
Der messerscharfe Gitarrensound und die markanten Keyboard-Passagen verstärken die paganen Elemente der Musik.
Bereits die ersten drei Demos hinterließen einen positiven Eindruck, auch wenn sie nur digital veröffentlicht wurden. Alle Songs des zweiten Demos Hateful Draugar fanden in neu aufgenommener Form ihren Weg auf das Debütalbum. Im Vergleich zu den Demos zeichnet sich Hateful Draugar From The Underground vor allem durch eine schärfere Gitarrenproduktion und eine stärkere Keyboard-Präsenz aus. Diese Nuancen lassen die paganen Einflüsse noch deutlicher hervortreten und verankern den Sound tief in den Wurzeln des Old-School-Norwegian-Black-Metal. Das Ergebnis ist ein kompromissloser, rifflastiger Mix aus wütendem und melancholischem Black Metal. HERSIR vereinen gekonnt den Geist von Emperor und frühen Darkthrone mit einer Prise Mayhem – eine Band, die klanglich tief in der norwegischen Black-Metal-Tradition verwurzelt ist.
Kraftvolle Songs mit melancholischer Note
Nach einem kurzen, atmosphärischen Intro schlägt Dauðvána sofort die Brücke zum klassischen Black Metal: unaufhaltsame Drums, harsche Schreie und eine eindringliche Keyboard-Melodie, die eine surreale Atmosphäre erschafft. Besonders auffällig ist die Dynamik, die das Zusammenspiel aus kalten Riffs und donnernden Drums erzeugt.
Ein echtes Highlight ist der Titeltrack Hateful Draugar From The Underground, der eine kraftvolle Mischung aus eingängiger Melodieführung, wütenden Gitarrenriffs und markanten Growls bietet. Trotz seiner Aggressivität behält der Song eine melancholische Grundstimmung bei, was ihn besonders eindrucksvoll macht. In ähnlicher Weise überzeugt The Ironclad Fighters Of Hjaðningavíg mit einer ergreifenden, fast ätherischen Melodie. Der Track ist langsamer als seine Vorgänger, entfaltet aber eine umso größere emotionale Wirkung – ein herausragender Moment des Albums.
Vielschichtige Tempos und ein aggressiver, schneidender Sound
The Fiddler bewegt sich im Midtempo und greift auf Dissection-ähnliche Riffs zurück, bleibt dabei aber dynamisch und eindringlich. Holocaust Winter hingegen setzt auf einen gnadenlosen Rhythmus und einen eingängigen Refrain. Tremolo-gepickte Gitarren treiben die eisige Melodie voran und verstärken die Härte des Songs.
Mit seinem variierenden Tempo und einer subtilen, aber effektvollen Melodieführung sorgt Valgaldr für ein weiteres Highlight. Schreiende, verzerrte Growls verleihen dem Stück eine besonders düstere Note. Purification By Fire schlägt eine noch aggressivere Richtung ein – weniger melodisch, aber voller ungebändigter Wut. Die kratzenden Tremolo-Gitarren verstärken die unbarmherzige Intensität.
Ein düsterer Ausklang mit eindringlicher Atmosphäre
Blood Runs From The Hörgr kombiniert eingängige Strukturen mit einer bedrohlichen Grundstimmung. Die rauen Vocals und das infernalische Klangbild werden durch subtile, gespenstische Growls verstärkt.
Das abschließende Divinations at the Old Springs beginnt mit einem unheilvollen, symphonischen Intro, das sich allmählich in ein Chaos aus sirrenden Gitarren und hypnotischen Riffs verwandelt. Diese Entwicklung führt zu einer melancholischen, fast sphärischen Black-Metal-Klanglandschaft und setzt einen würdigen Schlusspunkt unter das Album.
Roh und atmosphärisch – eine gelungene Produktion zwischen Tradition und Moderne
Die Produktion bewegt sich bewusst zwischen den Extremen: Kein Low-Fi-Sound, aber auch keine Hochglanz-Produktion. Der Sound bleibt rau und unverfälscht, ohne an Klarheit einzubüßen. Dadurch entsteht eine fesselnde Atmosphäre, die das gesamte Album trägt. Auch thematisch bleibt die Band im traditionellen Black-Metal-Kosmos – Ahnenverehrung, Spiritualität, Tod und Okkultismus.
Die dominanten Keyboardpassagen verleihen dem Album eine fast verzaubernde Aura, während die durchdringenden Riffs für eine unbändige, rohe Kraft sorgen. Dazu kommen gutturale, kehlige Schreie, die eine zusätzliche Ebene der Brutalität hinzufügen und einen spannenden Kontrast zur oft fragilen, melancholischen Grundstimmung schaffen.
HERSIRs Musik ist eine intensive Verschmelzung aus Wildheit und Melodie – sie fangen die Essenz des klassischen Black Metals ein, ohne dabei an Eigenständigkeit einzubüßen.
Schweden hat eine neue Band, die Black Metal in seiner unverfälschten und rauesten Form spielt. HERSIR brauchen keine Spielereien oder künstliche Effekte – sie setzen auf urtümliche nordische Melodien, treibende Rhythmen und eine ungezähmte, fast rituelle Energie. Hateful Draugar From The Underground ist dabei kein reines Retro-Werk, sondern besitzt genug Eigenständigkeit, um aus der Masse hervorzustechen.
Mit diesem Album beweisen HERSIR, dass sie das Erbe des skandinavischen Black Metals nicht nur verstehen, sondern es mit ihrer Mischung aus roher Gewalt und ritueller Atmosphäre weiterführen.
Fazit: HERSIR liefern rohen, atmosphärischen Black Metal mit nordischer Seele – intensiv, melancholisch und kraftvoll.
Tracklist
01. Dauðvána
02. Hateful Draugar From The Underground
03. The Ironclad Fighters Of Hjaðningavíg
04. The Fiddler
05. Walking The Way Of Giants
06. Holocaust Winter
07. Valgaldr
08. Purification By Fire
09. Blood Runs From The Hörgr
10. Divinations At The Old Springs
Besetzung
Grim Vindkall – All instruments, Vocals (backing)
S.S. – Vocals
Viga – Guitars
Askr – Bass