Die EP »Twist Of Fate« von den Texanern MYTH CARVER ist eigentlich schon acht Monate alt, schlug allerdings im Underground recht ordentlich ein, weswegen sich die Plattenfirma dazu entschied, diesen Einstand nochmals (erweitert um zwei schon 2024 veröffentlichte Songs) auf CD und Platte aufzulegen.
Somit ist die Band nun weltweit etwas mehr im Fokus und bietet ihr bisher komplettes Schaffen feil.
Dem Beipackzettel sind als Einflüsse Judas Priest und der „Punch alter Metallica“ zu entnehmen, und hier muss ich leider ein Veto einlegen:
Zum einen wird hier ziemlich hoch gepokert, was ich für die Band schade finde, denn die Klasse der genannten Referenzen erreicht man freilich zu keinem Zeitpunkt der rund sechsundzwanzig Minuten.
Zum anderen ist das Eröffnungsstück »Untamend Steel«, mit seiner unbändigen Urgewalt und den messerscharfen Riffs, für mich eher eine Mixtur aus alten Exodus und Savatage.
Den Judas Priest – inspirierten Gesang, der ebenfalls auf dem Begleitschreiben angemerkt ist,
kann man zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen. Jedoch klingt Sänger Daniel Schmuck (ein Zungenbrecher für Amerikaner!) vielmehr nach den jungen John Olivia denn nach Rob Halford, was insbesondere im, stilistisch zwischen Sirens und Hall Of The Mountain King, Höhepunkt »Iron Helm« gut zur Geltung kommt.
Die relativ junge Band ist dabei keine blasse Kopie.
Leicht europäisch geprägt, klingt »Thunderkill« schon nach mitachtziger Priest, denn so kennt man die – wohlgemerkt qualitativ sehr gute – Machart des Songs auch von Bands wie Primal Fear.
»Shadow Firmanent« bringt dafür sowohl Judas Priest als auch Savatage unter einen Hut, offeriert aber auch eingängigere Elemente in Form von Synth, wie sie unter anderem Andy Boulton ab 1987 bei Tokyo Blade benutzte, was hier eine Bereicherung ist und für Charakter sorgt.
Die Bonüsse bestechen ebenfalls durch die perfekte Verbindung der beiden Haupteinflüsse, wobei »Crimson Train« auf diesem Rundling nicht nur den Abschluss, sondern auch die beste Komposition markiert.
Nix Metallica, nix Rob Halford, aber viel Potenzial.
»Twist Of Fate« macht auf jeden Fall eine Menge Lust auf mehr, dennoch sollte man sich mittelfristig und durchgehend, wie zu Beginn der EP, ein musikalisch schärferes Profil zulegen, damit man nicht zur reinen Retrocombo verkommt. Ich bin gespannt auf das erste Album!
Tracklist
01. Untamed Steel
02. Thunderkill
03. Shadow Firmament
04. Iron Helm
05. King of the Pyre (Bonus)
06. Crimson Terrain (Bonus)
Besetzung
Daniel Schmuck – Gesang
Tom Reyes – Gitarren
Jayson Braffett – Gitarren
Andrew Messer – Bassgitarre
Steven Rodriguez – Schlagzeug

