“Hypostasis” ist das Debütalbum der finnischen Band SUNNIVA. Eine Mischung aus Sludge- und Post-Metal, insgesamt jedoch stark im Doom Metal verwurzelt – eine wuchtige, atmosphärische Erfahrung. Nach zwei EPs versuchen sie nun mit ihrem ersten Longplayer, ihren Platz in der Szene des Genres zu festigen.
Tiefer Bass, Growls und langsame, verzerrte Instrumentierung
Ein extrem tiefer Klang, tiefste Oktaven, dominanter Bass, dazu tief gespielte Growls. “Mercurial Bloodstreams” eröffnet das Album drückend und in kriechendem Tempo, die Atmosphäre wirkt trostlos. Ein typischer Doom-Metal-Sound mit Growls und langsamer Instrumentierung. Die Rhythmussektion hält das Tempo, der Bass unterstreicht die melodische Linie – wenn man sie überhaupt so nennen will, denn besonders melodisch ist das Stück nicht. Im zweiten Teil gleitet der Song langsam in Richtung Sludge, Rhythmus und Ansatz ändern sich, die Leadgitarre tritt stärker hervor und etabliert eine neue Melodielinie.
SUNNIVA wurden 2016 in Turku, Finnland gegründet, als Sludge-Metal-Band, getragen von dem gemeinsamen Wunsch nach roher Klanggewalt in der Heavy-Musik. Ihr Name, abgeleitet vom altenglischen „Sunngifu“ („Geschenk der Sonne“), verweist auf das Wechselspiel von Dunkelheit und Licht, das in ihren Sound eingewoben ist.
Wieder beginnt der Bass den nächsten Song mit extrem tiefen Klängen. “Peine Forte Et Dure” wirkt noch langsamer, schleppt sich mit träger Rhythmik dahin und entfaltet eine kathartische Atmosphäre. Schreiende, beinahe gellende Vocals, dazu ein extrem langsames und minimalistisches Instrumental. Ein gequälter Klang, verzerrte, summende Gitarren, klagender Gesang, schleppend und lethargisch. Einige experimentelle Passagen lassen Post-Metal-Einflüsse erahnen. Eine wahre Verkörperung des Bandmottos: „Schwere Klanggewalt, genährt von den tiefen Frequenzen des Lebens.“
Massiver Sound, atmosphärisch
Die Band besteht aus Jaakko Ojanperä (Drums, Percussion), Tuomas Mikkola (Gitarren) und Oliver Webb (Vocals, Gitarren, Synthesizer) – allesamt Gründungsmitglieder. Kurz nach der Gründung stieß Timi Ketonen am Bass hinzu, und seither verfügt SUNNIVA über ein stabiles Line-up.
Etwas melodischer präsentiert sich “Valovaltimo”, weniger experimentell und direkter, dennoch ein Doom-Stück in Reinkultur. Die Rhythmussektion tritt klarer hervor, der Sound bleibt massiv, aber die Percussion verleiht dem Song einen eigenen Charakter. Langsam brennendes Tempo, verzerrte Instrumente, gequälte, schreiende Vocals. Beeindruckender Bass, beeindruckender Sound – und ein echtes Highlight.
Schwerer Bass, summende Gitarren und variierte Vocals
Die Produktion ist für Doom- oder Sludge-Metal typisch: basslastig – und genau so muss es auch sein. Summende Gitarren fügen sich überzeugend in den Gesamtsound ein. Ein klarer Pluspunkt ist die Variabilität der Vocals, die mehr Dynamik schaffen und den Songs ein eigenes Gesicht geben. Leicht roh, nicht zu glattpoliert, aber ausgewogen für die gespielte Musik. Textlich dominieren Gesellschaftskritik und existenzielle Themen. „Wir werden ständig mit dem Traum von Freiheit konfrontiert“, erklärt die Band, „doch in Wirklichkeit verstehen nur wenige, was wahre Freiheit überhaupt ist – oder ob sie existieren kann.“
Am extrem langsamen Ende des Genres bewegt sich “Opening the Key”: ein paar Bassakkorde, dazu eine ferne Synth-Melodie. Nicht im Geringsten melodisch, bei diesem Tempo lässt sich kaum eine Melodielinie etablieren. Nach jedem Song glaubt man, langsamer oder tiefer ginge nicht mehr – doch das nächste Stück belehrt einen eines Besseren. Fast zu viel, selbst für Genre-Fans.
“Sun Funeral” ist erneut ein langes, langsames, ambientales Stück. Klargesang mit Crescendo-Rhythmus, dissonant, ohne wirkliche Melodie. Schreie, Growls, heulende Vocals. Eine fragile Melodielinie setzt sich durch, melancholisch, traurig, hoffnungslos. Weibliche Gastvocals (nicht genannt oder gelistet) verstärken die emotionale Wirkung. Der Schlusstrack “Hung from the Sky” bringt hallende, widerhallende Gitarren, verzweifelte Growls, ergänzt durch schräg klingenden Klargesang – melodischer im Ansatz. Die letzten Akkorde wirken fast versöhnlich, mit einem helleren, fast heiteren Ausklang – Vogelgezwitscher inklusive.
Das Album fehlt es an Intensität und kompositorischer Komplexität
Zu Beginn experimenteller, im weiteren Verlauf monolithisch und schmerzhaft langsam – “Hypostasis” kombiniert Doom Metal mit Sludge- und Post-Metal-Einflüssen. Die Band vergleicht sich selbst mit Genre-Größen wie Amenra, Neurosis oder Dark Buddha Rising. Doch genau an deren kompositorischer Klasse mangelt es hier. Manche Passagen wirken fade, uninteressant und ziehen sich zu sehr in die Länge. Die Intensität, die bei den genannten Bands fesselt, bleibt bei SUNNIVA aus.
SUNNIVA erschaffen immersive, zermürbende Klanglandschaften. Atmosphärisch, trostlos, neblig – eine Reise durch ferne Klänge, introvertierte Momente und insgesamt lethargische, schwermütige Stimmungen. Für ein Debüt beeindruckend, gemessen an fast zehn Jahren Bandgeschichte jedoch eher ernüchternd. Zu wenige kompositorische Ideen, dafür zu viel Ambient, verpackt in extrem langsamer Musik.
Fazit: SUNNIVAs „Hypostasis“ überzeugt mit Tiefe und Schwere, bleibt aber in endloser Langsamkeit ohne große kompositorische Höhepunkte.
Tracklist
01. Mercurial Bloodstreams
02. Peine Forte Et Dure
03. Valovaltimo
04. Opening the Key
05. Sun Funeral
06. Hung from the Sky
Besetzung
Jaakko Ojanperä – Drums, Percussion
Tuomas Mikkola – Guitars
Oliver Webb – Vocals, Guitars, Synthesizers
Timi Ketonen – Bass

