DEFACING GOD – The Resurrection of Lilith

DEFACING GOD – The Resurrection of Lilith

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Band: DEFACING GOD
Titel: The Resurrection of Lilith
Label: Napalm Records
VÖ: 02/09/22
Genre: Melodic Death Metal

Bewertung:

3,5/5

DEFACING GOD beschwören mit ihrem Debütalbum „The Resurrection of Lilith“ in melodisch-infernaler Weise alte Dämonen herauf. So unbarmherzig wie die Geschichte, die in diesem Konzeptalbum erzählt wird, ist auch dessen musikalische Untermalung: DEFACING GOD balancieren geschickt zwischen Death und Black Metal, der angereichert ist mit symphonischen Elementen, die an Bands wie CRADLE OF FILTH, CARACH ANGREN und DIMMU BORGIR erinnern.

Die Wiederbelebung eines Mythos

Die dänische Death-Metal-Truppe wurde 2017 von Growlerin Sandie „The Lilith“ Gjørtz und Drummer Michael Olsson gegründet. Sandies Pseudonym „The Lilith“ verrät bereits, worum sich die Texte der Band drehen. Um den weiblichen Dämon Lilith kursieren Mythen aus verschiedensten Überlieferungen, die sie unter anderem als Kindsmörderin oder Unterweltgöttin bezeichnen. Lilith symbolisiert allerdings auch Widerstand und die Selbstständigkeit der Frau, weswegen sie sogar als Symbol der Emanzipation gilt.

In „The Resurrection of Lilith“ werden diese Mythen aufgegriffen und in einem Konzeptalbum verpackt. Wenn man sich einmal mit den alten Überlieferungen auseinandergesetzt hat, versteht man die Idee hinter dem Album noch besser, was ich als Mehrwert sehe.

The Invocation Part I, II und III

Neben den Überlieferungen zu Lilith werden Erzählungen von zwei weiteren weiblichen Dämonen verarbeitet. Dabei handelt es sich um Jezebel und Abyzou, die in den Liedern „The Invocation Part II ‘Jezebel‘“ und „The Invocation Part III ‘Abyzou‘“ vorgestellt werden. Der erste Part beschäftigt sich mit der Beschwörung von Lilith, wo das musikalische Thema erstmals vorgestellt wird, das in den anderen beiden Parts ähnlich wiederkehrt. Die schnellen, galoppierenden Drums gleich zu Beginn stechen sofort hervor, sowie die mystischen, langsameren Passagen, in denen die Beschwörungsformel aufgesagt wird. Ein klarer Pluspunkt ist, dass die drei Teile story- und musiktechnisch zusammenhängen. Die symphonischen Elemente tragen ebenfalls positiv zur Dramaturgie bei.

Die Drums dominieren hier zu sehr für meinen Geschmack und übertünchen leider die Gitarren fast zur Gänze. Dass die Gitarren immer wieder im Blastbeat-Gewitter untergehen, ist mir auf diesem Album öfter aufgefallen – ein ärgerliches Defizit, denn auf „The Resurrection of Lilith“ gibt es einige hörenswerte Nackenbrecher-Riffs. Bestes Beispiel sind die Gitarrenparts in Part II und III, die von den Drums fast gänzlich verschluckt werden. Im ersten Part wird den Gitarren zumindest so viel Raum gelassen, dass man sie wahrnimmt und sie zur Dramatik des Songs positiv beitragen. Durch das Schlagzeug leidet auch die Verständlichkeit der Lyrics. Man muss schon sehr genau hinhören, um Sandie zu verstehen und etwas von der Story mitzubekommen.

Eine dämonische Schwesternschaft auf Vergeltungsjagd

Die drei Dämonen vereinigen sich in „Rise of the Trinity“ zu einer bösen Schwesternschaft. Die rapiden Trommelschläge weichen zum größten Teil langsameren Beats. In diesem Song stehen der gutturale Gesang und die orchestrale Untermalung im Vordergrund. Insgesamt klingt der Song schön mystisch und bedrohlich. Man erkennt klar den Spannungsbogen, der sich in einem hymnenhaften Ende entlädt.

In „The End of Times“ werden wieder härtere Geschütze aufgefahren. Das Tempo wird hochgeschraubt, der Beginn mit wilden Blastbeats eingeleitet, aber die Explosion entfacht das Riff. Diesem Riff hätte meiner Meinung nach mehr Platz eingeräumt werden können, weil es total mitreißend ist.

Gepeinigte Frauen und ihr Verlangen nach Rache

Dass die Anlehnung an Black Metal mit den aggressiven Blastbeats nicht optimal zu DEFACING GOD passt, fällt umso mehr auf, wenn man sich „Echoes from Fulda“ anhört. Für mich ist es eines der besten Lieder, weil mehr Fokus auf den Gitarren und Sandies Growls liegt. Hier unterstützen die Drums geschickt das stampfende Riff und die symphonischen Elemente. Man kommt außerdem wiederholt in den Genuss des dröhnenden Basses, der die Düsternis des Songs zusätzlich betont.

Dasselbe gilt für „Death Followed Like a Plague“, welches mit Abstand das melodischste Lied des Albums ist und sich schnell im Gedächtnis manifestiert. Die ruhigere, musikalische Atmosphäre der beiden Songs erleichtert es einem, der Geschichte zu folgen, weil man die Lyrics sehr gut versteht. Somit wird die Brutalität weniger durch aggressives Getrommel und mehr durch grausame Worte erzeugt.

Thematisch fokussieren sich die restlichen Lieder weniger auf die düstere Schwesternschaft direkt. Es wird stattdessen von Frauen erzählt, die als Hexen verbrannt, oder anderswie exekutiert worden sind. „In the Land of Rain and Sorrow“ behandelt Themen wie Ketzerei und Blasphemie, während „Into the Mist of Memories“ offenbar von einem ruhelosen, mordenden Geist erzählt.

Von überdominanten Drums erschlagen

Das Problem mit dem Schlagzeug wird in „Enslaved“ abermals verdeutlicht: An sich punktet der Song mit verschiedenen Level der Grausamkeit und Brutalität, die durch Tempowechsel und Symphonie erzeugt werden. Die ganz schnellen Passagen stören mich hier wieder, weil man so gut wie nichts vom Text versteht und man eine Art akustischen Overkill erleidet. Dasselbe gilt für die letzten beiden Lieder, wobei es in „Into the Mist of Memories“ noch ein bisschen extremer auffällt als in „In the Land of Rain and Sorrow“. Letzteres gestaltet sich insgesamt mystischer. Hier sickert wiederholt dröhnend der Bass durch die Noten. Die Mystik wird gut untermalt von symphonischen Spielereien.

Ein Debütalbum mit großem Potenzial

Insgesamt betrachtet hält sich meine Begeisterung für „The Resurrection of Lilith“ in Grenzen. Mein erster Kontakt mit DEFACING GOD hat mich vor ca. einem Jahr komplett ausrasten lassen, weil mir deren Single „Succumb the Euphoria“ extrem gut gefallen hat. Entsprechend enttäuschend empfand ich die erste Singleauskopplung „Rise of the Trinity“, eben wegen der Blastbeats, die mir hier zu viel Raum einnehmen. Bei „Succumb the Euphoria“ stehen Vocals, Gitarren und Bass in einem guten Gleichgewicht zu einander und werden von den Drums gekonnt vorangetrieben.  

Die Annäherung an Black Metal ist für die Dänen naheliegend, kann allerdings noch verbessert werden. In der Bandbeschreibung wird ihr Genre zwar als melodischer „Death“ Metal bezeichnet, hat für mich aber eine zu starke Schwarzfärbung.

Der Fokus auf den Mythos um Lilith ist prinzipiell ein netter Schachzug, aber mir ist es so vorgekommen, als hätte die Band sich mehr auf das Storytelling konzentriert als auf die Musik. Auch das wäre kein Problem, wenn man sich in der Geschichte vertiefen könnte, was aber schwierig ist, weil man oft wenig von den Lyrics versteht.

Fazit: DEFACING GOD haben mit dem Trommelwirbel um ihr Debüt „The Resurrection of Lilith“ etwas über das Ziel hinausgeschossen. Trotzdem ist es ein solides Werk mit großem Potenzial!

Tracklist

01. Black Moon
02. The Invocation Part I „Lilith“
03. The Resurrection
04. The Invocation Part II „Jezebel“
05. The Invocation Part III „Abyzou“
06. Rise of the Trinity
07. The End of Times
08. Echoes From Fulda
09. Death Followed Like a Plague
10. Enslaved
11. In the Land of Rain and Sorrow
12. Into the Mist of Memories

 

Besetzung

Sandie Gjørtz – Vocals
Signar Petersen – Lead Guitar
Christian Snapholt Nielsen – Rhythm Guitar
Michael Olsson – Drums
Rasmus „Kalke“ Nielsen – Bass

 

Internet

DEFACING GOD – The Resurrection of Lilith CD Review

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