MISANTHROPIC MIGHT – Qualzucht

cover artwork MISANTHROPIC MIGHT Qualzucht

Band: MISANTHROPIC MIGHT 🇦🇹
Titel: Qualzucht
Label: HFC Records / Independent
VÖ: 31/10/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

4,5/5

2025 brachte eine große Anzahl starker Veröffentlichungen hervor, von denen viele bereits frühzeitig auf Metalunderground besprochen wurden. Einige Alben jedoch blieben – aus unterschiedlichen Gründen – ohne Review. Zum Jahresende greifen wir diese Veröffentlichungen noch auf. Diese Retro-Reviews verstehen sich nicht als Korrektur, sondern als Ergänzung: Alben, die inhaltlich, stilistisch oder innerhalb ihres jeweiligen Genres Gewicht haben und das musikalische Profil des Jahres entscheidend mitgeprägt haben.

Authentischer und aggressiver Black Metal aus dem Wiener Underground. MISANTHROPIC MIGHT präsentieren ein neues Album, den Nachfolger des viel geschätzten „Feindt“ – sieben Jahre danach, aber mit Leidenschaft und Inspiration besser als je zuvor.

Totaler Angriff mit Death und Black Metal

Gruselige, finstere Sounds eröffnen das Album. „Praeludium Excruciationis“ ist nur ein atmosphärisches Intro, doch sobald „Pestgrube“ einsetzt, ist der Angriff auf den Hörer total. Sehr dichte Instrumentierung, rasantes Drumming, trostlose, dämonische Vocals, Shrieks aus der Hölle. Dazu so gute Riffs und eine klare melodische Linie. Sehr aggressiv, aber mit einem Moment fast vollständiger Stille, wo eine klare und sehr technische Basslinie den Sound trägt. Die Death Metal Einflüsse sind offensichtlich, aber der Gesamtstil lässt keine Verwirrung zu – das ist direkte und aggressive Art von Black Metal.

Neben den Haupt-Vocals in Shrieking- oder Screaming-Technik sorgen die Backing-Vocals von Sic mit tiefen Growls für einen starken Kontrast und unterstreichen die Aggressivität und infernalische Seite der Musik. Mit unmenschlichen Shrieks startet auch „Succubus Witchcraft„, anfangs langsamer, aber mit einem Tempo in Crescendo, das schnell sehr hohe Dynamik erreicht. Death Metal Einflüsse sind hier wieder deutlicher, nicht so melodisch, aber gut konstruiert und technisch beeindruckend.

Eine der beliebtesten und respektiertesten Bands im Wiener Black Metal Underground. MISANTHROPIC MIGHT wurden 2000 von Slavetrader (ex-Grohm, ex-Alastor) an den Drums und Purgatory – aka Marathon (Parental Advisory, ex-Seeds of Sorrow) für Vocals und Bass gegründet. 2002 stieß Purgatorys Kollege von Parental Advisory, Sic (Parental Advisory, ex-Punishment), an den Gitarren dazu. 2012 kam der andere Gitarrist der Schwesterband dazu, Maschine aka Otto (Parental Advisory, ex-Punishment) – eine Gemeinschaft zweier Bands, nur Drummer und musikalischer Stil unterscheiden sie. „Qualzucht“ ist das vierte Album und vervollständigt eine solide, qualitativ hochwertige Diskografie.

Beeindruckender Bass und unvergessliche Riffs

Massive Instrumentierung, klare Riffs und ein beeindruckender Bass prägen „Deathbell„. Uptempo, Tremolo-gepickte Lead-Gitarre, dazu ein simpler aber effektiver Refrain. Ein Song mit vielen Tempowechseln, sehr gut komponiert, mit einem klaren Rhythmus, der immer wieder zurückkehrt nach Momenten kontrollierten Chaos. Gnadenlose Drums vervollständigen beeindruckend die Klanglandschaft und halten alle Tempos effektiv im Griff. Ein definitiver Höhepunkt, ein Song, der im Gedächtnis bleibt.

Die Produktion ist sehr gut, behält einen gewissen Grad an Rohheit, bleibt aber klar und ausbalanciert. Eher wie eine typische Death Metal Produktion, erfasst sie dennoch die Essenz der Musik von MISANTHROPIC MIGHT sehr gut. Alle Instrumente sind klar und gleichmäßig präsent, die Vocals haben aber den Hauptspot – verdient. Die technischen Kenntnisse der Bandmitglieder sind in jeder Passage offensichtlich, die Produktion hat hier gute Arbeit geleistet. Mit Texten über Tod, Misanthropie und Krieg vervollständigt sich das Bild.

Viel klarerer Black Metal Sound kehrt zurück in „Flakturm“ – effektive Lead-Gitarre und gesprochene gutturale Vocals. Ein Song, der alle Death Metal Einflüsse abschüttelt und nah an den Wurzeln von purem Black Metal bleibt. Wenn die schreiende Stimme zurückkehrt, schätzt man den Kontrast zwischen den verschiedenen Vocal-Ansätzen. Kein sehr melodischer Song, mehr eine Demonstration technischer Fähigkeiten, aber dennoch beeindruckend und gut. In derselben Klanglandschaft geht es weiter mit „Walk Among the Tombstones„, langsamer, hermetischer in der Komposition, aber immer noch sehr Black Metal. Dazu ein weiterer sehr effektiver Backing Vocal, massiver Bass und eine weinende Lead-Gitarre, die die Atmosphäre unterstreicht.

Direkte Angriffe und groteske Atmosphäre

Aggressiv, aber diesmal mit melodischerer Lead-Gitarre – „The Harvest“ ist ein sehr direktes Stück. Gnadenlose Drums, leidenschaftliche Vocals, hohes Tempo. Wieder sehr komplexe Instrumentierung, ein sehr technischer Song. Direkt, mit klarer Struktur, wieder sind Death Metal Einflüsse zurück im Song, außer bei einer Tremolo-gepickten Gitarre, die an Black Metal erinnert, und den einschüchternden Shrieks – ansonsten mehr Death Metal. Die Gitarren im Dialog sind ein sehr starker Moment. Kurzer aber effektiver Track.

Der Titelsong „Qualzucht“ eröffnet mit gequälten finsteren Schreien – ein cinematisches Intro, groteske Atmosphäre. Der Song geht weiter mit einem simplen Refrain, der aber Atmosphäre und melodische Linie beibehält, ohne vom klaren Black Sound abzuweichen. Überzeugende Vocals, gute Riffs, auch kurze melodische Linien tauchen auf, bleiben aber meist im Hintergrund. Interessante Komposition, ein sehr guter Song, ein weiterer Höhepunkt.

Final Track „Morningstar“ mit melancholischem Vibe, aber angepissten Vocals, erdrückender Stimmung. Sehr gute Gitarren kombinieren Tremolo-gepickte Linien und entschiedeneres Riffing, die Rhythmussektion mit Drums und Bass macht einen guten Eindruck. Ein starkes Finale, irgendwie introspektiver in der Atmosphäre, aber nicht weniger aggressiv und energisch.

Stärker als je zuvor mit erneuerter Wut

Nicht aus lokalpatriotischen Gründen, sondern weil sie sehr gut sind und „Qualzucht“ ein sehr gutes Album ist. Der Bass beeindruckt durchgehend, dazu kommen so viele unvergessliche Riffs. Die Momente, wenn sich der hermetischere Black Metal in klare Riffs öffnet – nicht sehr charakteristisch für den Stil – gehören zu den besten auf dem Album.

Das Album live zu sehen, gab sicher eine komplett neue Dimension beim Hören und war auch eine weitere Demonstration technischer Fähigkeiten, authentische Atmosphäre und gute Musik.

Die Mischung aus Black und Death ist intelligent gemacht. Sie halten die Identität intakt, mischen aber beide Genres fehlerfrei. Sicher haben sie nichts Neues erfunden, aber sie haben einfach ein sehr gutes Album gemacht. Die älteren Alben sind auch sehr gut, aber mit „Qualzucht“ fanden sie eine neue Dynamik und erneuerte Wut. Es gibt so viele unvergessliche Passagen, auch wenn manchmal nur kurze, aber so gut komponiert und gespielt. Komplexer als der erste Eindruck sein kann, mit einer Tiefe, die sich dem Hörer langsam offenbart.

Fazit: MISANTHROPIC MIGHT kehren mit „Qualzucht“ stärker als je zuvor zurück – authentischer Black Metal, viel Leidenschaft und technisches Können.

Tracklist

01. Praeludium Excruciationis
02. Pestgrube
03. Succubus Witchcraft
04. Deathbell
05. Flakturm
06. Walk Among the Tombstones
07. The Harvest
08. Qualzucht
09. Morningstar

Besetzung

Purgatory – Vocals, Bass
Sic – Guitars
Maschine – Guitars
Slavetrader – Drums

Internet

MISANTHROPIC MIGHT – Qualzucht CD Review

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