SPECTRAL WOUND 28.04.2025 – Arena, Wien

EUROPE 2025 BLOOD MIRE DEATH: SPECTRAL WOUND, LAMP OF MURMUUR,  28.04.2025 – Arena, Wien

EUROPE 2025 BLOOD MIRE DEATH Tour Poster

Ein weiterer Abend für wahre Jünger der Dunkelheit: LAMP OF MURMUUR und SPECTRAL WOUND live in der Arena Kleinehalle

Ein weiterer Black-Metal-Abend in der Arena Kleinehalle, ein weiteres ausverkauftes Konzert – und ein weiterer Beweis dafür, wie sehr das Publikum die Szene lebt und unterstützt. Das Setting: kurz und intensiv. Nur zwei Bands standen auf dem Programm – die aufstrebenden LAMP OF MURMUUR und die hochgeschätzten SPECTRAL WOUND. Die Atmosphäre war dicht, die Erwartungen hoch, und alles wirkte ein wenig wie eine Hommage an den Underground: rau, kompromisslos und für Eingeweihte.

LAMP OF MURMUUR

LAMP OF MURMUUR ist ein Projekt aus den USA, gegründet und geführt von der rätselhaften Gestalt namens M. – dem einzigen Mitglied nicht nur dieser Band, sondern auch von Fuinäehot, Magus Lord und Silent Thunder. All diese Bands sind Solo-Projekte, auf denen M. sämtliche Instrumente selbst einspielt. Für Live-Auftritte bekommt er allerdings Unterstützung an zweiter Gitarre, Bass und Schlagzeug – doch auch diese Musiker bleiben anonym, genau wie M. selbst. Ganz im Sinne klassischer Black-Metal-Mystik.

LAMP OF MURMUUR

Musikalisch bewegt sich LAMP OF MURMUUR im modernen Black Metal, der jedoch tief in der norwegischen Tradition verwurzelt ist. „Modern“ ist dabei vielleicht nicht der passende Begriff – manche Kritiker sprechen sogar von trendy –, doch letztlich ist die Musik nur etwas melodischer als die der Altvorderen. Auch die Produktionen der Alben sind für Black-Metal-Verhältnisse recht klar und teils zu glatt, aber das schmälert nicht M.s künstlerische Vision. Im Gegenteil: Er versteht es, den Geist des klassischen Black Metal auf zeitgemäße Weise zu transportieren.

LOM 02Live klingt die Band härter als auf Platte. Die Wucht der Rhythmussektion bringt eine spürbare Energie auf die Bühne, verstärkt durch aggressive, tremolierte Riffs. M.s Gesang besteht aus krächzenden, fast unmenschlichen Schreien, die der Musik eine wilde, düstere Aura verleihen. Melodische Elemente sind dennoch allgegenwärtig – sei es durch Riffs, Gitarrensolos oder im Hintergrund eingespielte Harmonien – und erinnern an eine melancholische, manchmal sogar romantische Seite der Band, die aus den frühen, stark gothic-beeinflussten Kompositionen M.s herrührt.

Die Stücke sind komplex aufgebaut, voller Ideen, und dennoch stets dynamisch im Tempo. Einflussnahmen von Immortal, Thorns, Bathory oder auch Dissection sind deutlich hörbar. Es ist eine ambitionierte und gleichzeitig mitreißende Musik. Besonders live gewinnt sie durch den Einsatz eines echten Schlagzeugers – eine klare Verbesserung gegenüber den programmierten Drums der Alben, die nie ganz die rohe Energie der Songs einfangen konnten.

Die Band ist noch jung – gegründet 2019 –, doch ihr Ruf hat sich schnell verbreitet. Drei Alben, eine EP und zahlreiche Demos und Singles zeugen von der Kreativität M.s. Vor allem aber durch ihre zahlreichen Live-Auftritte hat sich die Band weltweit einen Namen gemacht. Viele dürften sie bereits als Support-Act bei Touren erlebt haben.

LOM 03Auch visuell bleibt die Band im Gedächtnis – mit Corpsepaint, Masken und viel Geheimniskrämerei. Doch im Zentrum steht eindeutig die Musik. Der Sound war für einen Opener nicht perfekt, aber durchaus solide. Alles in allem ein gelungener Auftakt des Abends – intensiv, atmosphärisch und in der kleinen Arena-Kleinehalle schon jetzt heiß und kaum noch atmungsaktiv.

Setlist

01. Harbinger of Blasphemies to Come
02. Reincarnation of a Witch
03. Seal of the Dominator
04. Dominatrix’s Call
05. Hategate (The Dream Master’s Realm)
06. The Scent of Torture, Conquering All
07. In Communion With the Wintermoon

SPECTRAL WOUND

Der zweite Teil des Abends begann mit einem warmen Empfang für die Headliner – und damit für SPECTRAL WOUND, eine der markantesten Black-Metal-Bands der Gegenwart.

SPECTRAL WOUND 04

Mit ihrem aktuellen Album Songs of Blood and Mire (2024), das an diesem Abend auch offiziell live vorgestellt wurde, haben sich die Kanadier aus Montréal endgültig an die Spitze der Szene gespielt. Das Werk wurde von Kritik wie Fans gefeiert und gilt als ihr bisher stärkstes – eine Steigerung sogar zum bereits hochgelobten A Diabolic Thirst (2021) und dem Vorgänger Infernal Decadence (2018). Eine beachtliche Diskografie für eine Band, die erst 2015 gegründet wurde.

SPECTRAL WOUND 02SPECTRAL WOUND schöpfen aus der Essenz des traditionellen norwegischen Black Metal und verweben diesen mit ihrem ganz eigenen Klangverständnis – düster, kraftvoll und doch mit einer Frische, die niemals altbacken wirkt. Oder wie sie es selbst sagen: „Weaving strands of Métal noir Québécois with the Scandinavian canon.“

SW 03Die Musik ist energiegeladen, rhythmisch, melodisch – und live sogar noch intensiver. Jonahs Vocals sind raspelnd, dämonisch, klagend – ein Markenzeichen. Die Gitarrenlinien weben sich durch das Set mit eindringlichen Solos und melancholischer Klarheit, die Drums donnern erbarmungslos, der Bass wirkt wuchtiger als auf Platte. Alles ist präzise und auf den Punkt – und wird durch die kalte, konzentrierte Bühnenpräsenz der Band und ein durchdachtes Lichtkonzept wirkungsvoll ergänzt.

Auf der Bühne standen – in der klassischen Besetzung – Jonah (u. a. To the Cliffs, ex-Ensorcelor) am Mikrofon, Patrick (Throe, ex-Blood Sacrifice) an der Leadgitarre und Illusory (u. a. Grole, Profane Order) am Schlagzeug – das Gründungstrio. Ergänzt wurden sie durch Sam (Basalte) am Bass und A.A. (u. a. Cauchemar, Metalian) an der zweiten Gitarre. Fünf Musiker, die nicht nur spieltechnisch überzeugen, sondern auch mit spürbarer Erfahrung und künstlerischer Überzeugung auftreten.

SPECTRAL WOUND 06Als beim dritten Song „Aristocratic Suicidal Black Metal“ die Energie im Saal explodierte, war klar: Hier geht niemand mehr zurück in den Normalzustand. Das Publikum – in der restlos gefüllten kleinen Halle – war von Anfang bis Ende voll dabei. Die Setlist konzentrierte sich auf das neue Album, fünf der sieben Songs stammten daraus, was sich als perfekte Entscheidung erwies. Die Stücke sind stark genug, um das Set zu tragen – und durchweg live-tauglich.

Doch auch ältere Songs wie „Frigid and Spellbound“ vom 2021er Album riefen eine neue Welle an Intensität hervor – mit hypnotischem Gitarrenduo, ausdrucksstarkem Solo und vokaler Inbrunst. Als letztes Stück folgte „Twelve Moons in Hell“, nach dem lautstark Zugaben gefordert wurden – vergeblich, denn die Band hatte alles gegeben. Jeder Tropfen Energie war auf der Bühne gelassen worden.

SPECTRAL WOUND 05

Ein Abend, der in Erinnerung bleibt. SPECTRAL WOUND lieferten ein leidenschaftliches, intensives und musikalisch überragendes Konzert – eine perfekte Symbiose aus Energie, Technik und Atmosphäre. Wer sie live gesehen hat, weiß: Hier steht eine der besten Black-Metal-Bands der Gegenwart auf der Bühne. Kein Firlefanz, keine Kompromisse – nur pure, kraftvolle Musik.

Setlist

01. Fevers & Suffering
02. Woods From Which the Spirits Once So Loudly Howled
03. Aristocratic Suicidal Black Metal
04. Frigid and Spellbound
05. Less and Less Human, O Savage Spirit
06. The Horn Marauding
07. Twelve Moons in Hell

Related Articles

- Advertisement -spot_img

Latest Articles