Das zweite Album von MYSTIC CIRCLE in diesem Jahr ist ein originelles Konzeptalbum – eine Lektion über die Inquisition im Mittelalter. Es folgt auf ihr Compilation/Reedition-Album „Kriegsgötter MMXXV“ und verspricht ein interessantes Erlebnis zu werden, musikalisch den etablierten Stil der Band fortsetzend.
Epischer Auftakt mit charakteristischem Sound
Ein kurzes cinematisches Intro, und dann direkt in den aggressiven, aber melodischen Black Metal – die typische MYSTIC-CIRCLE-Musik, ein Sound, der authentisch und leidenschaftlich ist. „Luciferian“ hat Tremolo-gepickte Gitarren, höllische Schreie, finstere Shrieks und sehr melodische, verwobene Solos. Das Markenzeichen von MYSTIC CIRCLE in letzter Zeit – die femininen Vocals, die einen Kontrast zur höllischen Musik bringen – sind mit den Gastvocals präsent. Der Song hat auch eine epische Dimension, eine triumphale Stimmung. Eine starke Eröffnung des Albums.
MYSTIC CIRCLE wurde 1992 von Beelzebub (Marc Zimmer, auch bekannt als Graf von Beelzebub) gegründet, der Vocals, Gitarre, Bass und Keyboards übernahm, sowie A. Blackwar (Sven Meesters, auch bekannt als Aaarrrgon) an Drums, Gitarre und Keyboards. 1999 verließ Blackwar die Band, kehrte aber 2021 zurück und revitalisierte das Projekt. Seitdem hat MYSTIC CIRCLE erneuten Erfolg erlangt, ihre nachfolgenden Alben erhielten positive Rezensionen von Publikum und Presse. Besondere Erwähnung verdienen die Gastvocals von Sarah Jezebel Deva (ex-Cradle Of Filth, The Kovenant) und Karo Hafke (Umbra Et Imago, Giants Causaway), die mit ihrer Präsenz dem Band-Sound eine besondere Dimension verleihen.
„The Scarlet Queen of Harlots“ hält das Uptempo bei, hämmernde Drums, eindringliche Vocals, verdoppelt durch einen engelhaften Chor im Hintergrund. Dämonische Shrieks machen einen starken Eindruck, ebenso wie ein zweiter, Backing-Vocal mit Growls. Mehr in Richtung Death Metal, immer noch mit Black-Momenten, sehr gut miteinander verschmolzen. Das gute Tempo wird von einer guten Melodielinie unterstützt, auch eine okkulte Atmosphäre – insgesamt ein guter Song und ein Höhepunkt.
Exzellente Produktion für komplexe Klanglandschaften
Die Produktion ist, wie üblich bei MYSTIC-CIRCLE-Alben, immer sehr gut. Klar, gut ausbalanciert. Sehr klare Gitarren, dynamische und druckvolle Rhythmussektion, großartige Vocals und alles andere, was sie einbringen – Effekte, Keyboards, cinematische Momente. Die Gastvocals sind sehr gut gemischt und machen einen starken Impact, bringen auch neue stilistische Richtungen, die auf älteren Alben nie zuvor zu finden waren.
„Hexenbrand 1486“ erkundet das Konzept des ‚Malleus Maleficarum‘, des Hexenhammers, der 1486 in Speyer, Deutschland, geschrieben wurde. Der zweite Teil des neuen Albums taucht in das Leben von Heinrich „Institoris“ Kramer ein, dem Autor des Hexenhammers. Kramer verkörpert alles Verabscheuungswürdige an der Kirche – ein abscheuliches, sadistisches Individuum, das christliche Schriften nutzte, um seinen Groll gegen Frauen auszudrücken.
Ein leichter Keyboard-Song kommt zu „Boogeyman„, sprechende Vocals mit dämonischem Ton kontrastieren, unterstreichen aber die Atmosphäre. Unerbittliche Drums vervollständigen all das, und bald entwickelt sich der ambiente und melodische Moment in einen direkten und aggressiven Sound. Die Songs sind gleichzeitig authentisch, folgen aber einer melodischen Richtung, die sie alle vereint. Langsamer, aber dennoch höllisch bringt „In the Sign of the Goat“ eine bedrückende Atmosphäre und Sound. Wieder machen die zarten femininen Vocals alles verstörender und geben dem Song auch ein Gothic-Metal-Gefühl. Ein sehr gutes Riff, das Teile des Songs dominiert, ist kraftvoll, sehr effektiv und beeindruckend.
Vielfalt in Tempo und Atmosphäre
Finstere Musik ändert die Atmosphäre wieder in „Ghost of Whitechapel„, dann unterstreicht ein gesprochener cleaner Vocal-Reim das. Ein Song mit einem anderen Ansatz und einer anderen Atmosphäre – nicht so aggressiv, auch nicht übermelodisch, aber introspektiver. Dennoch mit dynamischen Passagen. Ein Solo bringt ein Heavy-Metal-Gefühl. Der nächste Song „Institoris (Heinrich Kramer)“ ist nur ein kurzes Zwischenspiel – symphonische Orchestrierung und eine gesprochene Strophe, die die vom berüchtigten Inquisitor begangenen Gräueltaten beschreibt.
Die Reise setzt sich fort mit „The Bible of Witch Chase“ – rhythmisch und melodisch. Ein sehr gutes Tempo, eine gute Melodielinie, meist in einer Stilmischung, die nicht unbedingt Black oder Death Metal ist, auch kombiniert mit Anklängen mittelalterlicher Lieder. Der Song drückt aus und fühlt sich fast positiv an mit der fröhlichen Melodielinie – irgendwie seltsam inmitten einer Geschichte, die alles andere als fröhlich ist. Die Texte beschreiben ein dunkles und verdrehtes Bündnis mit dem Teufel, porträtieren Hexen als dämonische Kräfte, getrieben von bösen Begierden. Jedenfalls ein weiterer Höhepunkt.
„Blutschande Unzucht Sodomie“ bringt nach einem leichten Start Aggression und Terror. Voller Wut-Vocals, aber eine Doom-beladene Atmosphäre und langsameres Tempo. Eine kurze elektronische Musik, Synth-Passage, balanciert die klagende Leadgitarre und das komplexe Solo. „Dance on the Wings of Black Magic“ melodisch mit gruseliger Aura, aber melodisch. Und guter Rhythmus – die hart zuschlagenden Drums arbeiten sehr gut mit der emotionalen gesprochenen Passage. Der finale Song „Zeugnis der Verachtung“ ist ein melodisches und introspektives Outro. Man fühlt wirklich wie einen Abschluss einer Geschichte.
Geschichtenerzählen durch musikalische Vielfalt
Kohärente Musik – sie erzählt eine Geschichte und nimmt den Hörer mit auf eine Reise. Und man kann das fühlen, indem man sich einfach von der Musik tragen lässt. Ein einheitliches Werk, aber mit vielen Tempowechseln in jedem Song – von langsamen Passagen zu extrem schnellen, von sehr positiver Atmosphäre zu dämonischer und druckbeladener. Viele Wendungen musikalisch, aber ein vereinender roter Faden kann von Anfang bis Ende verfolgt werden. MYSTIC CIRCLE wissen sicher, wie man eine Geschichte erzählt, und demonstrierten das auf „Hexenbrand 1486“ mit bemerkenswerten Songwriting-Fähigkeiten.
Das Album ist sehr vielfältig, und jeder Song hat seinen eigenen einzigartigen Charakter. Es gibt etwas, das MYSTIC-CIRCLE-Musik interessant und einzigartig macht. Nicht die erste Band, die Black und Death Metal gemischt hat, sie haben nichts Neues erfunden – dennoch bringen sie mit jeder Veröffentlichung in den letzten Jahren neue Facetten ihrer Musik, behalten die für die Band charakteristischen Elemente bei. Und immer ein angenehmes Hörerlebnis, mit genug Atmosphäre- und Melodiewechseln, um stets interessant zu bleiben und einen neugierig und involviert zu halten.
Fazit: MYSTIC CIRCLE liefern mit „Hexenbrand 1486“ eine erfolgreiche Mischung aus Stilen und atmosphärischem Geschichtenerzählen.
Tracklist
01. Luciferian
02. The Scarlet Queen of Harlots
03. Boogeyman
04. In the Sign of the Goat
05. Ghost of Whitechapel
06. Institoris (Heinrich Kramer)
07. The Bible of Witch Chase
08. Blutschande Unzucht Sodomie
09. Dance on the Wings of Black Magic
10. Zeugnis der Verachtung (Outro)
Besetzung
Beelzebub – Vocals, Guitars, Bass, Keyboards
Blackwar – Drums, Guitars, Keyboards

