Mit »Ossuary« liefern SCORCHING TOMB ein kompromissloses Death-Metal-Werk ab, das sowohl Fans des klassischen Todesbleis als auch Liebhaber moderner, technisch anspruchsvoller Arrangements überzeugt. Die kanadische Formation um Frontmann Vincent Patrick Lajeunesse präsentiert hier eine Platte, die brutal, atmosphärisch und überraschend variantenreich zugleich ist. Mit einem Line-Up, das durch die Gitarrenarbeit von Philippe Leblanc, den Bass von Miguel Lepage und das Schlagzeugspiel von Émile Savard ergänzt wird, zeigt das Quartett, wie man rohe Gewalt mit musikalischem Feingefühl kombiniert.
Für Fans Old-School-Death-Metal
Die Eröffnungstracks setzen die Tonart für das gesamte Album. »Stalagmite Impalement« schlägt mit einer gnadenlosen Kombination aus blast-beats, schnellen Riffing-Passagen und gutturalem Gesang ein. Bereits in den ersten Sekunden wird klar, dass SCORCHING TOMB keine Kompromisse eingehen. Die Produktion ist druckvoll, ohne die Transparenz der Instrumente zu opfern. Jedes Element ist klar hörbar – ein Detail, das im Death Metal oft verloren geht. Die Mischung aus roher Aggression und kontrollierter Technik sorgt dafür, dass der Song sowohl für die Fans des Old-School-Death-Metal sowie für Hörer mit Hang zu modernem, komplexem Songwriting funktioniert.
Ein Highlight des Albums ist zweifelsohne »Skullcrush«, das mit einem Gastauftritt von Devin Swank (SANGUISUGABOGG) aufwartet. Das Stück lebt von einem intensiven Wechselspiel zwischen den beiden Stimmen, die einander in einem furiosen Wettkampf der Brutalität übertrumpfen. Hier zeigt sich, wie SCORCHING TOMB zusätzlich außerhalb des Quartetts mit anderen Künstlern nahtlos zusammenarbeiten kann. Die Gitarrenarbeit ist dabei ausdrücklich erwähnenswert: Philippe Leblanc liefert ein Riffing ab, das sowohl technisch anspruchsvoll als desgleichen unbarmherzig in seiner Aggression ist.
Wechsel aus Tempo und Dynamik
»Diminished to Ashes« folgt mit einem etwas düstereren Ansatz. Der Song setzt auf eine langsamere, beinahe doomige Passage, die dann in brutale Breakdowns mündet. Es ist dieser Wechsel aus Tempo und Dynamik, der »Ossuary« von simplen Death-Metal-Formeln abhebt. Die rhythmische Präzision von Schlagzeuger Émile Savard und Bassist Miguel Lepage verleiht dem Song einen mächtigen Unterbau, der das Riffing noch einschüchternder wirken lässt.
Der Titeltrack »Sanctum of Bones (Ossuary)« ist ein Paradebeispiel für die Fähigkeit der Band, Atmosphäre zu erzeugen. Zwischen schweren, doomartigen Passagen und schnellen, aggressiven Ausbrüchen entsteht eine bedrückende Stimmung, die den Hörer in das metaphorische Beinhaus hineinzieht, das der Titel suggeriert. Vincent Patrick Lajeunesse‘ Gesang ist hier ausgesprochen eindringlich; sein gutturaler Stil vermittelt sowohl Wut als daneben die morbide Faszination, die der Song transportiert.
Keine Passage wirkt überflüssig
»Sentenced to Rot« und »Feel the Blade« (mit PRIMAL HORDE) setzen den Weg der vorherigen Songs fort und zeigen, dass SCORCHING TOMB das Songwriting ernst nehmen. Keine Passage wirkt überflüssig, jeder Break, jedes Solo ist gezielt gesetzt, um das Gesamtbild zu verstärken. Besonders »Feel the Blade« profitiert vom Gastauftritt: Das Zusammenspiel der Vocals und die kompromisslose Instrumentierung erzeugen eine rohe Energie, die den Song zu einem der aggressivsten Tracks des Albums macht.
Das letzte Drittel des Albums überzeugt mit »Bloodlust Sacrifice« und »Expired Existence«. Hier zeigen SCORCHING TOMB noch einmal, wie man Death Metal mit narrativer Tiefe und technischer Finesse verbindet. »Bloodlust Sacrifice« bietet ein Riffing, das sowohl melodisch als zusätzlich brutal ist, während »Expired Existence« das Album mit einem finalen Paukenschlag beendet. Der Song vereint alles, was das Album ausmacht: technisches Können, druckvolle Produktion, atmosphärische Tiefe und unbarmherzige Aggression.
Die Produktion von »Ossuary« verdient besondere Erwähnung. Sie ist klar und modern, ohne die rohe Energie zu glätten, die das Genre ausmacht. Jeder Musiker ist präsent, die Gitarren wirken massiv, der Bass gibt den nötigen Groove, und die Drums treiben das Material kompromisslos voran. Obendrein ist die Mischung der Vocals gelungen. Lajeunesse’ Growls stehen im Vordergrund, die Gastauftritte sind homogen eingebunden und wirken nie deplatziert.
Starkes Album, das SCORCHING TOMB als ernstzunehmende Kraft im Death Metal positioniert
»Ossuary« ist ein starkes Album, das SCORCHING TOMB als ernstzunehmende Kraft im Death Metal positioniert. Die Band zeigt, dass sie die Tradition des Genres ehrt, zudem den Mut hat, neue Elemente einzubauen. Das Album lebt von der Kombination aus technischer Präzision, atmosphärischer Tiefe und brutaler Aggression. Für Fans des Genres ist es ein Muss, für Neueinsteiger eine intensive, aber lohnende Erfahrung. Mit 4 von 5 Punkten ist die Bewertung durchaus gerechtfertigt – kleine Schwächen in der Abwechslung der Songstrukturen verhindern eine volle Punktzahl, doch das Gesamtwerk ist beeindruckend.
Fazit: »Ossuary« von SCORCHING TOMB ist ein Album, das den Geist des Death Metal in seiner reinsten Form zelebriert.
Tracklist
01. Stalagmite Impalement
02. Skullcrush feat. Devin Swank of SANGUISUGABOGG
03. Diminished to Ashes
04. Sanctum of Bones (Ossuary)
05. Sentenced to Rot
06. Feel the Blade feat. PRIMAL HORDE
07. Bloodlust Sacrifice
08. Expired Existence
Besetzung
Vincent Patrick Lajeunesse – Vocals
Philippe Leblanc – Guitars, Back vocals
Miguel Lepage – Bass
Émile Savard – Drums

