Tracklist
1. Soil
2. Life Isn’t For Everyone
3. Waste Of War
4. Deepfrozen
5. Taboo
Besetzung
Piotr Sabarański – Guitar
Michał “Stoker” Stopa – Bass
Bartłomiej “Bruno” Waruszewski – Vocals
Michał Kaszczyszyn – Lead Guitar
Mariusz “Mel” Miernik – Drums
Adrian Słojewski – Guitar, Vocals
Eine neue Death-Metal-Band aus dem polnischen Underground meldet sich zu Wort: EXCAVATED GRAVES präsentieren mit „Life Isn’t For Everyone“ ihr Debüt – eher EP oder Mini-LP als vollwertiges Album, vor allem als erste Standortbestimmung gedacht. Abseits der bloßen Vorstellung der Band liefert die Veröffentlichung jedoch bereits eine ordentliche Portion druckvollen Death Metal.
Zwischen Doom-Schwere und Old-School-Wurzeln
Ungewöhnlich beginnt das Album mit einer Eröffnungspassage, die eher an Cartoon-Musik erinnert. Erst danach setzt „Soil“ mit sehr langsamen Akkorden und tiefen Riffs ein, insgesamt stark doomig geprägt. Ein befremdlicher Moment folgt in der Mitte des Songs: langanhaltender Applaus und Ovationen erzeugen beinahe ein Theatergefühl, bevor der Track endgültig Fahrt aufnimmt. Danach entfaltet sich der Song mit massiver Instrumentierung, starker Komposition, wuchtigen Growls und klaren Referenzen an den schwedischen Old-School-Death-Metal-Stil. Der zweite Teil überzeugt mit strafferem Tempo, solider Rhythmussektion sowie aggressiv-dissonantem Solo. Ohne den ausgedehnten Intro-Teil wäre „Soil“ ein wuchtiger Death-Metal-Song.
EXCAVATED GRAVES wurden erst vor kurzer Zeit gegründet, vereinen jedoch Musiker mit viel Erfahrung aus zahlreichen polnischen Bands der letzten Jahrzehnte. Zum Kern zählen Piotr Sabarański (Parricide) an der Gitarre und Michał „Stoker“ Stopa (ex-Fam, ex-Dissenter) am Bass. Unterstützt wurden sie im Studio von Bartłomiej „Bruno“ Waruszewski (Prototyp, ex-Azarath) am Gesang, Michał Kaszczyszyn (ex-Neaghi) an der Leadgitarre, Mariusz „Mel“ Miernik (ex-Damnable, ex-Squash Bowels) am Schlagzeug sowie Adrian Słojewski (Pyorrhoea, Nuclear Vomit) an Gitarre und Gesang.
Der Titelsong „Life Isn’t For Everyone“ setzt ohne Umschweife aggressiv ein, wirkt in seiner Struktur jedoch deutlich komplexer. Häufige Tempowechsel sorgen für Dynamik, aber auch für eine gewisse Unruhe. Furioses Schlagzeugspiel, konstante Riffs und erneut ein sehr offensives Gitarrensolo prägen den Track. Teilweise melodischer als der Opener, insgesamt jedoch sprunghaft, wechseln musikalische Ideen zu abrupt, und nicht alle Tempoänderungen greifen überzeugend.
Struktur, Tempo und Klangbild
„Waste Of War“ setzt auf verzweifelter klingende Vocals und entwickelt dadurch eine düstere, atmosphärische Wirkung. Nach dem eher chaotischen Vorgänger überzeugt der Song mit klarerer Struktur und stimmigerer Komposition. Tempowechsel sind weiterhin präsent, funktionieren hier jedoch deutlich besser. Stilistisch bleibt man beim klassischen schwedischen Death Metal, allerdings in einer langsameren, schwereren Ausprägung. Die Drums treiben konstant voran und arbeiten teilweise bewusst gegen das Grundtempo – ein Kontrast, der gut aufgeht.
Die Produktion ist solide, mit einer gewissen Rohheit, die dem Hörerlebnis nicht schadet. Die Leadgitarre steht mit ihren schneidenden Solos sehr weit im Vordergrund, teils fast zu dominant. Das unterstreicht zwar den abrasiven Charakter der Musik, bringt musikalisch jedoch nicht immer zusätzlichen Mehrwert und rückt andere Elemente etwas in den Hintergrund. Gerade die Rhythmusgitarre hätte mehr Präsenz verdient. Gesang und Rhythmussektion hingegen sind gut ausbalanciert.
„Deepfrozen“ startet mit einem melodischeren Ansatz, starker Gesangsleistung und klar definierten Riffs. Eine nachvollziehbare melodische Linie zieht sich durch den Song, auch die Leadgitarre fügt sich hier stimmiger ins Gesamtbild ein. Der Wechsel zwischen ruhigeren Passagen und schnellen, aggressiven Momenten wirkt kontrolliert und überzeugend.
Der Abschlusstrack „Taboo“ beginnt erneut in gemächlichem Tempo, zieht dann jedoch deutlich an und kombiniert Uptempo-Parts mit eindringlichen, beinahe besessenen Vocals. Eine melodischere Grundstimmung prägt den Song, auch die Solos sind weniger schneidend als zuvor. Als Rückbezug auf den Opener schließt der Track mit erneutem Applaus und Ovationen – diesmal kürzer, aber weiterhin leicht befremdlich.
Solider Einstieg mit Luft nach oben
„Life Isn’t For Everyone“ ist ein kurzes Werk, aber stilistisch klar umrissen. Die Wurzeln von EXCAVATED GRAVES sind deutlich erkennbar, und diese werden respektiert. Gleichzeitig gibt es vereinzelte experimentelle Ansätze, insbesondere im Opener – nicht immer mit überzeugendem Ergebnis. Dort, wo sich die Band auf ihren Kern konzentriert und geradlinigen Death Metal spielt, funktioniert das Material am besten.
Manche Hörer hatten auf eine klangliche Fortsetzung von Parricide gehofft, dem früheren Projekt von Piotr Sabarański, das auch zehn Jahre nach seiner Auflösung noch vermisst wird. EXCAVATED GRAVES teilen jedoch nur wenig mit dieser Band. Der neue Ansatz ist weniger wild und weniger roh, dafür stilistisch anders ausgerichtet.
Insgesamt ein gutes, wenn auch nicht perfektes Debüt. Einige Passagen wirken etwas überhastet, manche Kompositionen noch nicht vollständig ausgearbeitet. Mit mehr Feinschliff in Songwriting und Produktion lässt sich jedoch erwarten, dass die Band in Zukunft ein sehr starkes Album vorlegen kann. Enttäuschend ist „Life Isn’t For Everyone“ keinesfalls – vielmehr ehrlicher, klassisch verwurzelter Death Metal mit Entwicklungspotenzial.
Fazit: „Life Isn’t For Everyone“ ist ein kurzes, aber solides Debüt, das klassischen Death Metal mit klaren Stärken und erkennbarem Potenzial präsentiert.

