Die portugiesische Extreme-Metal-Band UNDERSAVE präsentiert mit Merged In Abstract Perdition ihr drittes Full-Length-Album. Musikalisch bewegt sich die Gruppe an der Grenze zwischen Death Metal und experimentelleren Extremen.
Unheilvolle Atmosphäre
Der Opener „Unshakable and Unlimited Levels of Obsession“ beginnt dissonant, baut sich langsam auf und setzt auf eine technisch verschachtelte Struktur. Ungewohnte Gitarrenlinien entfalten ein disharmonisches Geflecht, während dämonische Growls – mal tief grollend, mal bellend und mit schrillen Ausbrüchen – Verzweiflung und Schrecken transportieren. Es wirkt nicht wie klassischer Death Metal, sondern eher wie ein Sammelsurium infernalischer Klangfragmente. Beunruhigend, verstörend, besonders durch die Stimme – und dennoch faszinierend.
Die Band stammt aus Loures, einem Vorort von Lissabon, gegründet 2004 von Sänger und Gitarrist Nuno Braz, der bis heute die Konstante im Line-up ist. Ergänzt wird er durch Renato Laia (Bass), Pedro Pereira (Drums) und André Carvalho (Gitarre).
„Unconscious Assimilation… Path to Tangible Reality“ bringt etwas mehr Rhythmus und Dynamik. Die Drums sind druckvoller, der Ansatz direkter, wenn auch weiterhin disharmonisch. Die Lead-Gitarre spinnt erneut wirre Linien, die kaum an Melodie erinnern, aber ein beunruhigendes Gefühl erzeugen. „Effervescent Futile Thoughts of a Phobic Being“ führt diesen Kurs fort – chaotisch, zersetzend, mit kurzen, kraftvollen Riffmomenten gegen Ende, die wie Lichtblitze im Chaos aufscheinen.
Die Lead-Gitarre dominiert
Die Produktion ist solide, jedoch unausgewogen. Der Fokus liegt fast ausschließlich auf der Lead-Gitarre, die zwar zentraler Bestandteil des Bandsounds ist, jedoch alles andere in den Hintergrund drängt. Die Vocals stechen mit ihrer Expressivität hervor, während Rhythmussektion und Rhythmusgitarre im Mix untergehen. Insgesamt entsteht ein Klangbild, das bewusst verstörend wirkt. Zusammen mit Textthemen wie Geisteskrankheit, Selbstzerstörung, menschliche Arroganz oder Zerbrechlichkeit ergibt sich eine beklemmende Atmosphäre.
„Forced Retraumatization… Unlocking Spiritual Illumination“ ist größtenteils instrumental – eine technische Machtdemonstration mit experimentellem Charakter, die durch Tempowechsel mehr Dynamik gewinnt. „Fictitious and Impermanent Self-Refinement“ baut die experimentelle Seite weiter aus, was die Stimmung noch finsterer und bedrückender macht. Unter den kreischenden Gitarrentönen verbergen sich immer wieder spannende Ideen, die jedoch selten wirklich durchbrechen.
Finster und bedrückend
„Fathomless Contempt Nourished by Unrealistic Predictions“ setzt mit unaufhörlichem Tremolo-Picking fort, das wie eine Folter wirkt. Die Vocals bleiben eindrucksvoll, voller Dramatik, sie klingen wie die Schreie einer gequälten Seele.
Der Abschluss „Narcissistic Supreme Alienation“ bringt schließlich neues Feuer: treibende Drums, ein Uptempo-Rhythmus, der frische Energie freisetzt. Zwar bleibt der Kernsound unverändert, doch ein spürbarer Dynamikwechsel entsteht. Auffällig: das Gitarrensolo – diesmal kein kreischendes Geräusch, sondern ein echtes Solo, klar erkennbar und willkommen. Nach all der Beklemmung fast ein befreiender Moment. Innovativ, spannender, und eindeutig ein spätes, aber starkes Highlight.
Repetitive, disharmonische Lead-Gitarre
Das Album wird von Lead-Gitarre und besessenen Vocals beherrscht. Doch die verzerrten Akkorde der Lead-Gitarre ähneln sich in Aufbau und Struktur von Song zu Song so stark, dass schnell der Eindruck entsteht, man höre immer wieder dieselbe Komposition. Die Technik ist zweifellos vorhanden, die Kreativität hingegen eingeschränkt. Durch die Dominanz der Gitarrenarbeit rückt der Sound häufig näher an Black Metal heran als an Death Metal – weniger durch die Rhythmik, sondern durch die kalte, schrille Gitarrenästhetik.
Das eigentliche Problem ist nicht die Dissonanz, sondern die ständige Wiederholung. Immer dieselben schrillen Figuren wirken bald ermüdend, ja zwanghaft. Wahrscheinlich beabsichtigt, den Hörer zu verstören – doch dadurch gehen die spannenden Momente unter. Das Resultat: chaotisch, unmelodisch, mitunter fast nervig.
So bleibt ein einheitliches, obsessiv-repetitives Werk zurück, das kaum Hörfreude bietet. Angenehm ist diese Musik nicht. Doch wenn das Ziel war, ein Gefühl der Qual, der Unerträglichkeit und Beklemmung zu erzeugen, dann ist es tatsächlich gelungen.
Fazit: UNDERSAVE liefern mit Merged In Abstract Perdition eine extreme, verstörende Klangreise – konsequent, aber schwer zugänglich.
Tracklist
01. Unshakable and Unlimited Levels of Obsession
02. Unconscious Assimilation… Path to Tangible Reality
03. Effervescent Futile Thoughts of a Phobic Being
04. Forced Retraumatization… Unlocking Spiritual Illumination
05. Fictitious and Impermanent Self-Refinement
06. Fathomless Contempt Nourished by Unrealistic Predictions
07. Narcissistic Supreme Alienation
Besetzung
Nuno Braz – Vocals, Guitars
Renato Laia – Bass
Pedro Pereira – Drums
André Carvalho – Guitars

