AZURE EMOTE – Cryptic Aura

cover artwork azure emote cryptic aura

Band: AZURE EMOTE 🇺🇸
Titel: Cryptic Aura
Label: Testimony Records
VÖ: 25/07/25
Genre: Avant-garde Death Metal

Bewertung:

5/5

AZURE EMOTE, eine amerikanische avantgardistische Death-Metal-Band, wurde 2003 von Mike Hrubovcak gegründet. Als experimentelles musikalisches Ausdrucksmittel konzipiert, um persönliche Negativität zu kanalisieren, vereint AZURE EMOTE verschiedenste Gastmusiker, Instrumente und Stilrichtungen zu einem extrem vielseitigen Klangbild, in dem jeder Song für sich eine eigene Identität entwickelt.

Das Album kombiniert Death Metal mit avantgardistischen Elementen

Cryptic Aura“ verspricht eine Death-Metal-Erfahrung, die Genregrenzen gezielt überschreitet und die rohe musikalische Ausdruckskraft der Band in den Mittelpunkt stellt. Der avantgardistische Charakter ist dabei unüberhörbar: Violinenklänge sind das auffälligste, aber nicht einzige Stilmittel jenseits klassischer Metal-Instrumentierung. Das Fundament bleibt dennoch Death Metal – mit schweren Riffs, gnadenlosem Drumming und Growls. „Into Abysmal Oblivion“ eröffnet das Album in relativ langsamem Tempo, mit vielen rhythmischen Wechseln und einem insgesamt stimmigen Aufbau. Ein kraftvoller Auftakt mit klarem musikalischem Fokus.

Noch langsamer und kälter beginnt „Insomnia Nervosa“, geprägt von einem hämmernden, abgehackten Rhythmus. Die Violine sorgt für melancholische Momente, die jedoch von Gitarren und Gesang aufgebrochen werden. Keine übermäßige Melodik, auch nicht in den Streichermotiven – vielmehr experimentelle Klangarchitektur.

Ein Gefühl von Opernhaftigkeit, eine fast schon symphonische Dramatik durchzieht viele Passagen des Albums. „Aeons Adrift“ lenkt den Fokus wieder stärker auf den Death-Metal-Anteil, mit treibenden Riffs und druckvollem Schlagzeug in einer aggressiveren Komposition.

Dissonant, arrythmisch, grotesk

Die Band aus Philadelphia – bestehend aus extrem experimentierfreudigen Musikern, die in unterschiedlichsten Projekten aktiv sind – wurde von Sänger/Keyboarder Mike Hrubovcak und Gitarrist Ryan Moll (Total Fucking Destruction) gegründet. Nach dem Kultdebüt Chronicles of an Aging Mammal pausierte die Band zunächst, ehe 2011 mit Drummer Mike Heller neues Leben in das Projekt kam. Später stießen Kelly Conlon (Ex-Death, Monstrosity), Anna Murphy (Cellar Darling) und der Geiger Pete Johansen (Sirenia, The Scarr) hinzu.

Bleed With The Moon“ ist ein Musterbeispiel für die experimentelle Ausrichtung: dissonant, rhythmisch unkonventionell, mit abrupten Breaks und nahezu stillen Passagen zwischen brachialen Ausbrüchen. Symphonische und kakophone Momente wechseln sich ab und erzeugen eine groteske Gesamtatmosphäre.

Experimentelle Klanglandschaften

Trotz aller Eigenwilligkeit bietet das Album viele klassische Death-Metal-Momente, und das in überragender Produktionsqualität. Die Vielzahl an Elementen bleibt klar hörbar, der Mix ist ausgewogen, jedes Detail kommt zur Geltung – eine beachtliche Leistung bei so komplexem Material.

Diese ständigen Klangwechsel setzen sich mit „Defiance Infernus“ und „Provoking The Obscene“ fort: von sphärischen, fast zarten Momenten bis zu aggressiven Ausbrüchen. Die Gesamtatmosphäre bleibt durchgehend experimentell und nicht vordergründig melodisch. Das Schlagzeugspiel ist präzise und facettenreich, die Vocals vielfältig. Die Texte kreisen um Tod, Leben und menschliche Emotionen.

Disease Of The Soul“ bringt zusätzlich jazzige, industrielle und sogar exotisch anmutende Elemente in den Mix – die Geige spielt erneut eine zentrale Rolle. Der Song pendelt zwischen funky Rhythmen und metallischer Härte. Auch „Feast Of Leeches“ bietet eine eindrucksvolle Mischung: dissonante Gitarrenriffs, ein Dialog zwischen Violine und Leadgitarre, dynamische Wechsel.

Ein einzigartiges Death-Metal-Album

Gerade die Violine verleiht dem Sound von AZURE EMOTE eine besondere Note – und obwohl sie nicht die einzige Metalband mit einem solchen Ansatz sind, ist ihr Klang unverkennbar. Das liegt weniger am einzelnen Instrument, sondern an der konsequenten Art, verschiedenste Texturen und Klanglandschaften zu verweben.

Mit „Return To The Unknown“ wird es ruhiger und deutlich atmosphärischer. Existentielle Fragen durchziehen den Song, gesprochenen Passagen nehmen viel Raum ein, und Anna Murphys Gesang steht klar im Vordergrund. Die Growls bleiben im Hintergrund und setzen gezielte Kontraste. Ein cineastischer, dramatischer Song, der sich deutlich vom restlichen Material abhebt – aber genau das gilt eigentlich für jedes Stück dieses Albums. Die Fähigkeit der Band, mit so vielen unterschiedlichen Klangebenen und Kompositionsideen zu jonglieren, ist schlicht bemerkenswert.

Das Finale, „Writhing Lunacy“, bringt noch einmal das Groteske ins Spiel: Horrorhafte Klangmotive, elektronische Fragmente und ein wabernder Untergrund erzeugen eine Atmosphäre puren Schreckens. Der Song – und das gesamte Album – endet in einem Inferno aus Schreien und klanglicher Gewalt. Unerwartet, verstörend, aber mit starker Wirkung.

Cryptic Aura ist kein typisches Death-Metal-Album – und auch keinem Subgenre wirklich zuzuordnen. Es ist ein kreativer Befreiungsschlag, ein wilder Wirbel aus musikalischen Ideen. Komplex, vielschichtig, voller Überraschungen – ein Werk, das sich mit jedem Durchlauf weiter entfaltet. Neben Death Metal tauchen hier Einflüsse aus Experimental, Industrial, Electronica, Doom, Progressive und Blackened Death auf. Die Vielzahl an Instrumenten, Stimmungen und Dynamiken ergibt eine emotional dichte Klangreise.

Jeder Song auf Cryptic Aura steht für sich, jeder ist ein Highlight, mit ganz eigener „abstrakter Verrücktheit“. Dennoch wirkt das Album wie aus einem Guss – durch die Mischung aus verstörenden Atmosphären, rastloser Unruhe und kompromissloser Kreativität. Jeder Track hat seine besonderen Momente, doch im Zusammenspiel entfaltet sich ein Strom aus majestätischen wie auch finsteren Klangbildern. Eine Erfahrung, die im Ohr bleibt.

Fazit: Ein Wahnsinn aus Tönen – kreativ, bizarr, intensiv. AZURE EMOTE liefern mit “Cryptic Aura” ein Werk voller Ideen und Eigenständigkeit.

Tracklist

01. Into Abysmal Oblivion
02. Insomnia Nervosa
03. Aeons Adrift
04. Bleed With The Moon
05. Defiance Infernus
06. Provoking The Obscene
07. Disease Of The Soul
08. Feast Of Leeches
09. Return To The Unknown
10. Writhing Lunacy

Besetzung

Mike Heller – Drums
Ryan Moll – Guitars, Bass
Mike Hrubovcak – Vocals, Keyboards, Drum programming, Samples
Kelly Conlon – Bass
Pete Johansen – Violin
Anna Murphy – Vocals, Hurdy Gurdy

Internet

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