Die legendäre Schweizer Band kehrt zum Leben zurück. CORONER ließen 32 Jahre vergehen seit ihrem letzten Album. In der Zwischenzeit erlangten sie Kultstatus, wurden zu Legenden, und ihre älteren Alben erhielten immer mehr Anerkennung. Sicherlich kreisten in diesem Kontext riesige Erwartungen um die Veröffentlichung des neuen Albums „Dissonance Theory„.
Kraftvolle Riffs und aggressive Melodien
Ein sehr atmosphärischer, cinematischer Start wie aus einem Horrorfilm eröffnet das Album. „Oxymoron“ ist ein kurzes Intro, bevor kraftvolle Riffs in „Consequence“ einsetzen. Solider Rhythmus, überwältigend starke Riffs, eine sehr direkte Melodie, aggressiv, unerbittlich. Der Sound von CORONER, wie wir ihn kennen, ist hier. Technisch, massiv, ein dichter Sound. Und eine melodische, ruhigere Passage, aber mit progressivem Fußabdruck, schafft einen guten Übergang zu einer erneuten Explosion wütender Akkorde und einem rasiermesserscharfen Solo, sehr verwoben und technisch. Groovige Rhythmen und eine solide Rhythmussektion mit prominentem Bass beeindrucken. Schwer, ein guter Start.
CORONER waren unterschätzt, während sie aktiv waren, aber mit der Veröffentlichung von fünf Alben und einer Compilation in acht Jahren erlangten sie Bekanntheit in Underground-Kreisen, mit einer Musik, die sich stetig weiterentwickelte, während sie ihre einzigartige Identität bewahrten. Anfang 1985 gegründet, als Thrash-Metal-Band. Viele Gründe führten 1996 zur Auflösung, und die Band wurde für 14 Jahre auf Eis gelegt. 2010 formierten sie sich neu, hauptsächlich für kurze Festivalauftritte. Keine neue Musik von ihnen bis jetzt.
Midtempo-Melodien
Ein weiteres technisches Schaustück ist in „Sacrificial Lamb“ zu hören. Ziemlich Midtempo, sehr melodisch, wieder mit Akzent auf Bass und Vocals. Erst in der zweiten Hälfte des Songs gewinnen sie die technische Meisterschaft zurück, für die sie berühmt sind, in einer instrumental sehr anspruchsvollen Passage. Noch langsam, aber immer näher an dem, was wir von CORONER erwarten. „Cirsium Bound„, atmosphärisch am Anfang, heruntergestimmte Riffs und eindringlichere Vocals. Aber aggressiv genug, um zu beeindrucken – außer der sehr ambienten Bass- und Drums-Passage in der Mitte, die nicht der inspirierteste Moment der Band ist.
Das Trio besteht aus den Gründungsmitgliedern Tommy T. Baron an den Gitarren (auch bekannt als Tommy Vetterli – 69 Chambers, ex-Clockwork, ex-Kreator, ex-Tar Pond, ex-Voodoocult (live)) und Ron „Royce“ (Ronald Broder) – Vocals, Bass sowie seit 2014 Diego Rapacchietti am Schlagzeug (69 Chambers, Charly Sahona, ex-Paganini, ex-Silent Memorial, Mr. Symarip, ex-Eluveitie (live), ex-Venturia, ex-Angi Schiliro, ex-Zero).
Solide Riffs, „Symmetry“ beginnt sehr vielversprechend, in-your-face Vocals, schnelles Tempo, massiver Sound. Immer noch melodisch, aber die gesamte Instrumentierung wird wütender, giftiger. Die schnellen Riffs passen gut in die Musik. Ein melodisches Solo und eine ambiente, fast ruhige Passage unterbrechen den Flow des soliden Starts. Als die Gitarre zurückkehrt, schließen die guten Riffs den Song auf einer hohen Note ab.
Der Gesamtsound tendiert mehr zu Groove
Die Produktion ist erstklassig, wie erwartet. Der Sound ist dicht, sehr präzise, alles gut ausbalanciert. Enorm beeindruckender Bass – tatsächlich ist die gesamte Rhythmussektion wie ein Schweizer Uhrwerk: präzise, druckvoll, punktgenau, beeindruckend. Sie klingen tight, und die Thrash-Teile sind wirklich gut und dynamisch. Selbst die ambienten Teile sind gut produziert und tief atmosphärisch.
Sehr langsam und melodisch, „The Law„, groovy, mit progressiver Gitarre, aber langsam, repetitiv und nicht sehr inspiriert im Refrain. Aber einige Momente sind sehr gut, dicht und technisch – leider sehr kurz. „Transparent Eye“ hat einige Akzente von der Sologitarre, die sehr gut in den Song integriert sind, ansonsten solide Riffs, die in generische Groove-Rhythmen und eine Dosis Melodie schmelzen. Apropos Melodie – die ist gut, inspiriert, auch einige echte Thrash-Metal-Momente sind im Song, aber hier ist das mehr eine Ausnahme vom allgemeinen Sound.
Verwobene Kompositionen und aggressive Riffs
Akustischer Start in „Trinity„, wieder langsam und melodisch. Aber die Riffs stammen mehr aus ihrer progressiven Phase, und verwobene Kompositionen lassen die guten Charakteristika der Band in diesem Song an die Oberfläche kommen. Es ist Thrash, die Gitarren liefern eine solide aggressive Schicht. Die Dosis Melancholie, die die Vocals mitbringen, integriert sich gut in den Song – im allgemeinen Kontext des Albums machen die sehr guten Riffs diesen Song zu einem Höhepunkt, mit so soliden Momenten.
Das Uptempo bleibt in „Renewal„, die legendären aggressiven Riffs kehren zurück – solide, druckvoll, voller Rhythmus. Wütende und unversöhnliche Drums, konfrontative Vocals, intensive Instrumentierung. Galoppierende Riffs klingen sehr inspiriert, mahlend, tight und präzise. Und beim Solo bleiben die wütenden Riffs im Hintergrund, keine ambienten, ruhigen Passagen mehr. Rebellisch, angreifend – dieser Song ist, was CORONER ausmacht. Ein eindeutiger Höhepunkt.
Das Album kommt mit „Prolonging“ zu seinem Ende, und die gute Stimmung setzt sich fort. Die Riffs bleiben massiv, guter Rhythmus. Selbst die finalen Passagen, gespielt auf einer Hammond-Orgel, passen so gut zum Song. Und in den finalen Momenten kehrt der Sound zu dem zurück, was am Anfang des Albums war – cinematische Klänge, gesprochene Passagen, ambient. Der Kreis hat sich geschlossen. Aber ein gutes Ende.
Eine Mischung aus melodischer und technischer Komplexität
Nicht die Offenbarung, die wir erwarten, aber eine gute Arbeit. Wahrscheinlich kam das allgegenwärtige Midtempo als kleine Enttäuschung. Erinnert stark an das, was mit Kreator passierte, als sie sich nach den extrem guten ersten Jahren in viel melodischere Gefilde begaben. Der Übergang von rein technischem und aggressivem Thrash Metal zu melodischem Metal ist etwas schwer zu verdauen. Die progressiv durchsetzte Phase von CORONER ist noch erkennbar, aber in geringerem Tempo.
Langsamer, melodischer, weniger eindringlich – der Sound von CORONER ist wieder einmal anders. Nicht sehr experimentell, wie sie es einmal waren, zu viel Groove und Melodie. Manchmal näher an Melodic Death Metal, manchmal fast Heavy Metal in den langen Solos, aber sie kehren immer zu schwerem Sound und technisch komplexem zurück – aber auf dem Album ist das nur die Hälfte der Musik. Ständig wechselnder Rhythmus und die Suche nach ruhigeren, vermittelnden atmosphärischen Passagen.
Ungewöhnlich heutzutage, wenn fast jeder die besten Songs an den Anfang eines Albums stellt – hier startet das Album ziemlich schwach, repetitiv und nicht die inspiriertesten Kompositionen. Aber die finalen Songs bringen den CORONER-Sound zurück, wie wir ihn kennen und auf diesem Album erwarteten. Massiv, technisch und kraftvoll. Sie gewinnen am Ende die Freude am Spiel zurück, die Inspiration war zurück, und das macht sicher Lust auf mehr. Nicht nur aus Nostalgie, sondern weil das Album sehr gute Momente und ein beeindruckendes Finale hat – eine Empfehlung.
Fazit: CORONER kehren mit „Dissonance Theory“ zurück, aber ruhiger, melodischer, nicht auf dem Niveau ihrer älteren Alben.
Tracklist
01. Oxymoron
02. Consequence
03. Sacrificial Lamb
04. Cirsium Bound
05. Symmetry
06. The Law
07. Transparent Eye
08. Trinity
09. Renewal
10. Prolonging
Besetzung
Ron „Royce“ Broder – Vocals, Bass
Tommy T. Baron – Guitars
Diego Rapacchietti – Drums