HOLLOW LEG – Dust and Echoes

cover artwork HOLLOW LEG Dust and Echoes

Band: HOLLOW LEG 🇺🇸
Titel: Dust and Echoes
Label: Argonauta Records
VÖ: 13/06/25
Genre: Sludge/Doom Metal

Bewertung:

4/5

HOLLOW LEG sind mutige Vertreter eines Genres, das so typisch für den Süden der USA ist: Sludge Metal in seiner reinsten Form – wenn auch mit vereinzelten Einschlägen des verwandten Doom Metal. Dust and Echoes ist das fünfte Studioalbum der Band, die sich schon auf ihren vorherigen vier Werken dem klassischen Sludge verschrieben hat.

Doom-getränkt, mit starken Riffs und gespannter Atmosphäre

Der Einstieg ist sehr doomig: „Poison Bite“ bringt kräftige, rhythmisch gesetzte Riffs, die langsam Spannung aufbauen. Die Vocals setzen vor allem Akzente und verstärken die bedrückende Stimmung. Trostlose Stimmen, gleichförmige, wiederholte Riffs und eine leicht verhallte Leadgitarre – so beginnt die Reise.

Sick Days“ ist melodisch und schwelend. Die Drums setzen einen synkopierten Rhythmus, der Song ist vom Aufbau her recht klassisch, aber etwas flotter als der Opener. Schön ist, wie sich das Tempo immer wieder leicht verändert und kleine rhythmische Verschiebungen geschickt eingebaut werden. Das Solo ist melodisch und düster. Ein deutlich groovigerer Track, der sich vom Genrestandard etwas entfernt – aber ein echtes Highlight darstellt.

Die Band stammt aus Orlando, Florida – dem Punkt, an dem langsame, melodiegetriebene Musik aus dem Süden auf den Death Metal Floridas trifft. HOLLOW LEGs Affinität zu den Wurzeln amerikanischer Bluesmusik und englischem Metal prägt ihren Sound, der von Weltschmerz, Pessimismus und einem kämpferischen Geist getragen wird – geformt aus der Perspektive von Working-Class-Musikern.

Funeral Storms“ klingt verzerrter, die Gitarren sind hallgetränkt, die Vocals rau und leicht melancholisch. Die Riffs sind zäh und gut geschrieben, dazu kommt ein verzerrtes Lead, gequälte Stimmen und ein solides, stoisches Tempo.

Eigene Stimmungen und musikalische Akzente

Another Day Dying“ wirkt dynamischer, die Akkorde energischer, mit guten rhythmischen Akzenten. Doch wieder sind es die Vocals, die die klagende Grundstimmung bestimmen. Der Song führt durch unterschiedliche emotionale Phasen, mit Details wie schrillen Screams und einem psychedelisch gefärbten Zwischenteil. Der Übergang von der Hauptmelodie in dieses experimentelle Segment ist sehr gut durchdacht und wirkt vollkommen natürlich. Ein absolutes Highlight.

Gegründet wurde die Band 2008 als Duo, mit Gründungsmitglied Brent Lynch (Vocals, Gitarre) noch immer im Line-up. Scott Angelacos (Vocals) und Tom Crowther (Bass) stießen 2012 dazu, das jüngste Mitglied ist John Stewart (Drums).

Holy Water“ ist deutlich langsamer, sehr atmosphärisch. Die Vocals sind fast flüsternd, eher rezitierend, wirken distanziert. Ein verspielter Gitarrenakkord, sehr groovig, gibt die Stimmung vor – introspektiv, neblig, mit tranceartigen Momenten. Auch melodisch ist der Song stark; der Bass setzt zusätzlich einen trägen Rhythmus. Nach der Hälfte kippt die Atmosphäre spürbar ins Doomhafte, wird melancholischer, beinahe gespenstisch. Der Akkord vom Anfang kehrt zurück und schließt den Kreis – stimmungsvoll wie musikalisch. Ein weiteres Highlight.

Die Produktion ist genretypisch: Die Arrangements sind klar, der Gesang gut platziert. Einige rohe und verzerrte Elemente – besonders bei den Gitarren – fügen sich organisch ein und verstärken die düstere Stimmung. Inhaltlich kreist das Album um Trauer, Verlust, Vergänglichkeit und Tod, aber auch um sozialkritische Themen und Armut.

Klagende, gequälte Vocals

Last Tribe“ bleibt im Doom-Modus, melancholischer, trauriger, aber mit starken musikalischen Momenten. „Bury Our Kings“ ist rhythmischer und melodischer – brummende Gitarren und gutturale Vocals treffen auf repetitive Riffs. Ein kompakter, stimmiger Song.

Red Skies“ ist sehr dicht arrangiert. Die tief gestimmten Gitarren füllen den gesamten Raum, während die massiven Vocals nur noch Akzente setzen. Trotz moderatem Tempo wirkt der Song extrem doomig – eine schwere, hoffnungslose Atmosphäre durchzieht ihn.

Ride The Wave / Dig The Grave“ bringt mehr Groove, die Vocals sind mehr geschrien, bleiben aber rau. Ein melodisches, hochfrequentes Solo steht im Kontrast zum wuchtigen Haupt-Riff. Kompositorisch anspruchsvoll, mit dichter Atmosphäre und sozialkritischem Text. Eine trauernde Gitarre – irgendwo zwischen Solo und Lead –, stark heruntergestimmt, verändert das Klangbild völlig. Der Gesang wird zu einem traurigen Chor, fast schon klagend. Ein eindringlicher Abschluss.

Ein von der Stimme dominiertes Album: Geisterhaft, klagend, gequält – der Gesang bestimmt klar die Atmosphäre. Auch die Riffs spielen eine zentrale Rolle, vor allem rhythmisch. Durch alle neun Tracks hindurch wechseln die Stimmungen, die diesem Genre traditionell zugeschrieben werden, organisch ab.

Ein frischer Sound – auch wenn im Grunde klassisch für das Genre. Angenehm zu hören, eingängig. Kein erdrückender, bleischwerer Doom, sondern entspannter und auf seltsame Weise sogar einladend. Kriechende, neblige Rhythmen, verhallte Solos und raue Vocals. Atmosphärisch, melancholisch, groovend – klassischer Sludge mit Seele.

Fazit: Melodisch, dabei dicht und mit zähen Riffs – getragen von heiserem Gesang. Ein klassisches Rezept, überzeugend umgesetzt.

Tracklist

01. Poison Bite
02. Sick Days
03. Funeral Storms
04. Another Day Dying
05. Holy Water
06. Last Tribe
07. Bury Our Kings
08. Red Skies
09. Ride The Wave / Dig The Grave

Besetzung

Brent Lynch – vocals, guitars
Scott Angelacos – vocals
Tom Crowther – bass
John Stewart – drums

Internet

HOLLOW LEG – Dust and Echoes CD Review

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