VERMOCRACY Album Release Show, 4.11.22, Escape Metalcorner, Wien

VERMOCRACY Album Release Show mit INFEST, DISMAL LUMENTIS & SCHÄNDER

Vermocracy Album Release

VERMOCRACY feierten letzten Freitag die Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Age of Dysphoria” mit uns im Wiener Escape. Als Unterstützung hat das Melodic-Death-Quintett INFEST, DISMAL LUMENTIS und SCHÄNDER eingeladen, die allesamt eine großartige Show ablieferten. Alle Fotos von der Album Release Show gibt es hier!

Schänder

Der Abend fing etwas chaotisch an: SCHÄNDER sollten um halb acht mit ihrer Show beginnen. Ein paar Minuten vor halb war die Kärntner Black-Metal-Partie aber noch ungeschminkt und dezent gestresst mit dem obligatorischen Line-Check beschäftigt. Nur zehn Minuten später spielten sie plötzlich in voller Montur und Maskerade ihren ersten Song. Ich hab mir nur gedacht: Wie zur Hölle kann man sich so schnell mit Corpse Paint und Kunstblut anschmieren?!

Schänder VERMOCRACY Album Release ShowWährend der ersten Nummer, „Throne oft he Beast“, füllte sich allmählich der Bereich vor der Bühne . Allzu viele Schaulustige gab es allerdings nicht. Diejenigen, die sich das schwarzmetallische Spektakel reinzogen, wirkten dafür sehr gut unterhalten. Wie auch nicht? Die Bühnenperformance des Vierergespanns ist überaus sehenswert. Nietenbesetzte Accessoires, Corpse Paint, Theaterblut, Patronengürtel und Stahlketten sorgen für sich bereits für die optimale visuelle Inszenierung. Die dynamische Performance der Kärntner setzt dem Ganzen aber die Krone auf: Man bekommt von SCHÄNDER sofort vermittelt, dass es ihnen einen Riesenspaß bereitet, ihre Musik live zu spielen. Außerdem verkörpern sie ihre Leidenschaft für dreckigen, blasphemischen Black Metal überaus authentisch.

In der halben Stunde, die ihnen zur Verfügung stand, hat die Band ihr erstes und noch einziges Album „Schänder“ bis auf „Necrophilian Lust“ komplett durchgespielt. Als ich sie zum ersten Mal live gesehen habe, hatten sie bei einem Lied gröbere Startschwierigkeiten – das ist ihnen an jenem Freitagabend nicht passiert! Wer das Konzert verpasst hat oder jetzt neugierig geworden ist, kann sich hier einen Live-Mitschnitt von einem ihrer Auftritte in Klagenfurt anschauen.

Dismal Lumentis

Von DISMAL LUMENTIS waren einige Fans gekommen, die sogleich die ersten beiden Reihen für sich in Anspruch nahmen. Anders als SCHÄNDER kamen die Mitglieder von DISMAL LUMENTIS ungeschminkt und in Alltagsbekleidung auf die Bühne. Ihre Musik kann man schwer einem genauen Genre zuordnen. Elemente von Thrash und Black sind vereinzelt rauszuhören, aber der progressive Death Metal überwiegt. Die meisten ihrer Lieder dauern viel länger als fünf Minuten und sind relativ komplex ineinander verschachtelt. Teilweise verliert man beim Hören den Faden und fragt sich nach ein paar Minuten, ob das jetzt schon ein neues Lied ist, oder noch immer dasselbe. Gegen Ende kommt plötzlich ein Riff oder eine Melodie, die man wiedererkennt und dann ergibt alles wieder einen Sinn.

Dismal Lumentis VERMOCRACY Album Release Show

Mich haben die Songs richtig beeindruckt. Normalerweise halte ich von technischem und progressivem Metal Abstand, weil ich nicht das musikalische Know-How besitze, um die Schönheit dahinter zu erkennen. Ich hatte mir ein paar Tage vorher ihr Album „Rethought“ angehört und war davon schon begeistert. Live hat mir DISMAL LUMENTIS aber noch besser gefallen! Mich hat ehrlich gesagt selten ein Auftritt so gefesselt und fasziniert, eben weil die Lieder so komplex strukturiert sind.

Abgesehen davon fand ich die Ansagen vom Sänger – der übrigens eine wahnsinnig gute Stimme hat – zwischen den Liedern sympathisch und amüsant. „Whispers Tell“, das ursprünglich 1997 erschienen ist, wurde zum Beispiel als „Pickelausdrücknummer“ angekündigt. Zwischen so langen Liedern, die zweifelsfrei Durchhaltevermögen und Aufmerksamkeit vom Publikum abverlangen, braucht man diese kurzen Verschnaufpausen auch.

Vermocracy

Ich hatte damit gerechnet, dass VERMOCRACY als Headliner den Abend ausklingen lassen würden – schließlich war es ihre Album Release Show von „Age of Dysphoria“. Andererseits war die Überlegung, eine international bekannte Band wie INFEST als letztes spielen zu lassen, auch nicht verkehrt. Ich kann mir außerdem vorstellen, dass es für VERMOCRACY angenehm war, den Auftritt hinter sich zu haben und den restlichen Abend entspannt genießen zu können!

VERMOCRACY Album Release ShowDie zweite Überraschung folgte, als VERMOCRACY ihr Set mit einem Lied von ihrem Debütalbum anstimmten. Erst nach dem dritten Lied, „Colossal Collapse“, kündigte Sänger Michael an, dass sie nun das gesamte neue Album in chronologischer Reihenfolge spielen würden – gesagt, getan! Zu dem Zeitpunkt war es im Escape schon ordentlich voll. Das Publikum fand großen Gefallen an der Musik, worüber sich die Band ganz offensichtlich riesig freute. Man konnte an ihren Gesichtern ablesen, dass sie jede Sekunde auf der Bühne genossen. Die Stimmung war schlichtweg grandios!

Die Wiener Melodic-Death-Kombo hat mit „Age of Dysphoria“ ohnehin großes musikalisches Talent bewiesen. Diese teils sehr komplexen Lieder aber auch live dynamisch und charismatisch wiederzugeben, hat ihr Können noch einmal fett unterstrichen.

Als VERMOCRACY mit ihrem Auftritt fertig waren, tummelten sich dann endlich die Leute vorm Merch-Stand, der bis dahin eigentlich mehr ein Ort zum Tratschen war. Ihr Auftritt markierte wohlverdient den Höhepunkt des Abends – und leider den Tiefstand vom Backstage-Bier.

Infest

INFEST hatten mit 800 Kilometern die längste Anreise auf sich genommen. Die Death-Thrasher sind nämlich extra von Serbien nach Wien gefahren, um bei der Release Show dabei zu sein. Ich muss zugeben, ich bezweifle, dass viele speziell wegen INFEST gekommen waren, denn die meisten Leute versammelten sich bei VERMOCRACYs Auftritt vor der Bühne. Während der Show von INFEST nahm die Besucherzahl sogar tendenziell ab.

Infest VERMOCRACY Album Release ShowMir hat die Musik der Serben nicht so zugesagt, weil mir ihr Death-Thrash zu schnell und chaotisch ist. Dafür war die Band verflucht sympathisch und unterhaltsam. Die vier Männer haben so unglaublich viel Energie und Lebensfreude versprüht – die hätten echt eine größere Bühne zum Austoben gebraucht! Alleine die unfassbar lange Haarpracht des Bassisten nahm beim Headbangen fast die halbe Länge der Bühne ein! Die Ansagen von Sänger Vandal lockerten die Stimmung zwischendurch auf und sorgten dafür, dass man die Band besser kennenlernte. Uns wurde zum Beispiel mitgeteilt, dass INFEST bereits ihr zwanzigjähriges Jubiläum feiern durften. 

Mit den umgedrehten Kreuzen als Anhänger setzten die Thrasher ein Statement, das sie fast übertrieben, als die Gitarristen sowie der Bassist vor „Cold Blood War“ ein umgedrehtes Kreuz mit den Hälsen ihrer Instrumente und ihren Armen andeuteten.

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