Die polnische Blackened-Death-Metal-Band SOTHORIS präsentiert mit Domus Omnium Mortuorum ihr drittes Album. Neben Black- und Death-Metal fließen auch zahlreiche andere Einflüsse ein, begleitet von textlichen Verweisen auf die Geschichte der Vergangenheit.
Aggressive Musik und düstere Atmosphäre
Ein langes, cineastisches Intro eröffnet das Album, bevor mit „Wieczornica“ aggressiver Sound mit klarer Black-Metal-Schlagseite einsetzt. Direkt, mit gebrüllten Growls, aber auch einem langen gesprochenen Abschnitt über minimalistischer Instrumentierung. Dynamisch, mit einigen gelungenen Riffs, wenn auch stilistisch inkonsequent. Eine tremolierende Leadgitarre setzt punktuelle Akzente, hinzu kommen unterschiedlichste Gesangsarten – bis hin zu cleanen Vocals. Dennoch bleibt die Atmosphäre finster und abgründig. „Szkarlat“ bewegt sich weiter im Black-Metal-Bereich: hohes Tempo, leicht melodisch, kreischende Vocals wechseln sich mit tiefen Growls ab, und Gitarrensolos changieren zwischen Black- und Heavy-Metal. Ein Song mit gutem Tempo und spürbarer Energie.
SOTHORIS stammen aus Miłosław in der Woiwodschaft Großpolen und wurden 2016 gegründet. Gründungsmitglied Lord Ghash (Bass) wird mittlerweile von Hrist (Drums), Hex und Setrial (Gitarren) sowie Sänger Raven komplettiert.
Chaotisches Songwriting und schwache Produktion
„Lawa“ beginnt erneut mit cineastischen Klängen, diesmal undefinierbare Geräuschflächen. Fast balladenhaft mit akustischen Gitarren und gesprochenem Vortrag, bevor aggressive Drums einsetzen und cleane Vocals in Growls umschlagen. Wechselnde Rhythmen, viele Melodien in einem Song – doch der rote Faden fehlt. Sobald etwas wirklich Interessantes entsteht, wird es abrupt abgebrochen und durch neue Ideen ersetzt. Geflüsterte Vocals und eine klagende Gitarre schließen das Stück ab. Ein zwiespältiger Eindruck: starke Momente, aber kein überzeugendes Ganzes.
Die Produktion ist schlicht katastrophal. Die cineastischen Passagen sind deutlich klarer und auf einem anderen Lautstärkeniveau aufgenommen als die eigentliche Musik. Die Instrumente klingen matschig, der Bass ist praktisch nicht hörbar, die Gitarren verschwimmen, und die Vocals beginnen bei höherem Pegel zu verzerren. Die Drums wirken entfernt und erneut unpräzise. Immer wieder gibt es Stellen, an denen außer Vocals und Leadgitarre kaum etwas zu hören ist – der Rest versinkt im Hintergrundrauschen. Ob dies ein bewusst gewählter Lo-Fi-Ansatz sein soll, bleibt fraglich – es wirkt vielmehr wie eine sehr schlechte Aufnahme und Produktion. In jedem Fall wird das Hörerlebnis massiv durch die unprofessionelle Produktion, das Recording und das Mixing beeinträchtigt.
Tempowechsel und rhythmische Brüche
„Byłem Faustem“ zeigt eine deutlich klarere musikalische Ausrichtung. Der Blackened Death Metal ist hier gut erkennbar, die Melodielinie wirkt wesentlich stringenter. Aggressiv, aber mit Ziel, mit gutem Rhythmus und starken Riffs. Selbst der gesprochene Reim in einem atmosphärischen Abschnitt fügt sich besser ein. Wie schon bekannt, folgt nach der langen Passage ein kraftvoller Riff-Teil mit einem gelungenen Instrumentalabschnitt. Ganz klar ein Highlight des Albums.
Textlich versetzt Domus Omnium Mortuorum den Hörer Jahrhunderte zurück, in Zeiten von Armut, Krieg, Rebellion und Unterdrückung. Komplett in Polnisch gehalten, unterstreichen dramatisch rezitierte Passagen die bedrückende Atmosphäre.
„Dzieci Diabła“ verlangsamt das Tempo, wirkt dramatischer und bringt eine Leadgitarre mit fast melancholischem Tonfall. Auch hier wieder Tempowechsel und wechselnde Melodien – ein inzwischen bekanntes Rezept. „Pro Memoria“ startet zunächst mit Black-Metal-Wucht: infernalische Vocals, rasendes Schlagzeug, eine tremolierende Leadgitarre. Doch auch hier überlagern sich wieder zu viele Einflüsse.
„Dym“ setzt den Stilmix fort, dominiert von Riffs, die weder eindeutig Black- noch Death-Metal zuzuordnen sind. Mit chorartigen Shouts soll eine epische Atmosphäre geschaffen werden, das Ergebnis bleibt jedoch unüberzeugend. Der finale Track „Piętno“ führt diese Linie fort, wirkt fast wie die Fortsetzung des Vorgängers – gleiche Akkorde, ähnliche Orchestrierung. Voller Dramatik, mit pathetischen Vocals und für einen Moment sogar leichtem Bass. Dennoch kein triumphaler Abschluss.
Ein zerklüftetes Album ohne Originalität
Musikalisch bleibt das Album widersprüchlich. Zu viele Einflüsse und Stile prallen aufeinander, wodurch Domus Omnium Mortuorum zerfahren wirkt. Es entsteht der Eindruck, die Band habe zu viel zeigen und ausprobieren wollen. Kein roter Faden, ständige Rhythmuswechsel, wechselnde Melodien und eine Vielzahl von Gesangsstilen verstärken das Chaos. Innerhalb dieser komplexen Klangwelt blitzen zwar immer wieder sehr gute Ideen auf, doch sie bleiben isoliert.
Die Produktion verschärft das Problem zusätzlich. Flache, oft unhörbare Instrumentierung lässt selbst starke Einfälle im Gesamtbild untergehen. Songwriting-Ideen werden angerissen, aber nicht weitergeführt, und das Ergebnis ist insgesamt zu hektisch, um kohärent zu wirken. Ein merkwürdiges, unausgegorenes Hörerlebnis.
Fazit: Ein inkohärentes Album mit schwacher Produktion – Domus Omnium Mortuorum von SOTHORIS bleibt trotz guter Ansätze nur Mittelmaß.
Tracklist
01. Wieczornica
02. Szkarłat
03. Lawa
04. Byłem Faustem
05. Dzieci Diabła
06. Pro Memoria
07. Dym
08. Piętno
Besetzung
Lord Ghash – Bass
Hrist – Drums
Hex – Guitars
Raven – Vocals
Setrial – Guitars (rhythm)