Die dänische Band AFSKY präsentiert mit „Fællesskab“ ihr neuestes Werk – ein Name, der sich in den letzten Jahren sowohl in der dänischen als auch in der europäischen Szene fest etabliert hat. Mit diesem Album zeigen AFSKY Reife und ein vollständig entwickeltes Klangbild, das die charakteristischen Elemente der Band beibehält, dabei aber neue Facetten ihres Sounds offenbart.
Eine dunkle, kalte Atmosphäre
Ein Kinderlied, das an Tempo verliert und sich verzerrt, eröffnet das Album – kurz darauf setzt mit „Velkommen Til Livet“ klassischer Black Metal ein. Langsam gespielte, tremolierte Gitarren entfalten eine traurige, melancholische Melodie, bis die markerschütternden Schreie einsetzen und der Sound massiv anschwillt. Die infernalen, gequälten Vocals fügen sich perfekt in die düstere Atmosphäre und die unheilvolle Melodielinie ein. Ein Stück voller Trauer und Kälte – ein eindrucksvoller, kraftvoller Einstieg in das Album.
AFSKY wurden 2015 in Kopenhagen gegründet und sind das Soloprojekt von Ole Pedersen Luk, der sämtliche Instrumente, den Gesang, das Songwriting sowie Aufnahme und Mischung verantwortet. Für die Albumaufnahmen stand ihm jedoch erneut Martin Haumann am Schlagzeug zur Seite – derselbe Drummer, der bereits auf den ersten beiden Alben spielte und auch live Teil der Band ist.
„Den Der Ingenting Ved Tvivler Aldrig“ bringt deutlich mehr Tempo – mit erbarmungslosen Drums und aggressiveren Gitarren. Die Atmosphäre bleibt jedoch dieselbe wie im Opener: getragen von der klagenden Leadgitarre. Das Zusammenspiel aus druckvoller Rhythmussektion und gezielten Solos sorgt für Abwechslung, ohne die eisige, abgründige Stimmung aufzulösen. Kompositorisch komplex und voller Atmosphäre – ein echtes Highlight.
Dramatische Vocals und ein depressiver Black-Metal-Sound
Noch melancholischer zeigt sich „Natmaskinen“, in dem die markerschütternden Schreie noch intensiver und dramatischer klingen als zuvor. Hier bewegt sich AFSKY an der Grenze zum Depressive Black Metal – der Sound wirkt verzweifelt, zerrissen, tief leidend. Akustische Elemente treten stärker in den Vordergrund, doch im Zentrum steht der ausdrucksstarke Gesang, der das Stück prägt. Melodisch und zugleich zutiefst trostlos.
Die Produktion ist typisch für Black Metal: roh, aber nicht übersteuert. Alle Instrumente bleiben klar erkennbar, die melodischen Linien gut nachvollziehbar. Der Gesang steht im Fokus, gemeinsam mit der Leadgitarre trägt er die gesamte Atmosphäre. Die Drums halten das rhythmische Fundament, sind aber etwas zu sehr im Hintergrund. Ole Pedersen Luk übernahm erneut Aufnahme und Mischung – wie bei allen bisherigen Veröffentlichungen – und liefert insgesamt eine solide, überzeugende Produktion ab.
Mit „Arveskam“ keimt erstmals ein etwas positiverer Ton auf – im Rahmen des Genres natürlich. Fröhlich ist der Song keineswegs, doch die depressive Grundstimmung rückt etwas in den Hintergrund. Die Vocals bleiben rau, gequält, fast erstickt, doch das Stück verströmt einen oldschooligen Black-Metal-Vibe. Insgesamt weniger melodisch, dafür verzerrter und dynamischer. Tremolierte Gitarren und repetitive Riffs führen in einen atmosphärischen, fast ambientartigen Schlussabschnitt über – ein gelungener Übergang und zugleich ein markanter Kontrast.
Eine ruhigere, introspektive Atmosphäre
Glockenklänge leiten „Flagellanternes Sang“ ein und verwandeln die Stimmung in eine noch unheimlichere. Das Stück ist deutlich ruhiger, nachdenklicher, mit reduzierter Instrumentierung und langen Gitarrenpassagen, untermalt von Regengeräuschen. Hier steht die Atmosphäre im Vordergrund – sie wird langsam aufgebaut und steigert sich zu einem dichten, emotional aufgeladenen Klangsturm. Kompositorisch vielschichtig, mit wechselnden Tempos und Stimmungen, wirkt der Song dramatisch und intensiv. Wieder sind es die Gitarren, die die traurige Grundstimmung tragen – ein zentrales Merkmal von AFSKY.
Das abschließende „Svanesang“ beginnt mit einer dichten Wand aus Sound: aggressiv, kompakt, mit harschen Vocals und präsenten Drums. Danach bricht der Song in ein langsames, akustisches Zwischenspiel aus, erfüllt von Trauer und Verzweiflung. Dann kehrt er zurück zu seiner ursprünglichen Kraft, allerdings mit abrupten Tempowechseln und teils widersprüchlichen Passagen. Der Fluss wirkt zeitweise unterbrochen, doch das Stück gewinnt zum Ende wieder an Stärke. Glocken und Donner beschließen das Album – der Kreis schließt sich, während das Zwitschern der Vögel ein versöhnliches, fast hoffnungsvolles Ende andeutet.
Mehr Melancholie und Tiefe im AFSKY-Sound
AFSKY bleiben klar im Black Metal verankert, doch „Fællesskab“ ist stärker von Melancholie und Traurigkeit geprägt als frühere Werke. Diese Tendenz war zwar bereits zuvor spürbar, doch diesmal dominiert sie das Klangbild. Zugleich wagt Ole Pedersen Luk erneut Experimente – keine Neuerung für AFSKY, aber hier besonders ausgeprägt. Die teils abrupten Tempowechsel und melodischen Brüche könnten etwas kontrollierter wirken, doch insgesamt bleibt das Album kraftvoll, emotional und eigenständig.
„Fællesskab“ zeigt die Entwicklung einer Band, die ihren Sound weiter formt und vertieft. Das Werk entfaltet sich von einem langsamen, düsteren Beginn hin zu melodischeren und aggressiveren Passagen – ein Album, das alle Dimensionen des AFSKY-Klangs einfängt und ein bedeutendes Kapitel in ihrer Diskografie darstellt.
Fazit: Eine gute Balance zwischen Melodie und Aggression – mit „Fællesskab“ führen AFSKY ihren düsteren, atmosphärischen Sound konsequent fort.
P.S. AFSKY werden das Album am 02.11. im Rahmen ihrer „European Flagellation Tour 2025“ im Viper Room live präsentieren – wer die Atmosphäre der Band hautnah erleben möchte, sollte sich unbedingt Tickets sichern.
Tracklist
01. Velkommen Til Livet
02. Den Der Ingenting Ved Tvivler Aldrig
03. Natmaskinen
04. Arveskam
05. Flagellanternes Sang
06. Svanesang
Besetzung
Ole Pedersen Luk – All instruments, Vocals
Martin Haumann – Drums