Das sechste Album der Progressive-Technical-Death-Metal-Band aus San Francisco. Eine Band, die auf all ihren Veröffentlichungen einen ganz eigenen Stil kultiviert hat – durch das Verschmelzen unterschiedlichster Einflüsse. FALLUJAH haben sich im Lauf ihrer Karriere drastisch weiterentwickelt und dabei ihren charakteristischen Sound gefunden.
FALLUJAHs neues Werk zeigt ihren typischen Sound zwischen Progressivität, Technik und Deathcore
Der Opener „In Stars We Drown“ beginnt atmosphärisch und offenbart sofort die FALLUJAH-DNA: klagende Gitarren, fein komponierte Ambient-Elemente, melancholisch gefärbt und technisch ausgefeilt. Rhythmuswechsel, der Wechsel von cleanem und gescreamtem Gesang – all das ist typisch für FALLUJAH. Dennoch wirkt der Song eher wie ein stimmungsvolles Intro, das das Klangbild des Albums vorbereitet.
Die Band wurde 2007 in San Francisco gegründet. Ursprünglich im Deathcore verwurzelt, entwickelte sich ihr Sound zunehmend in eine technischere Richtung. Ihr Album The Flesh Prevails von 2014 gilt bis heute als Meilenstein – sowohl für die Band selbst als auch für das Genre. Der Nachfolger Dreamless knüpfte an denselben Stil an und festigte ihre Position in der Szene. Nach dem Ausstieg des damaligen Sängers folgte jedoch mit Undying Light ein stark polarisierendes Album. Mit Empyrean begann die Rückbesinnung auf ihren etablierten Stil – Xenotaph setzt genau dort an und bringt ihn zur vollen Entfaltung.
„Kaleidoscopic Waves“ beginnt mit voller Wucht, zieht sich aber in ruhige Passagen mit sanftem Gesang und zurückhaltender Instrumentierung zurück. Im Refrain entlädt sich dann die volle Energie in melodischen Soundscapes mit deutlichem Ambient-Einschlag. Die dynamische Vielfalt macht diesen Track besonders lebendig. Die Solos sind mehrschichtig und hochkomplex – progressives Songwriting trifft auf melodische Finesse. Ein echtes Highlight.
Progressive Kompositionen, technisch brillant umgesetzt
Ob als Progressive Death Metal, Technical Deathcore oder Technical Death Metal bezeichnet – FALLUJAHs Stil ist eine Mischung aus all diesen Spielarten. Und sie beherrschen es hervorragend, diese Einflüsse zu verweben und in einen eigenständigen Ausdruck zu bringen. Die Kompositionen sind progressiv geprägt, der Gesang klar im Death-Metal-Bereich mit deutlichen Metalcore-Anleihen, während das instrumentale Fundament problemlos als Technical Death Metal durchgeht: extrem präzise und virtuos umgesetzt.
„Labyrinth Of Stone“ startet wie ein lupenreiner Tech-Death-Track – mit komplexen Solos und einem treibenden Rhythmus. Weniger melodisch als andere Stücke, dafür aggressiver und direkter, mit einem Sänger, der seine ganze stilistische Bandbreite zeigt. Die Gitarrenarbeit ist – wie inzwischen gewohnt – beeindruckend: polyrhythmisch, komplex, dominant. „The Crystalline Veil“ dagegen beginnt atmosphärischer, der Gesang ist theatralisch und wechselt oft die Tonlage. Flüssige Gitarrenlinien treffen auf gnadenlos technisches Riffing.
Scott Carstairs (Leadgitarre) ist das einzige Gründungsmitglied aus dem Jahr 2007, das bis heute dabei ist. Im Laufe der Jahre kam es zu zahlreichen Besetzungswechseln, die den Sound der Band immer wieder mitgeprägt haben. Die aktuelle Besetzung auf dem Album besteht aus Kyle Schaefer (ehemals Archaeologist) am Mikrofon, Evan Brewer (u. a. Ex-The Faceless, Ex-Entheos) am Bass und Sam Mooradian an der Gitarre. Einen festen Drummer gibt es aktuell nicht – auf dem Album saß der Session-Drummer Kevin Alexander La Palerma (u. a. Brought by Pain, Demise of the Crown) hinter dem Kit.
„Step Through the Portal And Breathe“ bringt verschachtelte Solos, einen guten Groove und ein insgesamt etwas langsameres Tempo. Atmosphärisch bleibt es, doch Gesang und Komposition sind aggressiver geprägt. Die Riffs kommen abrupt und kantig, stellenweise sind Djent-Einflüsse hörbar – ein Markenzeichen von FALLUJAH, das schon länger zu ihrem Sound gehört.
Klar und modern produziert
„A Parasitic Dream“ beginnt mit weit entfernten, geschrienen Vocals – dann folgt ein klanglicher Frontalangriff, der komplex konstruiert ist. Hier verschmelzen alle Stilrichtungen miteinander, ohne dass der Song beliebig wirkt. Im Gegenteil: Er bleibt geschlossen und überzeugend. Die Melodik tritt wieder zugunsten der Technik in den Hintergrund. Dennoch ist es ein dramatisches Stück, voller musikalischer Ideen.
Die Produktion ist kristallklar – eine großartige Arbeit. Jeder Ton sitzt perfekt, alles ist klar durchhörbar und an seinem Platz. Eine Musik wie diese braucht eine solch präzise Produktion, um vollständig wirken zu können. Fans von rauem Old-School-Death-Metal könnten mit diesem glatten, modernen Sound ihre Mühe haben. Textlich bewegt sich die Band in philosophischen, emotionalen und gesellschaftlichen Themen – allegorisch und symbolisch aufgeladen.
„The Obsidian Architect“ wartet mit einer neuen Gesangsform auf – ein roboterhaft verzerrter Sprechgesang eröffnet den Track. Dann folgen verzweifelte Screams, gutturale Growls und cleane Passagen, unterstützt von höllischen Riffs und einer wuchtigen Rhythmussektion. Intensiver Technical Death Metal mit Blastbeats, hallenden Solos, Tempowechseln – aggressiv, aber dennoch melodisch. Ein weiteres Highlight.
Ein permanenter Angriff aus strukturierten Solos und markantem Bass
Der Titeltrack „Xenotaph“ beschließt das Album und bringt nochmals alle Elemente zusammen, die FALLUJAH heute ausmachen: harsche Growls, aggressive Screams, überraschende atmosphärische Breaks, verschlungene Solos, bedrohliche Riffs, frenetisches Drumming, ein weitläufiges Klangbild und jazzige Bassläufe. Die Intensität der Musik kulminiert in diesem Song – ein kleines Opus.
Ein solides Album, das sich qualitativ nicht weit von den bisherigen Veröffentlichungen der Band entfernt. Im direkten Vergleich fällt auf: Die Entwicklung geht klar weiter in Richtung Progressivität und technische Finesse. Die atmosphärischen Gitarrenleads und die ausgefeilten Klanglandschaften bleiben dabei prägend. Melodisch bleibt das Album, wenn auch etwas zurückhaltender als frühere Werke.
Ein ständiger Ansturm aus vielschichtigen Riffs und ein Bass, der sich förmlich ins Gedächtnis einbrennt. Die vielseitigen Gesangsstile hinterlassen Eindruck – Growls, Screams, Clean-Vocals und alles dazwischen. Klanglich pendelt die Band mühelos zwischen langsamen, jazzig gefärbten Momenten und komplexem, technisch versiertem Death Metal. Und im Hintergrund stets diese Leadgitarre, die unaufhörlich eine wehmütige Melodie weint. Ohne jeden Zweifel ein typisches FALLUJAH-Album – und ein starkes obendrein. Eines, das bleibt.
Fazit: Mit Xenotaph verfeinern FALLUJAH ihren Stil, zeigen sich gereift und festigen ihren Platz innerhalb ihrer Nische.
Tracklist
01. In Stars We Drown
02. Kaleidoscopic Waves
03. Labyrinth Of Stone
04. The Crystalline Veil
05. Step Through the Portal And Breathe
06. A Parasitic Dream
07. The Obsidian Architect
08. Xenotaph
Besetzung
Scott Carstairs – Guitars
Kyle Schaefer – Vocals
Evan Brewer – Bass
Sam Mooradian – Guitars