SUMMER 2025 TOUR: Incantation, Skeletal Remains, Fessus, Sloow 08.06.2025 – Escape Metalcorner Wien
Death Metal Sunday im Escape – Incantation, Skeletal Remains, Fessus, Sloow – 8. Juni 2024, Wien
Am Sonntagabend wurde das Escape Metalcorner zum Schauplatz eines wahren Death-Metal-Feuerwerks. Die US-Legenden INCANTATION kehrten im Rahmen ihrer Europatour nach Wien zurück – flankiert von einer Last-Minute-Überraschung: SKELETAL REMAINS wurden als Special Guests angekündigt. Den Auftakt machten zwei heimische Bands: FESSUS aus Wien und SLOOW aus Linz – beide mit einem kompromisslosen Bekenntnis zum Old-School-Death-Metal. Es versprach ein intensiver Abend zu werden, ganz im Zeichen ehrlicher, roher Death-Metal-Erlebnisse – präsentiert von TON – Music Productions.
SLOOW
Aus Linz stammend, zelebrieren SLOOW eine kompromisslose Verneigung vor dem Old-School-Death-Metal. Ihr schwerfälliger, düsterer Sound mit wuchtigen Riffs entfaltet eine bedrückende, fesselnde Atmosphäre, die das Publikum sofort in ihren Bann zieht.
Das Trio besteht aus Ronald Kowalski (Bass, Vocals), Jürgen Kernegger (Gitarre, auch Iron Overkill, ex-Commandment) und Snoe (Drums, u. a. Vor die Hunde, ex-Underground Groove Front, Reign Of Vermin, ex-Ruined Nation). Obwohl noch relativ frisch auf der Bildfläche, hat die Band durch ihre energiegeladenen Live-Shows bereits für Aufmerksamkeit gesorgt. Ihr Stil vereint klassische Death-Metal-Wurzeln mit einem eigenen, markanten Klang.
Old-School-Death-Metal in Reinform: einfach, direkt, wirkungsvoll. Gegründet 2017, haben sie bereits drei LPs veröffentlicht – allesamt musikalisch solide und mit hörbarem Herzblut eingespielt.
Sänger und Bassist Ronald Kowalski lieferte eine beeindruckende Performance – sowohl stimmlich als auch am Bass. Seine rohen, kehligen Growls verleihen der Musik eine zusätzliche Schärfe und Dynamik.
Die Songs sind nicht besonders schnell, aber durchweg bedrohlich. Keine technischen Spielereien, keine Schnörkel – nur Rhythmus, Druck und ehrlicher Death Metal. Einzelne Passagen zeigen leichte Groove-Einflüsse, während die neueren Songs live deutlich schneller und treibender wirken.
Der Club füllte sich langsam, immer mehr Leute fanden den Weg ins Escape, um den Sonntagabend im Zeichen extremer Musik zu verbringen.
Ein starker Auftakt, ein gelungener erster Eindruck für alle, die SLOOW bislang nicht kannten – ein vielversprechender Beginn für diesen Death-Metal-Abend.
FESSUS
Die Wiener Formation FESSUS bringt den Geist des frühen 90er-Death-Metal zurück auf die Bühne. Ihr Debüt-Demo Pilgrims of Morbidity (2023) bietet drei rohe, old-schoolige Tracks, die an die Anfänge des Genres erinnern – ohne sich dabei auf bloße Nostalgie zu stützen.
Der Sound der Band ist geprägt von schweren Riffs und einer düsteren Atmosphäre, die das Gefühl eines schweißdurchtränkten Proberaums der ersten Death-Metal-Stunden authentisch aufleben lässt. FESSUS sind zweifellos eine Bereicherung für die heimische Szene – eine Band, auf die man künftig ein Auge haben sollte.
Im Vergleich zu SLOOW klingen FESSUS deutlich technischer, komplexer in Rhythmik und Komposition. Auch der Gesang ist variabler: Growls, kehliges Röhren und harsche Screams wechseln sich ab. Die Gitarrensoli sind verschachtelt, mehrschichtig, technisch eindrucksvoll.
Die Band besteht aus Brenton (Gitarre, Vocals – u. a. Molten Chains, Sematary, Unsemblance), Jana (Bass), Thomas (Drums) und Gumpf (Gitarre). Mit einem Demo, einem Live-Album und einem Split haben sie sich bereits einen Namen gemacht – zurecht, denn ihre Musik wirkt frisch und bietet eine eigene Perspektive auf klassischen Death Metal.
Die Rhythmussektion überzeugt: Bassistin Jana liefert eine starke Leistung, die Drums sind präzise und unermüdlich. Tempowechsel sind sauber eingearbeitet und geben den Songs Tiefe. Der Gitarrensound ist stark verzerrt – besonders in den Leads –, was stellenweise fast übertrieben wirkt, aber auch zu ihrem Markenzeichen gehört. Live wirkt das deutlich kraftvoller als auf Platte.
Die Band wechselt geschickt zwischen doomigen Midtempo-Parts und schnellen Passagen – das sorgt für Abwechslung, Groove und viele headbangende Köpfe im Publikum. Die Atmosphäre war bereits beim zweiten Act aufgeladen, das Publikum voll dabei – FESSUS wurden mit Begeisterung empfangen und gefeiert. Eine starke Band, ein überzeugender Auftritt.
SKELETAL REMAINS
SKELETAL REMAINS waren als Bonus-Band eine sehr angenehme Überraschung – ursprünglich standen sie nicht im Line-up, und gerade angesichts ihres Status war ihre Präsenz eine echte Freude.
SKELETAL REMAINS ist eine amerikanische Death-Metal-Band aus Whittier, Kalifornien, gegründet im Jahr 2011. Die Band hat mehrere Alben veröffentlicht, darunter einige sehr geschätzte Werke wie Beyond the Flesh (2012) oder Devouring Mortality (2018). Ihr neuestes Album Fragments of the Ageless erschien 2024 und wurde sowohl von Fans als auch von Kritikern gut aufgenommen.
SKELETAL REMAINS spielen einen klassischen Stil des Death Metal, der oft mit Bands wie Asphyx, Death oder Pestilence verglichen wird. Sie sind bekannt für ihre brutalen, schnörkellosen Riffs und Kompositionen, ihre Musik wird für die Mischung aus Old-School-Finesse und moderner Produktion sehr geschätzt.
Trotzdem war es kein optimaler Start in die Show für SKELETAL REMAINS. Ihr (Live-)Drummer verzögerte den Auftritt um mehr als 15 Minuten, da er mit dem Drumkit unzufrieden war – ein wenig unprofessionell, eher pingelig als perfektionistisch. Doch das Publikum wartete gespannt. Wie sich später zeigte, ist er tatsächlich ein wichtiger Teil des Bandsounds und ein wirklich guter Drummer – also kann man solche Details verzeihen. Auch zu Beginn des Sets gab es ein paar technische Pannen, aber wie gesagt: die Musik war so gut, dass solche Dinge kaum auffielen.
Die Band wurde 2011 in Kalifornien gegründet, das Kernmitglied und einzige konstante Element ist Chris Monroy (Gitarre, Gesang), der mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz aufwartet. Aktuell befindet sich die Band im Umbruch und personellen Wandel, am Sonntagabend standen neben Chris auch Mario Salcedo an der Gitarre, Andrew Bowen am Bass und Ruston Grosse am Schlagzeug auf der Bühne.
Vielleicht nicht das Standard-Line-up der Band, aber sie klangen verdammt stark. Gewaltige, vernichtende Rhythmen, aggressive Riffs und dominante Vocals. Wenn die erste Band des Abends rhythmusbetont war und die zweite technisch versiert und souverän, dann vereinten SKELETAL REMAINS beide Welten: Extrem technisch, mit infernalischem Tempo. Solider Death Metal.
Sehr gute Musik, ein beeindruckendes Set – druckvoll und schneidend, schwer wie die Hölle, ein Fest für Headbanger. Das Publikum nahm die Band deutlich als einen der großen Namen des Abends wahr und war vom ersten bis zum letzten Song voll dabei. Bei so solidem Death Metal ist es auch schwer, ruhig zu bleiben. Die Atmosphäre war sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinne aufgeheizt. Ein wirklich starker Auftritt.
INCANTATION
Gegründet 1989, zählen INCANTATION zu den prägenden Kräften der Death-Metal-Szene. Ihr einzigartiger Sound – geprägt von düsteren Riffs, Blastbeats und okkulten Texten – hat das Genre maßgeblich mitgeformt. Mit zehn Studioalben, zahlreichen Demos und EPs hat sich die Band weltweite Anerkennung erspielt.
Bekannt für ihre intensiven Live-Performances, haben INCANTATION weltweit die Bühnen bespielt. Ihr aktuelles Album Unholy Deification (2023) beweist, dass sie auch nach über drei Jahrzehnten nichts von ihrer Energie eingebüßt haben.
Die Headliner des Abends starteten mit einer bedrohlichen und rohen Atmosphäre. Brutale Riffs, ein präziser Sound, gutturaler Gesang und ein erbarmungsloses Tempo – kein Wunder, dass das Publikum schon beim ersten Akkord durchdrehte. Der Moshpit war sofort eröffnet, die gesamte Location ging mit. Ein hochenergetischer, dynamischer Auftritt – genau das, was man von einer Band wie INCANTATION erwartet.
Die Band stammt aus den USA, wurde 1989 gegründet und ist seit über drei Jahrzehnten aktiv, mit vielen bedeutenden Werken im Gepäck. Kopf und Seele der Band ist John McEntee (seit Beginn an der Gitarre, seit 2004 auch Gesang; außerdem aktiv bei Beast of Revelation, Tribe of Pazuzu, ex-Metal Against Coronavirus, ex-Mortician, ex-Funerus, ex-Goreaphobia, ex-Revenant). Seit 2020 ist Luke Shively (auch Dismemberment) an der Gitarre. Live waren in Wien außerdem dabei: C. Koryn am Schlagzeug (auch bei Ascended Dead, Bloodsoaked, Funebrarum, Hell Strike, Negative Prayer, Thanamagus, live bei Morbid Angel, ex-Skeletal Remains) sowie Soikot Sengupta am Bass (De Profundis, ex-Metalhead, ex-Monument of Misanthropy, u.a.). Allesamt exzellente Musiker mit großer Erfahrung.
INCANTATION sind eine sehr geschätzte Band mit vielen Fans – und die lokalen Anhänger zeigten ihre Begeisterung lautstark. Alles wirkte hochprofessionell, technisch stark und atmosphärisch dicht. Johns Vocals klingen live genauso eindrucksvoll wie auf Platte.
Der Rhythmus ließ zu keiner Sekunde nach, auch nach all den Jahren spielen sie mit einer unglaublichen Leidenschaft. Die Drums preschten in wahnsinnigem Tempo, die Riffs waren wuchtig, die Rhythmussektion beeindruckend.
Die Songs vom letzten Album sind vielleicht etwas langsamer als die älteren Stücke, doch trotzdem war es ein großartiges Set. Eine starke Show der Veteranen.
Das Publikum dankte es mit tosendem Applaus – INCANTATION sind eine Legende, die ihren Status erneut untermauert haben.
Alles in allem ein gelungener Abend im Escape – mit enormer Energie, einer bis zum Rand gefüllten Location und einem Publikum, das voll mitging und sichtlich begeistert war. Ein richtig starker Konzertabend im Escape Metalcorner: vier Bands, jede auf ihre Art überzeugend, ein Publikum voller Energie. Death Metal in Reinform – intensiv, laut, mitreißend. So darf ein Sonntag enden.