BLOOD RED THRONE gehören seit Jahren zu den zuverlässigsten Exporten, wenn es um kompromisslosen Death Metal aus Norwegen geht. Ihr neues Album »Siltskin« zeigt erneut, warum viele die Band als eine der beständigsten Kräfte des Genres sehen. Die fünf Musiker – Daniel “Død” Olaisen und Ivan “Meathook” Gujić an den Gitarren, Sindre Wathne Johnsen am Mikro, Freddy Bolsø am Schlagzeug und Stian Gundersen am Bass liefern ein Werk ab, das technisch anspruchsvoll, gleichwohl keinesfalls steril wirkt. Genau diese Mischung ist seit jeher ihr Markenzeichen.
Keine Anstalten den Weg zu entschärfen
Der Einstieg gelingt mit »Scraping Out The Cartilage«, einem Track, der sofort klarstellt, dass die Band keinerlei Anstalten macht, ihren Weg zu entschärfen. Die Gitarren sägen sich in einem kantigen Wechsel aus schnellen Läufen und wuchtigen Akkorden nach vorne. Johnsen setzt früh ein Zeichen, wie variabel er mittlerweile phrasiert. Sein tiefes Growl ist kräftig genug, um auch im dichtesten Gitarrengewitter präsent zu bleiben. Bolsø hält das Ganze zusammen, ohne je in bloßes Geballer abzurutschen. Sein Schlagzeugspiel wirkt kontrolliert und hat trotzdem eine rohe Energie, die man nicht künstlich herstellen kann.
»Beneath The Means« legt direkt nach. Der Song setzt stärker auf Groove, bleibt hingegen bissig. Hier zeigt sich auffallend gut, wie eng das Zusammenspiel zwischen Bass und Gitarren ist. Gundersen legt eine kernige Tiefe unter die Riffs, die dem Stück ein bedrohliches Fundament gibt. Olaisen und Gujić ergänzen sich mit melodisch verschlungenen Leads, die nie in Richtung Melodic-Death-Metal kippen, sondern die Atmosphäre nur weiter verdichten.
Mit »Husk In The Grain« wird das Tempo angezogen. Der Track ist kürzer gehalten und wirkt wie ein gezielter Schlag. Das Riffing ist klar auf Attacke ausgelegt, während Johnsen eine fast schon rhythmische Aggressivität entwickelt. Der Refrain fällt nicht im klassischen Sinn auf, im Gegensatz hierzu es gibt eine markante Wendung im Mittelteil, die sich sofort einprägt.
»Necrolysis« ist einer der düstersten Songs des Albums. Langsame, schwere Gitarren ziehen den Hörer hinunter, approximativ wie ein Sog. Bolsøs Drums wirken hier eher wie markierende Schläge, die den Song strukturieren. Der Gesang klingt tiefer, annähernd grollend. Man merkt, wie die Band in solchen Momenten ein Gefühl von Gewicht und Schwere erzeugt, ohne in Doom-Territorium abzudriften.
»Anodyne Rust« bietet danach einen Gegenpol. Die Strophen sind hektischer, die Breaks kantiger. Hier arbeitet die Band mit schnellen Wechseln, die aber ausgeschlossen überladen wirken. Gerade die Gitarrenharmonien im letzten Drittel des Stücks zeigen, wie viel Feingefühl in den Kompositionen steckt, desgleichen wenn die Oberfläche purer Härte entspricht.
Mit »Vestigial Remnants« kommt einer der rhythmisch spannendsten Tracks der Platte. Bolsø treibt die Band mit präzisen Akzenten voran, während die Gitarren sich in einem Wechsel aus Tremolos und komplexen Mustern austoben. Der Song wirkt wie ein ständiges Vor- und Zurückkippen, was ihn angelegentlich lebendig macht.
Stimme mit harschem Charakter
»Vermicular Heritage« ist wiederum direkter gehalten. Die Riffs erinnern an den frühen Stil der Band, ohne altmodisch zu klingen. Gerade Fans der ersten Alben werden hier viel wiedererkennen. Johnsen liefert eine seiner intensivsten Performances auf »Siltskin«. Man spürt, wie gut seine Stimme mit dem harschen Charakter des Stücks harmoniert.
»On These Bones« gibt dem Album eine kurze Atempause, zumindest im relativen Sinne. Das Tempo ist moderater, doch die Atmosphäre bleibt angespannt. Die Melodien wirken etwas offener, was dem Track einen leicht erzählerischen Charakter verleiht. Hier zeigt sich besonders gut, wie sicher BLOOD RED THRONE mittlerweile darin sind, kleine Nuancen in ihren Sound einzubauen, ohne ihre Grundlinie zu verlieren.
Den Abschluss bildet »Marrow Of The Earth«, ein zähes, schwer wirkendes Finale. Der Song klingt, als wolle die Band noch einmal alles bündeln, was »Siltskin« ausmacht. Erdige Tiefe, präzise Härte, dichte Gitarrenwände und ein Gesang, der nicht versucht, über dem Mix zu stehen, sondern sich mitten hineinfrisst. Gerade diese Kompaktheit macht den Schlusspunkt so stark.
Gekannte Stärken, Erfahrungen und Energien werden im vollen Ausmaß dargeboten
»Siltskin« ist ein Album, das zeigt, warum BLOOD RED THRONE seit Jahren zuverlässig abliefern. Es gibt keine Experimente, die bloß um ihrer selbst willen eingebaut wurden. Stattdessen hört man eine Band, die ihre Stärken kennt und sie mit Erfahrung und Energie ausspielt. Der Sound ist klar, druckvoll und lebendig, die Songs sind abwechslungsreich genug, um über die gesamte Länge zu tragen. Wer Death Metal schätzt, der hart, technisch sauber und dennoch dreckig im besten Sinne ist, bekommt hier genau das.
Fazit: BLOOD RED THRONE beweisen mit »Siltskin«, dass sie nach wie vor eine kraftvolle Kraft im Death-Metal sind.
Tracklist
01. Scraping Out The Cartilage
02. Beneath The Means
03. Husk In The Grain
04. Necrolysis
05. Anodyne Rust
06. Vestigial Remnants
07. Vermicular Heritage
08. On These Bones
09. Marrow Of The Earth
Besetzung
Daniel ‚Død‘ Olaisen – Guitar
Sindre Wathne Johnsen – Vocals
Freddy Bolsø – Drums
Ivan ‘Meathook’ Gujić – Guitars
Stian Gundersen – Bass

