Ein weiteres Solo-Projekt im Progressive Metal, durchzogen von Thrash-, Death- und Groove-Einflüssen. Hinter THE FINAL WITNESS steht Josh Henderson, der dieses Werk vollständig allein komponiert und eingespielt hat.
Komplexer, experimenteller Metal
„Principalities“ eröffnet das Album mit einem groovigen, dynamischen Einstieg: verschachtelte Gitarrenakkorde in mehreren Schichten, aggressive Riffs, Solos, die auftauchen und wieder verschwinden, ausdrucksstarke Vocals zwischen Growls und Screams. Die Musik ist komplex, vereint verschiedenste Stile und Herangehensweisen. Teilweise fast jazzige Gitarrenlinien, aufgelockert durch leichte Melodien, die abrupt in thrashige Passagen und treibendes Drumming übergehen. Eine strukturell anspruchsvolle Komposition, vielleicht schon zu überladen, um wirklich als Song zu funktionieren – experimentell im positiven wie negativen Sinne.
Die einfache Melodieführung bleibt bestehen, ebenso der stilistische Ansatz. „Coronation“ wirkt aggressiver, mit prägnantem Rhythmus und druckvollem Drumming – ein kürzeres Stück, das aber vom ersten bis zum letzten Takt nachvollziehbar bleibt, fokussierter wirkt.
Solo-Projekte waren im Metal lange eine Seltenheit, heute sind sie deutlich häufiger geworden. Beeindruckend ist es dennoch immer wieder, wenn eine einzelne Person ein so individuelles, vielschichtiges und emotional aufgeladenes Werk erschafft. Beneath The Altar, das Debüt von THE FINAL WITNESS, ist ein solches Beispiel. Multiinstrumentalist Josh Henderson übernahm sämtliche Aufgaben: Songwriting, Texte, Instrumente.
Der Titeltrack „Beneath The Altar“ hingegen enttäuscht. Dissonant, mit groovigem Ansatz, aber durch ein überpräsentes, künstlich klingendes Schlagzeug nahezu unhörbar gemacht. Eine kitschige Melodie mit elektronischem Unterbau entfremdet den Song endgültig – ein typisches Beispiel für verfehlte Produktion.
Unausgewogene Produktion, übertriebene Programmierung
Die Produktion ist eindeutig die Schwachstelle des Albums. Viele Elemente sind unterproduziert, das Gesamtbild wirkt unausgewogen. Wechsel zwischen zu leise gemischten Passagen und übertrieben dominanten Klangspitzen stören den Hörfluss. Ein einheitlicher Sound über die Albumlänge hinweg fehlt völlig.
„Sanctum Of The Holy“ beginnt mit einem schwachen, kaum hörbaren Riff, gefolgt von monotonen Vocals und einem melodischen Solo – kompositorisch inkohärent, wenig überzeugend. „Negative World“ kehrt zu einem thrashigeren Klang zurück, bleibt aber im schleppenden Tempo und leidet erneut unter dem künstlichen, zu laut gemixten Schlagzeugsound. Die Hörerfahrung wird zunehmend unangenehm.
Josh Hendersons technische Fähigkeiten sind unbestritten. Er spielt jedes Instrument mit Selbstvertrauen und programmiert mit spürbarem Können. Doch die übermäßige Nutzung programmierter Elemente – insbesondere beim Schlagzeug – bleibt ein Problem. Trotz der technischen Komplexität bleibt das Ergebnis unausgereift. Sicherlich erleichtert moderne Software das Übereinanderschichten verschiedener Klangwelten, aber ein überzeugendes Gesamtbild entsteht dadurch noch lange nicht.
Kein schlüssiges Konzept, sondern klangliches Flickwerk
„Testimony“ bringt einen atmosphärischeren Moment mit überbetonter Melodik, Growls und wechselnden Tempos – leicht in Richtung melodischem Death Metal, allerdings ohne starke Wirkung. „The Blood“ beschließt das Album mit einem soliden Rhythmus und tief gestimmten Riffs, kraftvollen gutturalen Vocals und einem abrupt dissonanten Mittelteil, der sich schließlich in orientalische Klänge auflöst.
Zu viele Stile treffen aufeinander, ohne dass ein roter Faden erkennbar wäre. Der Eindruck: zusammengewürfelte Fragmente ohne übergreifende musikalische Idee. Die künstlichen Drums dominieren – einmal gehört, lassen sie sich nicht mehr ignorieren und zerstören das gesamte Hörerlebnis. War es schlechte Produktion, schlechtes Mixing, schlechtes Mastering? Wahrscheinlich alles zusammen.
Der Anspruch, eine „einzigartige kreative Vision“ umzusetzen, scheitert an der Realität. Statt eines stringenten Konzepts entsteht ein Sammelsurium unausgewogener Klangflächen. Die Produktion nivelliert vieles, setzt falsche Akzente, lässt musikalische Qualität im Rauschen untergehen. Ja, dieses Album ist einzigartig – aber nicht im positiven Sinne. Unnatürlicher Sound, mangelnde Kohärenz und viele nervige Details führen zu einem unausgewogenen und wenig erfreulichen Hörerlebnis.
Fazit: Ein unausgereiftes Werk mit deutlichen Schwächen in Produktion und Komposition – THE FINAL WITNESS bleiben mit ihrem Debüt hinter den Möglichkeiten zurück.
Tracklist
01. Principalities
02. Coronation
03. Beneath The Altar
04. Sanctum Of The Holy
05. Negative World
06. Testimony
07. The Blood
Besetzung
Josh Henderson – alle Instrumente und Gesang