Ingrimm

Böses Blut heißt der neueste Release der Folk/Medieval Metaller Ingrim. Ein guter Grund etwas genauer nachzufragen und bei Fenris Stephan Zandt anzuklopfen.

Hallo Leute vielen Dank das ihr euch für uns Zeit genommen habt und uns einige Fragen beantworten werdet.

Hallo! Das machen wir gern.

Zuallererst zum neuen Album, welches den klingenden Titel „Böses Blut“ bekommen habt. Um was geht es speziell bei der neuen Langrille

Wir haben mit „Böses Blut“ kein Konzeptalbum aufgenommen. Jedes Lied erzählt seine eigene Geschichte. Die Themen reichen vom fröhlichen Trinklied bis hin zu den seelischen Abgründen. Ein Großteil der Songs klingt sehr düster, mehr noch als auf unserem Vorgängeralbum, daher fanden wir den Titel passend. Gleich der Opener „Die Pest“ sagt an, was bei INGRIMM abgeht. Schnell, heftig und wütend, aber gleichzeitig auch voller Spielfreude und Energie. „Tempus Fugit“ behandelt den alten Menschheitstraum vom ewigen Leben mit all seinen möglichen Folgen und dem Fluch, wenn sich alle Wünsche erfüllen. Solche und noch mehr Geschichten sind auf „Böses Blut“ zu hören.

Persönlich höre ich eine rauere Schlagseite raus bei der Cd. Wo seht ihr selbst den definitiven Unterschied zum Vorgänger „Todgeweiht“

Wie jede Band entwickeln wir uns in und mit unserer Arbeit stetig weiter. Nach „Todgeweiht“ haben wir uns etwas mehr Zeit genommen, um an den neuen Liedern zu feilen. Den Härtegrad haben wir unwillkürlich weiter nach oben geschraubt, ohne jedoch den typischen Ingrimm-Groove zu verlieren. Es sind auch neue Einflüsse vertreten, so haben wir zum Beispiel progressive Elemente und auch Blastbeats integriert. Auf „Böses Blut“ zeigt mein Gesang deutlich mehr Variationen. Wir haben viel experimentiert und sind so den nächsten Schritt in der musikalischen Entwicklung gegangen.

Gebt uns doch einen kleinen Einblick in den Entstehungsprozess.

Bereits beim Release von „Todgeweiht“ arbeiteten wir bereits wieder an neuen Liedern. Eigentlich schliessen wir das Songwriting nie so richtig ab. Es kommen immer neue Ideen hinzu, von denen dann einige in die Komposition zum jeweils nächsten Album mit einfließen.

Wie waren die Resonanzen bis jetzt zum Album?

Es kamen durchwegs positive Reaktionen seitens unserer Fans und der Presse. Auch wenn wir die ewigen Vergleiche mit den bekannten Kollegen wohl nie loswerden als „In Extremo in hart mit eigenem Style“, so sehen wir das mittlerweile eher als Kompliment.

Seid ihr im Nachhinein zufrieden mit dem Werk?

Jeder Musiker würde wohl am liebsten ewig an seinen Kompositionen arbeiten, weil immer noch dieses oder jenes vielleicht noch besser klingen könnte, wenn es so oder so gespielt würde. Somit käme totale Zufriedenheit einem Stillstand gleich, wie das Ausruhen auf den Lorbeeren. Aber man kann ein Lied damit natürlich auch kaputtverfeinern. Wenn wir auf dieses Album zurückblicken, dann sind wir stolz darauf, was wir damit geschaffen haben. Es rockt gewaltig und ist unverwechselbar INGRIMM!

Wie sieht die Entstehung eines Ingrimm Songs aus. Setzt ihr euch da alle zusammen oder werkelt jeder für sich im stillen Kämmerchen

Wir haben unterschiedliche Arbeitsweisen. Mal kommt von Alex ein fertiges Gerüst, mal von Hardy oder mir eine Melodie. Unsere kreativen Einfälle lassen wir bei Alex zusammenfließen, der diese Ideen dann zu einem homogenen Ganzen arrangiert. Im Proberaum kommt es dann schon mal vor, dass die Songs noch einmal komplett umgeworfen und die Charakteristik dahingehend verändert wird, bis jeder mit der Endfassung zufrieden ist.

Viele Fans lieben ja eure unterhaltsamen Songs, die sie selbst als Sauflieder bezeichnen. Denke aber hinter den einzelnen Tracks steckt da weit mehr dahinter. Persönlich höre ich da auch sehr tiefgründige Sachen raus. Welcher Thematik fühlt ihr euch verpflichtet bzw. woher holt ihr euch die Ideen zu den Lyrics.

Das Mittelalter liefert mir ebenso viele Inspirationen wie das Leben. Man sagt, die Geschichte wiederholt sich ständig. In der Tat ist es so, dass einige Ereignisse oder auch Missstände aus der damaligen Zeit auch sehr gut auf die Gegenwart passen. Ich beschäftige mich intensiv mit dem Mittelalter, denke viel, manchmal auch zu viel, nach und beobachte, was um mich herum passiert. So kann ich nie über einen Mangel an Ideen klagen.

Ihr erfreut euch ja mittlerweile in der Szene immer größerer Beliebtheit. Hattet ihr euch je solch etwas erwartet als ihr vor knapp vier Jahren miteinander begonnen habt?

Wir hatten vor, INGRIMM so weit wie möglich nach vorne zu bringen, jedoch ohne uns zu verbiegen. Aber ehrlich gesagt, einen Aufstieg in dieser Geschwindigkeit hatten wir nicht erwartet. Mit dem ersten Album spielten wir auf dem WGT in Leipzig, mit dem zweiten sogar in Wacken. Hätte uns das jemand in den Anfangszeiten prophezeit, dann hätten wir ihm vermutlich kein Wort geglaubt. Diesen Erfolg verdanken wir der treuen und soliden Fanbase, die uns immer weiter pusht. An dieser Stelle möchte ich mich bei all unseren Fans und Freunden für ihre unermüdliche Unterstützung bedanken. Ohne euch wären wir sicher nicht so weit gekommen!

Wo liegt der definitive Unterscheid zwischen eurer Formation und anderen Kollegen in der einschlägigen Szene?

Wir vergleichen uns nicht gerne mit anderen Bands, weil doch jede Gruppe eine eigene Auffassung von ihrer Art der Musik vertritt. Schubladendenken ist uns ohnehin lästig und wir machen genau diese Art Metal, die uns gefällt und in dieser Nische haben wir unsere musikalische Heimat gefunden. Wer uns einmal gehört oder auf der Bühne erlebt hat, der weiß, wo die Unterschiede liegen.

Bei so vielen Truppen entsteht leicht der Eindruck dass im Hintergrund ein Konkurrenzkampf läuft. Ist das so oder wie seht ihr das Auskommen untereinander

Dass ein Konkurrenzdenken besteht, dafür gibt es genügend Beweise, die manchmal zu recht unschönen Situationen im Musikbusiness führen. Konkurrenz muss jedoch nicht schlecht sein, da sie bekanntlich das Geschäft belebt. Wichtig ist nur, dass der gegenseitige Respekt nicht verloren geht.

Wie kamt ihr zur Musik? Wer waren bzw. sind eure Einflüsse?

Musik war und ist schon immer ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Von Kindesbeinen an habe ich jedes Instrument malträtiert, das ich in die Finger bekam, manchmal sehr zum Leidwesen meiner Erzeuger und unserer Nachbarn. Mit dem Metal-Virus wurde ich schon früh infiziert. Mein Vater besaß eine umfangreiche Plattensammlung in Sachen Hard-Rock und eine leistungsstarke Anlage, aus der anno 1988 „Prime Mover“ von „Zodiac Mindwarp“ dröhnte. Schon bald erschallten im trauten Heim die heftigen Klänge von Bands wie Metallica, Pantera, Slayer oder Manowar. Von da an war mein Weg vorgezeichnet. Metal for life!

Abgesehen von dem, was man direkt sehen kann: Was steckt hinter dem Plattencover?

Ein fies grinsender Hofnarr, der offenbar soeben mit kaltem Stahl seinen Herrn und Gebieter über den Jordan geschickt hat. Dahinter steckt natürlich ein tieferer Sinn. Wir begegnen jeden Tag Menschen, die wir für unscheinbar und harmlos halten. In vielen aber schlummert eine Bestie, die nur auf den rechten Augenblick wartet um erbarmungslos zu wüten. Diesen Gedanken transportiert der Narr hervorragend. Denn wer könnte auf den ersten Blick harmloser sein als der halb schwachsinnige Spaßmacher hinter dem Thron? Der Hofnarr im Mittelalter war jedoch weit mehr als ein Possenreißer zur Zerstreuung und Unterhaltung des Adels. Vielmehr stellte er die einzige Institution zulässiger Kritik dar, ohne dass er mögliche Folgen befürchten musste. Schließlich konnten seine Reden jederzeit als „Narretei“ abgetan werden und noch dazu konnte er sich am Hofe relativ frei bewegen. Für schonungslose Wahrheiten, Intrigen oder Königsmord gäbe es eigentlich keine idealere Person.

Inwieweit befasst ihr euch selbst mit mittelalterlichen Lehren und Mythen.

Meine Faszination für diese Themen ist nach wie vor ungebrochen. Ich beschäftige mich intensiv mit allem, was mit dem „medium aveum“, dem mittleren Zeitalter, zu tun hat. Ob nun die damalige Politik, die Architektur, die Allmachtstellung der Kirche, die Sagen und Legenden, Brauchtum, Handwerk, Kriege und Schlachten, die Heilkunst oder auch nur das alltägliche Leben zur damaligen Zeit. Ich verschlinge an Literatur ziemlich alles, was ich dazu in die Finger bekomme. Jedoch liegt es mir fern, diese Epoche zu romantisieren oder zu verklären. Das damalige Leben war hart und entbehrungsreich und das darf man in unseren Songs auch spüren.

Wenn ihr ein Lied aussuchen müsstet, das jemandem, der Ingrimm noch nicht kennt, eure Musik näher bringen sollte, welches wäre es und warum?

Ich würde einfach die neue CD einlegen, den Shuffle-Button drücken und das Schicksal entscheiden lassen, welchen unserer Songs er oder sie hören soll. Ich wäre selbst gespannt auf das Ergebnis.

Was können denn eure Fans 2010 von euch in punkto Live-Performance zu erwarten?

Wir werden einige bekannte Festivals in Deutschland heimsuchen, wie z.B. das Rock-Area-Festival auf der Loreley und natürlich wird unsere Bühnenshow dabei nichts der gewohnten Energie vermissen lassen. Wir setzen weiterhin nicht auf opulentes Blendwerk, sondern bieten unseren Fans das, wofür sie uns kennen: ehrlichen, rauen Mittelalter-Metal und unbegrenzte Spielfreude. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, zu besonderen Anlässen für unsere Fans die ein- oder andere Überraschung zu planen, doch mehr möchte ich an dieser Stelle darüber noch nicht verraten.

Was sind die bisherigen Highlights bzw. Low Points eurer Karriere

Es dürfte schwer sein, ein Highlight wie das W:O:A zu toppen; dieser Auftritt war für uns definitiv unschlagbar. In puncto Negativerfahrungen ist uns bisher zum Glück viel erspart geblieben, wenn man von kleineren Bitterkeiten wie aus Fehlplanungen verkürzte Spielzeit oder den unerwarteten Gastauftritt emsiger Ordnungshüter auf der Bühne absieht, da der Veranstalter eines kleinen Festivals vergessen hatte, daß seine Genehmigung bis ein Uhr nachts statt nur bis Mitternacht verlängern zu lassen. Wir kamen im Vergleich zu anderen Kollegen des Genre also bisher ziemlich glimpflich davon und hoffen, dass das auch so bleiben möge.

Auf wen seid ihr besonders Stolz weil ihr die Bühnenbretter teilen dürft bzw. auf welche Band freut ihr euch selbst.

Wir freuen uns in der Tat darauf, bald mit einer bekannten Persönlichkeit die Bühne teilen zu dürfen. Dieses große Geheimnis wird aber erst auf dem Veldensteiner-Festival gelüftet werden und wir sind sicher, dass es unseren Fans ebenso große Freude bereiten wird, wie uns.

Gibt es ein paar spezielle peinlichen Moment bzw. eine lustige Anekdote aus dem Burg der Ingrimm Krieger den ihr uns erzählen könnt/wollt.

Natürlich hatten wir während unserer Touren viele amüsante Erlebnisse, eine davon möchte ich hier kurz zum Besten geben: Es ereignete sich am letzten Tag unserer Deutschlandtour mit den Labelkollegen von Cumulo Nimbus. Wir holen uns bekanntlich ab und an zu unserem Song „Teufelsweib“ ein Mädel aus dem Publikum auf die Bühne. An jenem denkwürdigen Auftritt in der Pumpe in Kiel hatte ich also ein hübsches Mädchen neben mir, das aus Leibeskräften headbangte und ein wahrhaft herrlicher Anblick war, als ich plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Also drehte ich beim Singen meinen Kopf in diese Richtung und was ich sah, hätte mich fast den Text vergessen lassen: Niemand geringerer als der Käpt´n, seines Zeichens Bassist von Cumulo Nimbus stand auf unserer Bühne, angetan mit roten Strapsen, schwarzem Minikleid, blonder Lockenperücke und grell geschminkten Lippen rockte er mit blinkenden Teufelshörnern auf dem Kopf mit uns die Show. Mit dieser Aktion hätte er es um ein Haar geschafft, die komplette Band aus dem Konzept zu bringen außer unserem Klaus, der zwar grinsend aber weiterhin konzentriert seine Drums bediente und durch nichts zu erschüttern war. Das Video dazu gibt es übrigens auch im Youtube:

Doch der Käpt´n sei gewarnt: Die Revanche des INGRIMMs wird fürchterlich sein, hehe!

Vielen Dank für das Interview die letzten Worte gehören euch.

Es ist an uns, uns bei euch für das Interview zu bedanken und einen Gruß an unsere Fans und solche, die es werden wollen, loszuwerden: Bewahrt euch die Wut im Bauch und den INGRIMM im Herzen! Metal on!

Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

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