TESTAMENT – 22.10.2025, Arena Wien

THRASH OF THE TITANS

TESTAMENT, OBITUARY, DESTRUCTION, NERVOSA

22.10.2025, Arena Wien

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THRASH OF THE TITANS präsentierte ein Line-up, das für jeden Extreme-Metal-Fan wie ein Traum wirkt. Wieder einmal ein ausverkauftes Konzert in der Arena Wien – kein Wunder, bei dieser Besetzung. Es war zu erwarten, dass die Halle voll sein würde, um das Vermächtnis und den Einfluss dieser großen Bands zu feiern.

NERVOSA

Die Opener des Abends, NERVOSA, wurden bereits in einer vollen Arena empfangen. Schon früh am Abend war die Halle gut gefüllt – ein schönes Zeichen für die Band, und sie nutzten ihre Chance. Die brasilianische All-Frauen-Band, mittlerweile in Griechenland ansässig, hat in den letzten Jahren einige Besetzungswechsel hinter sich, wirkt aber jetzt mit neuer Energie und Leidenschaft gefestigt.

Nervosa 01

Einziger verbliebener Original-Member ist Prika Amaral, die neben ihrer Rhythmusgitarre nun auch den Gesang übernommen hat – und das mit beeindruckender Souveränität. Ihre Growls und Screams wirken natürlich und fügen sich perfekt in den Gesamtsound ein. Besonders stark: Helena Kotina an der Leadgitarre, die mit technisch einwandfreien und zugleich charismatischen Solos glänzte. Sie bringt dieses klassische 80er-Lead-Gefühl zurück, das vielen modernen Thrash-Bands fehlt – Solos mit Persönlichkeit statt bloßer Geschwindigkeit. Das ganze Set klang druckvoll, kompakt, klassischer Thrash mit Energie und Riff-Power.

Nervosa 02Ursprünglich waren Goatwhore als Opener angekündigt, doch da Sammy Duet derzeit mit dem Acid Bath-Reunion-Projekt beschäftigt ist, sprangen NERVOSA ein – und machten ihre Sache hervorragend. Klar, Goatwhore sind live großartig, aber NERVOSA überzeugten mit Spielfreude und Präsenz. Songs wie Jailbreak oder der Schlusstrack Endless Ambition sorgten für beste Stimmung. Der Sound war solide, wenn auch nicht überragend – für eine Vorband aber völlig in Ordnung. Einziger Minuspunkt: Das Set war mit rund 25 Minuten viel zu kurz. Kaum ist man richtig drin, ist es schon vorbei. Aber die Band versprach eine baldige Rückkehr – darauf darf man sich freuen.

Setlist

01. Seed of Death
02. Behind the Wall
03. Kill the Silence
04. Perpetual Chaos
05. Venomous
06. Jailbreak
07. Endless Ambition

DESTRUCTION

Dann war Zeit für die deutschen Urgesteine: DESTRUCTION. Noch bevor sie die Bühne betraten, ertönte aus den Lautsprechern Barry McGuiresEve of Destruction“ – ein augenzwinkernder, aber stimmungsvoller Einstieg. Ob Zufall oder bewusste Anspielung auf den Bandnamen, sei dahingestellt – das Publikum war jedenfalls sofort in der richtigen Stimmung.

Destruction 01

DESTRUCTION brauchen keine Vorstellung. Eine der wichtigsten Thrash-Bands überhaupt, Wegbereiter und Einflussquelle für zahllose andere. In jeder normalen Konstellation wären sie Headliner – hier aber nur „Opener“. Doch das hinderte sie nicht, ein Feuerwerk abzuliefern.

Destruction 02Der Start war ein Schlag in die Magengrube: Curse the Gods – ein Song, der auch vier Jahrzehnte später nichts an Wirkung verloren hat. Diese Riffs, Schmiers unverwechselbare Stimme – pure Energie. Mit Nailed to the Cross ging’s weiter, einer Hymne der frühen Thrash-Geschichte. Das Publikum tobte, der Moshpit nahm Form an, und fast die gesamte Arena headbangte. Klassiker wie Mad Butcher oder No Kings No Masters trieben die Stimmung auf den Höhepunkt.

Schmier, wie immer, voller Leben und Leidenschaft. Bass, Gesang, Präsenz – er lebt seine Musik, spürbar in jeder Bewegung. Neben ihm Damir Eskić mit präzisen, markanten Solos. DESTRUCTION sind live seit jeher eine Macht – roher, direkter, aggressiver als auf Platte. Thrash ’Til Death war ein weiterer Höhepunkt: ein Riff-Gewitter, pure Wucht. Auch Bestial Invasion – ein Song, der 40 Jahre alt ist und immer noch frisch klingt. Zum Schluss noch Destruction vom letzten Album – kein Highlight, aber live durchaus wirkungsvoll. Ein starkes, wenn auch viel zu kurzes Set.

Setlist

01. Curse the Gods
02. Nailed to the Cross
03. Scumbag Human Race
04. Mad Butcher
05. No Kings No Masters
06. Thrash ‚Til Death
07. Bestial Invasion
08. Destruction

OBITUARY

Als Nächstes folgten OBITUARY – eine Band, die man eigentlich niemandem mehr vorstellen muss. Pioniere des Death Metal, genauer gesagt des Florida-Death-Metal. Auch in einem Thrash-lastigen Line-up fanden sie mühelos ihren Platz – mit ihren wuchtigen Riffs, ihrem Groove und ungebremster Energie.

Obituary 1Wie seit zwei Jahrzehnten starteten sie mit Redneck Stomp – ein rein instrumentaler Song, aber was für einer! Energiegeladen, dynamisch, einfach perfekt als Eröffnung. Danach Sentence Day, und John Tardys unverkennbare, infernalische Schreie erfüllten die Halle.

Obituary 2Der Sound war massiv – donnernde Drums, ein wuchtiger Bass, ein bedrückend dichter Klang. Der Moshpit nahm bald ein Viertel der Arena ein, dazu Nebel ohne Ende – man konnte die Band kaum noch erkennen. Songs wie Infected oder Cause of Death steigerten die Energie noch weiter, Crowdsurfer flogen über die Menge. Die Stimmung war ekstatisch, der Sound hervorragend ausbalanciert.

Donald Tardy spielte wie ein Besessener – unermüdlich, präzise, leidenschaftlich. Gemeinsam mit Trevor Peres an der Gitarre und Bruder John am Mikrofon bilden sie seit 1984 das Rückgrat der Band. Unterstützt werden sie von Terry Butler am Bass – den man vor Kurzem noch in Wien bei der Death-Tribute-Show sah – und Kenny Andrews an der Leadgitarre, der mit seinen Solos glänzte und sich dabei sogar scherzhaft von John Tardy anstoßen ließ. Eine Band, die spürbar liebt, was sie tut.

Selbst in langsameren Passagen bleibt die Musik gnadenlos und intensiv. Chopped in Half und Turned Inside Outließen die Menge komplett ausrasten – Headbangen, Moshpit, Crowdsurfing, pure Freude. Bei I’m in Pain entfesselte John wieder seine unmenschlichen Schreie, bevor mit Slowly We Rot das große Finale kam – inklusive kurzem, aber starkem Drumsolo und einer kleinen Florida-Feier: Bier für alle, und John wirft ein aufblasbares Alligator-Maskottchen ins Publikum – Florida lässt grüßen. Ein perfektes Ende.

Obituary 3

Setlist

01. Redneck Stomp
02. Sentence Day
03. A Lesson in Vengeance
04. The Wrong Time
05. Infected
06. Body Bag
07. Dying
08. Cause of Death
09. Chopped in Half
10. Turned Inside Out
11. I’m in Pain
12. Slowly We Rot

TESTAMENT

Vor dem Auftritt der Headliner wurde die Bühne komplett umgebaut – hohe Gerüste, ein Podest für das Schlagzeug, große Plattformen. Jeder wusste: Chuck Billy mag es monumental, und das Bühnenbild versprach genau das. Mit dem gerade erschienenen neuen Album Para Bellum war klar, dass einige Songs daraus den Weg in die Setlist finden würden – zusammen mit den Klassikern.

Testament 05

Der Abend begann mit „Fight for Your Right“ von den Beastie Boys – ein verspieltes Intro, das gute Laune verbreitete. Und dann: Explosion. D.N.R. – pure Energie, purer Thrash! Das Riff jagt einem den Puls nach oben, keiner steht still. Genau dafür lieben wir TESTAMENT.

Testament 02Auch WWIII und Practice What You Preach zündeten live sofort. Die Band präsentierte sich aktiv, ständig in Bewegung, perfekt aufeinander eingespielt. Alex Skolnick brillierte mit seinen typischen, technisch brillanten Solos, Steve DiGiorgio mit seinem dynamischen Bassspiel, alles klang glasklar und druckvoll. Die Arena hatte an diesem Abend einen exzellenten Sound.

Ein paar Störenfriede sorgten hinten für kurze Unruhe, aber Security griff ein – der Rest der Menge blieb friedlich und voller Energie. Nur schade, dass in der Mitte des Sets die Stimmung etwas abflachte: Trail of Tears – eine Ballade, schön, aber im Thrash-Headliner-Set völlig fehl am Platz. Nach dem Druck von OBITUARY und DESTRUCTION wirkte das wie ein Bruch. 

Der Mittelteil des Sets wirkte daher etwas repetitiv, nicht optimal gewählt – sie haben in ihrer Diskografie weitaus bessere Stücke, die live einfach stärker zünden würden. Manchmal klangen sie kristallklar und präzise, dann wieder etwas kraftlos, als würden sie das Set eher routiniert herunterspielen. TESTAMENT sind ohne Frage tight, aber live manchmal fast zu sauber, zu kontrolliert.

Testament 03Im Verlauf des Konzerts zog vor allem Steve DiGiorgio die Aufmerksamkeit auf sich, ständig auf den Podesten kletternd, mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz. Er war eindeutig in Bestform – sein massiver Beitrag zum Sound und seine Energie waren beeindruckend. Der Bassist stieß 1998 erstmals zu Testament, kehrte 2014 zurück und ist seither fester Bestandteil – ein Bassist von Weltklasse. Neben ihm stand Gründungsmitglied Eric Peterson an der Rhythmusgitarre, professionell, präzise, mit satten Riffs; Alex Skolnick, für die allgegenwärtigen Solos verantwortlich, bleibt eine zentrale Figur der Band – ebenso wie Chuck Billy, die Stimme, der Frontmann. Neu dabei ist Chris Dovas am Schlagzeug – und der bewies mit einem starken, energiegeladenen Drumsolo eindrucksvoll sein Können.

Testament 04Nach diesem Solo kehrte auch die Energie des Anfangs zurück – mit besseren Songs und einer deutlich dynamischeren Performance. Infanticide A.I. und Shadow People, wohl die stärksten Songs des aktuellen Albums Bara Bellum, funktionierten live hervorragend und trieben das Publikum ordentlich an. Mit Electric Crown und Into the Pit zum Abschluss zeigte sich eine Band in voller Explosion – mit Leidenschaft, Präzision und Kraft.

Ein sehr gutes Konzert, ein langer, intensiver Abend mit vier Bands, die jede für sich zu den Titanen gehören. Eine perfekte Kombination aus Erfahrung, Energie und Leidenschaft – Thrash, Death und purer Metal in Bestform.

Setlist

01. D.N.R. (Do Not Resuscitate)
02. WWIII
03. Practice What You Preach
04. Sins of Omission
05. Native Blood
06. Trail of Tears
07. Low
08. More Than Meets the Eye
09. Drum Solo
10. First Strike Is Deadly
11. Infanticide A.I.
12. Shadow People
13. Return to Serenity
14. Electric Crown
15. Into the Pit

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